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  • Pünktchen und Anton Pünktchen und Anton
 

Spielplan 2023/2024

Pünktchen und Anton 6 +

von Erich Kästner
in einer Fassung von Nicole Claudia Weber und Sarah Caliciotti

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 15. Februar 2024 - 10. März 2024
Premiere: 20. Februar 2024
Dauer: 01:55 inkl. Pause
Regie: Nicole Claudia Weber

»Ob wirklich passiert oder nicht, Hauptsache ist, dass die Geschichte wahr ist! Wahr ist eine Geschichte dann, wenn sie genau so, wie sie berichtet wird, wirklich hätte passieren können. Habt ihr das verstanden? Wenn ihr das verstanden habt, habt ihr ein wichtiges Gesetz der Kunst begriffen.«

Erich Kästner. »Pünktchen und Anton«

Reich und Arm, das sind Pünktchen und Anton. Pünktchen heißt eigentlich Luise und hat sich noch nie Sorgen darum machen müssen, ob ausreichend Essen auf dem Tisch steht oder sie ein Dach über dem Kopf hat. Ihre Eltern sind nicht nur erfolgreich, sondern bringen auch jede Menge Geld nach Hause – wenn sie denn mal zu Hause sind. Grund zum Klagen hat Pünktchen nicht: Es gibt Ärmere auf dieser Welt, behaupten zumindest ihre Eltern. Anton zum Beispiel stammt nicht nur aus bescheidenen Verhältnissen, sondern hat seit kurzem auch eine kranke Mutter daheim, um die er sich kümmern muss. Nach der Schule geht er arbeiten, damit die beiden über die Runden kommen. Doch Pünktchen hat die vermeintlich rettende Idee: Sie will einen Flohmarkt veranstalten und ihr Spielzeug verkaufen, um Geld für Anton zu sammeln.

Dass Armut nicht immer etwas mit Geld zu tun hat und dass es gar nicht einfach ist, Freundschaft trotz der gesellschaftlichen Barrieren wachsen zu lassen, erzählt Erich Kästners berühmter Vorkriegsroman. Er zeigt, wie es trotzdem gelingen kann und was die Kraft einer Freundschaft zu bewirken vermag – und nicht zuletzt, wie unvoreingenommen der Blick von Kindern auf die Welt sein kann. Ein Blick, der Unterschiede nicht als Hürde wahrnimmt, sondern als Herausforderung, aufeinander zuzugehen. Und wer weiß: Vielleicht bräuchte es gar nicht so viel mehr, damit die Welt eine bessere würde?
In Kästners Geschichte haben nicht die einen alles und die anderen nichts. Vielmehr haben alle etwas anderes und wenn dieses geteilt wird, hat jede*r plötzlich alles.


Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf, Hamburg

Besetzung

Pünktchen Pogge Katharina Stadtmann
Anton Gast Jonas Graber
Frau Pogge Ursula Anna Baumgartner
Herr Pogge Frank Engelhardt
Frau Gast Claudia Waldherr
Berta Petra Strasser
Ines Shirina Granmayeh
Robert Haris Ademovic
Gottfried Klepperbein Stefan Rosenthal
Herr Bremser / Polizist / Drago Uwe Achilles
Passant*innen / Kund*innen Ensemble
Regie Nicole Claudia Weber
Bühnenbild Daniel Sommergruber
Kostümbild Nina Holzapfel
Licht Barbara Zukal
Dramaturgie Sarah Caliciotti
Assistenz und Inspizienz Natalie Ogris
Hospitanz Fabian Tastel

Kritiken

Der Standard – 28.02.2024

Theater der Jugend kleidet "Pünktchen und Anton" in frisches Gewand

Nicole Claudia Webers Inszenierung des Kinderromans von Erich Kästner verzaubert mit einer Geschichte über wahre Freundschaft

