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  • Die Weiße Rose Die Weiße Rose
 

2017/2018

Die Weiße Rose 13 +

von Petra Wüllenweber

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 09. Januar 2018 - 22. März 2018
Premiere: 11. Januar 2018
Dauer: 01:40
Regie: Petra Wüllenweber

»Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.«

nach Papst Leo XIII.

»Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt. Entscheidet Euch, eh es zu spät ist!« – Mit diesen eindringlichen Worten appelliert ein kleiner Kreis von Münchner Studierenden in einem Flugblatt an das Gewissen ihrer Mitmenschen, nicht länger die Augen vor den grausamen Verbrechen der NS-Diktatur zu verschließen und Widerstand zu leisten. Diese Gruppe wird unter dem Namen »Weiße Rose« in die Geschichtsbücher eingehen, ihre Mitglieder – allen voran Sophie und Hans Scholl – werden zu Symbolfiguren der Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit.
Tatsächlich wagt im Jahre 1943 kaum jemand, kritische Gedanken wie diese laut auszusprechen, denn in einer Diktatur wird jede Freiheit – vor allem eine freie Meinung – als Angriff auf den Staat gewertet. Das Singen eines Liedes kann ins Gefängnis führen, ein falscher Satz den Tod bedeuten.
Die Geschwister Scholl wachsen in einer humanistisch geprägten Familie auf, die den Nationalsozialisten gegenüber kritisch eingestellt ist. Wie die meisten ihrer gleichaltrigen Freunde engagieren Sophie und Hans sich jedoch zunächst mit Begeisterung in den einschlägigen NS-Jugendorganisationen. Auch sie werden vom mitreißenden Gemeinschaftsgefühl getragen, doch als sie das wahre Gesicht dieser Gesinnung erkennen, lassen sie ihrer Überzeugung Taten folgen – bereit, ihr Leben zu opfern.
Die preisgekrönte Dramatikerin und Regisseurin Petra Wüllenweber, deren Stück »Netboy« bereits mit großem Erfolg am Theater der Jugend lief, nimmt sich dieses wichtigen und vielschichtigen Stoffs an, der seine Aktualität nie verliert. Denn ein Leben in Frieden und Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert jeden Tag aufs Neue Einsatz, Zivilcourage und einen wachen Geist.

Aufführungsrechte: Theaterstückverlag, Korn-Wimmer, München


Das Materialienheft mit vertiefenden Informationen finden Sie hier zum Download.

Unsere Theaterpädagogik unterstützt Sie gerne kostenlos bei Ihrer Unterrichtsvorbereitung. Für weitere Informationen folgen Sie oben dem Reiter »Materialien«.

Besetzung

Sophie Scholl Lara Sienczak
Hans Scholl / Fritz Hartnagel Felix Strobel
Christoph Probst / Gestapo-Beamter / Robert Mohr Daniel Jeroma
Robert Scholl / Jakob Schmid Clemens Matzka
Else Gebel / Susanne / Wärterin Elisabeth Waldburg
Kurt Huber / Braunhemd / Roland Freisler Uwe Achilles
Regie Petra Wüllenweber