In der Mülltonne vor dem Gemüsegeschäft Habibis Grünes & Buntes rumort und poltert es. Anton Gast (Jonas Graber) sucht nach Zutaten für sein berühmtes Kartoffelallerlei. Seit seine Mutter (Claudia Waldherr) krank ist, unterstützt er sie, wo er nur kann. Ohne ihr Wissen bezahlt er Rechnungen und jobbt, wenn das kärgliche Haushaltsbudget mal besonders knapp ist, nach der Schule als riesiges Stanitzel verkleidet im Eissalon. Dafür kassiert er so manchen hörbar von Bundeskanzler Karl Nehammer inspirierten Spruch: "Du kannst dir ja nicht mal einen Burger für 1,40 Euro leisten."

In dieser herausfordernden Zeit tritt die quirlige Luise Pogge, genannt Pünktchen (Katharina Stadtmann), in Antons Leben. Von Köchin Berta (Petra Strasser) mit Bio-Mahlzeiten bewirtet und vom spanischen Au-pair Ines (Shirina Granmayeh) umsorgt, hatte die Neunjährige bislang keine Ahnung davon, dass es so etwas wie Armut überhaupt gibt. Offenherzig und unvoreingenommen, wie sie ist, schreckt sie aber nicht vor den ärmlichen Verhältnissen ihres Freundes zurück und versucht ihm finanziell unter die Arme zu greifen – selbst wenn das bedeutet, heimlich ihr geliebtes Spielzeug auf einem provisorischen Flohmarkt zu verkaufen.

Spiel mit Kontrasten

n der Neuinszenierung von Erich Kästners Pünktchen und Anton, die vor kurzem im Theater der Jugend Premiere hatte, versetzt Regisseurin Nicole Claudia Weber in eine kunterbunte Welt. Daniel Sommergruber kreierte ein detailverliebtes Bühnenbild wie aus dem Märchenbuch, das auf der drehbaren Theaterbühne in unterschiedlichen Schauplätzen sein ganzes Potenzial entfaltet. Selbst der zwielichtige U-Bahn-Vorplatz, auf dem Pünktchen vor dem Spätkauf-Laden Bauklötze und Teddybären feilbietet, wirkt seltsam heimelig.
Das Fröhliche steht jedoch im krassen Gegensatz zur Lebensrealität der beiden Charaktere. Hierbei wurde an Kontrastmalerei nicht gespart. Anton ist arm, hat aber eine liebevolle, herzliche Mutter, die mit ihm spielt, sooft sie kann. Pünktchen hat wohlhabende Eltern (Ursula Anna Baumgartner, Frank Engelhardt), die allerdings rund um die Uhr arbeiten und sie vor allem mit Materiellem bei Laune halten. Diese Schwarz-Weiß-Malerei bildet die Realität zwar nicht gänzlich ab, hilft aber dabei, soziale Missstände und die Arm-Reich-Schere kindgerecht zu vermitteln. Zugleich verdeutlicht das Stück, dass es Armut nicht nur in monetären Belangen gibt – auch in emotionaler Hinsicht kann man, wie Pünktchen, verarmen.

Graber und Stadtmann verkörpern ihre Rolle so gekonnt, dass man zeitweise vergisst, dass keine Minderjährigen auf der Bühne stehen. Da verzeiht man auch das für Anton-Darsteller viel zu kleine Fahrrad, auf dem er beschwingt durch die Gassen braust.

Der moralische Zeigefinger aus Kästners 1931 erschienenem Roman ist immer noch stramm ausgestreckt und hat nicht an Bedeutung verloren. Weber gelingt es, die Botschaft mit spielerischen Mitteln in die Gegenwart zu transferieren, und macht das Stück nicht nur für Kinder zum wahren Theatergenuss. 

Patricia Kornfeld


Die Presse am Sonntag Kinderzeitung – 25.02.2024

Gemeinsam gegen den Bösen

Weil sie als Baby so klitzeklein war: Pünktchen verrät ihrem neuen Freund Anton, wo ihr Spitzname herkommt. "Pünktchen und Anton" ist ein Kinderbuch von Erich Kästner - vielleicht kennt ihr es ja? Es ist ein Klassiker: Obwohl es fast 100 Jahre alt ist (1931 erschienen), ist es nicht altmodisch. Es ist lustig und behandelt doch ein ernstes Thema: die sozialen Unterschiede in einer Gesellschaft.

Das Theater der Jugend hat das Buch auf die Bühne gebracht - gekürzt und leicht verändert, aber im Kern geht es um zeitlose Themen wie Gerechtigkeit, Scham und die Sehnsucht nach Liebe. Pünktchen kommt aus einer materiell reichen Familie, ihr Vater ist ein berühmter Dirigent (im Buch Fabrikant), die Mutter ist Anwältin und organisiert Wohltätigkeit-Events (im Buch Hausfrau). Auf dem Heimweg von der Schule trifft sie auf Anton, der mit einem Netz Kartoffeln aus einer Mülltonne herauskommt. "Meine Mama ist schon lange krank, also kümmere ich mich ums Essen" sagt er kleinlaut.

Picasso an der Wand. Nach der Schule arbeitet er als verkleidete Eistüte. Dennoch reicht es hinten und vorne nicht, weder finanziell noch in der Schule. Pünktchen hingegen lebt in einer großen Villa ("einem Schloss" wie die anderen sagen) mit Köchin, Kindermädchen und Picasso an der Wand. Doch sie sehnt sich nur nach einem: "Können wir wieder einmal einen Pünktchen-Mama-Tag machen und Kastanien basteln?" fragt sie ihre vielbeschäftigte Mutter. "Deine Mama hat dich zumindest lieb. Sie hört dir zu, spielt mit dir, kuschelt mit dir" wirft Pünktchen Anton an den Kopf, als er ihr ihre privilegierte Situation vorhält. Köchin Berta tröstet die verzweifelte Pünktchen. "Es kommt nicht darauf an, ob du reich oder arm bist, sondern ob dein Herz am rechten Fleck ist." Das ist es bei beiden. Und so stellen sie sich gemeinsam schwierigen Situationen: Werden sie es schaffen, dass das Licht in Antons Küche wieder angeht? Und was ist mit dem Einbrecher, der Pünktchens Villa im Visier hat? Wenn ihr wissen wollt, wie das Stück ausgeht, solltet ihr ins Theater der Jugend gehen. Denn die Regisseurin Nicole Claudia Weber hat das Buch mitreißend auf die Bühne gebracht. Das Bühnenbild von Daniela Sommergruber ist lustig und wandelbar. Und mit den Schauspielerinnen und Schauspielern kann man sich gut identifizieren: mit dem ruhigen Anton (Jonas Gräber), der aufgedrehten Pünktchen (Katharina Stadtmann) oder der boxenden Berta (Petra Strasser).

Daniela Tomasovsky


Kurier – 25.02.2024

Theater der Jugend: Pünktchen hilft Anton, Anton hilft Pünktchen

Im Renaissancetheater wird Erich Kästners Kinderbuchklassiker flott und bunt ins Heute geholt.

Anton muss als Eiscreme rumlaufen. So verdient er ein paar Euro, um für seine kranke Mutter die Stromrechnung zu zahlen. Pünktchen wiederum muss ihren Eltern nachlaufen. Die sind reich und vergessen wegen all ihrer ach so wichtigen Berufsverpflichtungen auf ihre Tochter.

So haben die hyperaktive Neunjährige und ihr armer Freund beide etwas, das dem anderen fehlt. Hier Geld, dort die Liebe der Eltern. Das Theater der Jugend schickt in "Pünktchen und Anton" im Renaissancetheater die beiden auf die gemeinsame Reise, um dem jeweils anderen zu helfen.

Zwar ein bisschen anders, als es die (Groß-)Eltern noch aus dem Erich-Kästner-Klassiker kennen, aber auf vergnügliche und höchst kindertaugliche Weise (ab 6 Jahren).

Am Schluss, wenn die Köchin Berta (Petra Strasser) und Anton (Jonas Graber) den Möchtegerneinbrecher Robert (Haris Ademovic) vermöbeln, gibt es Szenenapplaus. Wenn Pünktchen (Katharina Stadtmann) endlich dem Zorn auf ihre Eltern (Ursula Anna Baumgartner und Frank Engelhardt) freien Lauf lässt, auch mitfühlende Gesichter im Publikum.

Davor wird die zeitlose Geschichte in der Regie von Nicole Claudia Weber flott und bunt im Heute erzählt, das Kindermädchen Ines (Shirina Granmayeh) etwa hängt am Handy anstatt sich um Pünktchen zu kümmern. Viel Applaus. 

Georg Leyrer


Online Merker – 20.02.2024

WIEN / Theater der Jugend: PÜNKTCHEN UND ANTON

WIEN / Theater der Jugend im Renaissancetheater:  PÜNKTCHEN UND ANTON nach dem Kinderbuch von Erich Kästner   In einer Fassung von Nicole Claudia Weber und Sarah Caliciotti Premiere: 20. Februar 2024 

Pünktchen und Anton. Emil und die Detektive. Das fliegende Klassenzimmer. Das doppelte Lottchen. Wie viele Jugendliche sind einst mit diesen Büchern aufgewachsen – und haben dabei, unwissentlich, „Moral“ gelernt. Denn ein Moralist war Erich Kästner (1899-1974) immer, den man später, etwa bei der Lektüre seines Romans „Fabian“ oder angesichts seiner  großartigen, scharfsinnigen Gedichte  als einen der großen deutschen Autoren kennen gelernt hat.

In einem Jahr, wo man Kant, Kafka und Karl Kraus mit Jahrestagen feiert, mag ein 50. Todestag unter den Tisch fallen, aber das ist wirklich nicht gerechtfertigt. Nun, das Theater der Jugend in Wien gedenkt des Autors mit einer Dramatisierung von „Pünktchen und Anton“ im Renaissancetheater. Ein Stück, das ins Heute zielt, weil Kästner in diesem 1931 erschienen Kinderbuch soziale Verhältnisse auf den Punkt gebracht hat. Vielleicht mischen sich heutzutage reiche Kinder mit armen Kindern nicht mehr so locker wie im Berlin der Dreißiger Jahre. Aber die Problematik ist dieselbe – und vielleicht haben die Reichen nach wie vor das Selbstbewusstsein von Pünktchen Pogge und die Armen die Bedrücktheit von Anton Gast .Weil die Verhältnisse eben doch so sind.

(...)

In einem geschickt verwandelbaren Bühnenbild von Daniel Sommergruber (Kostüme: Nina Holzapfel) ist man schnell wechselnd auf der Straße, im luxuriösen Heim der Pogges (mit einem Rothko und einem Picasso an der Wand), in der ärmlichen Wohnung von Anton Gast und seiner Mutter. Katharina Stadtmann als Pünktchen Pogge macht jede Menge Wirbel, der Anton des Jonas Graber ist stiller, randaliert nur, wenn man ihn in die Ecke treibt. Köchin Berta (Petra Strasser) ist die realistische, dabei klassisch komische Sympathieträgerin, das nunmehr spanische AuPair (Shirina Granmayeh) ist nicht ganz klar umrissen, das Elternpaar, das sich um Pünktchen eigentlich nicht kümmert (Ursula Anna Baumgartner und Frank Engelhardt) darf am Ende Einsicht und Reue zeigen, während Frau Gast (Claudia Waldherr) die für Kästner so essentielle Mutterliebe schlechthin verkörpert. Uwe Achilles, Stefan Rosenthal und Haris Ademovic ergänzen.
Das jugendliche Publikum bejubelte die Aufführung, in erster Linie sicherlich die Interpreten, aber ein bißchen wohl auch Erich Kästner…

Renate Wagner


KIJUKU - Kinder, Jugend, Kultur und mehr ... – 21.02.2024

Arm trifft auf reich – mit Happy End

„Spielfreudige Version von Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ im Theater der Jugend (Wien).

Reich trifft Arm. Zwei Kinder, jeweils Angehörige zweier voneinander getrennter Welten treffen aufeinander. Beginnen ihre anfänglichen Vorurteile zu überwinden, werden am Ende sogar dickste Freund:innen oder mehr? Nach abenteuerlichen Missverständnissen Happy End. Das ist wohl kürzest zusammengefasst „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner.

Zum Glück eher von der jüngsten (auch schon mehr als 20 Jahre alten, der dritten) filmischen Adaption (1999, Regie: Caroline Linke) als vom Buch selbst – mit doch sehr überkommenen Frauen- und Männerrollen – ausgehend (Fassung von Nicole Claudia Weber und Sarah Caliciotti), erzählt ein äußerst spielfreudiges Ensemble derzeit im Wiener Renaissancetheater (dem größeren der beiden Häuser des Theaters der Jugend) in knapp zwei Stunden (eine Pause) diese Story. Da ist zum einen die fantasievolle Luise Pogge, genannt Pünktchen (mit Pippi-Langstrumpf-Anwandlungen: Katharina Stadtmann), und zum anderen der sozial kompetente, aufopfernde Anton Gast (überzeugend: Jonas Graber).

Materielle vs. soziale Armut

Er jobbt als Rieseneis verkleidet, um Rechnungen seiner schwerkranken Mutter (Claudia Waldherr), die deswegen nicht arbeiten kann, zu bezahlen, organisiert weggeworfene Lebensmittel aus dem Mistkübel, kümmert sich liebevoll um seine Mutter. Sie, aus urreichem Haushalt, leidet darunter, dass ihre fast ständig abwesenden Eltern – Mutter Anwältin und Charity-Organisatorin – „wenn Kameras dabei sind“ – (Ursula Anna Baumgartner), Vater renommierter, weltweit tourender Dirigent (Frank Engelhardt) – ihr nicht einmal dann zuhören, wenn sie selten zu Hause sind. Und jedes Versprechen, hin und wieder Zeit miteinander zu verbringen, prompt brechen.

Antons Initiative, selber eigenes Geld zu verdienen, animiert Pünktchen, die immer wieder neue Wörter erfindet, maskiert auf der Straße altes Spielzeug von ihr Flohmarkt-artig zu verkaufen. Sie bewundert Anton um sein Engagement und beneidet ihn um sein liebevolles Verhältnis zu seiner Mutter (was bei Kästner ja von deren Seite nicht so unbedingt der Fall ist).

Verwicklungen

Natürlich kann nicht alles glatt gehen. Da hat sich schon der Dichter ein paar abenteuerliche Wendungen einfallen lassen: Das Kindermädchen – dort noch Andacht, hier namens Ines (Shirina Granmayeh), fast so abwesend wie Pünktchens Eltern selber – verliebt sich in Robert (Haris Ademović), den Eiswagen-Betreiber bei dem Anton arbeitet. Robert pumpt Ines ständig um Geld an; er ist einem zwielichtigen, irgendwie mafiösem Geldgeber die Kohle für sein Gewerbe schuldig. Und kommt auf die Idee, sich im ur-reichen Haushalt zu bedienen…

Boxende Köchin

Bevor noch die Polizei eintrifft, haben Anton und vor allem die boxende Köchin Bertha (Petra Strasser) den Einbrecher erledigt. Letztere mit der – aus vielen Filmen bekannten uralten Bratpfanne, die – ein Stilbruch -, so gar nicht in diesen noblen, hypermodernen Haushalt passt  Die dreh- und wandelbare Bühne (Daniel Sommergruber; Kostüme: Nina Holzapfel) ist ansonsten sehr stilsicher: Riesengroßes Speisezimmer der Pogges, klein, gedrängt, aber doch irgendwie herzlicher die Küche = Aufenthaltsraum der Gasts.

Differenzierterer junger Bösewicht

Den bei Kästner noch eindeutig nur bösen Gottfried Klepperbein gibt der oft im Theater der Jugend auch Hauptrollen ausfüllende Stefan Rosenthal differenzierter. Böse sein wollen und doch auch irgendwie arm dran – und immer wieder für Situationskomik gut. Keinesfalls vergessen werden darf auf den wandelbaren Uwe Achilles, der sowohl den strengen Lehrer Bremser als auch den mafiösen Drago und den eher patscherten Polizisten spielt.

Köstliche Nebenszene

Ein wenig zu kurz fallen die Flohmarkt-Szenen Pünktchens aus – mit sehr skurrilen Passant:innen, in die – mit Ausnahme der beiden Darsteller:innen von Pünktchen und Anton – alle anderen Schauspieler:innen schlüpfen. Klar, ist nur eine kleine Episode, aber von diesen fast karikaturhaften Figuren würd’s ein paar Minuten mehr vertragen.  (...)

Kinderarmut

Auch wenn „Pünktchen und Anton“ eine noch dazu doch schwarz-weiß-gezeichnete Arm-Reich-Geschichte ist – emotional vernachlässigte Reiche, herzlich warme arme Familie – wird in vielen Szenen konkrete Auswirkung von Armut immer wieder angespielt. Nicht zuletzt die -Beschämung. Und das krasse Missverhältnis zwischen arm und reich. Im Programmheft ergänzt das Theater der Jugend auch die Fakten: Jedes fünfte Kind ist im reichen Österreich von Armut betroffen bzw. stark bedroht. Und Österreich gehört zu einem der ganz wenigen Länder, die noch immer nicht den eigenen Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung von Kinderarmut im Rahmen der Europäischen Kindergarantie erstellt haben.

Follow@kiJuKUheinz

kijuku.at/buehne/arm-trifft-auf-reich-mit-happy-end/


Heinz Wagner


Falter – 28.02.2024

Hier die Nanny, da das Dumpster Diving

Ein Fräulein Andacht gibt es nicht mehr, das Au-pair in dieser modernen Theaterversion von Erich Kästners Kinderbuchklassiker "Pünktchen und Anton" über die Freundschaft von Kindern aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen heißt schlicht Ines. Anton (Jonas Gräber) betreibt DumpsterDiving, weil seine kranke Mutter nicht arbeiten gehen kann; Pünktchen (Katharina Stadtmann) freundet sich mit ihm an.

Das Mädchen versucht, dem Burschen zu helfen. Geht es doch bei ihm zuhause viel lustiger und liebevoller zu (Claudia Waldherr spielt Antons Mutter) als bei ihr, wo die ach so wichtigen Eltern (Frank Engelhardt und Ursula Anna Baumgartner) ständig streiten. (...) Nach der Pause lässt es Regisseurin Nicole Claudia Weber dafür ziemlich flott und actionreich zugehen, Einbrecherjagd inklusive. Die gemalten Kulissen (Bühne: Daniel Sommergruber) könnten vom Stil her auch aus Kästners Originalbuch stammen. Sympathisch das Titelpaar: Indem sie gerade nicht auf die Tränendrüse drückt, berührt Katharina Stadtmann umso mehr. Und Jonas Gräber enveist sich als talentierter Tierimitator - vom Nilpferd bis zum Pinguin.

Martin Pesl


Materialien

Unsere theaterpädagogischen Materialien zu »Pünktchen und Anton« bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf fantasievolle Weise vor- und nachbereiten.

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Bei eventuellen Fragen und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an [YjY0dGFnOmthdGphLnNlZ2VsYmFjaGVyQHRkai5hdA==]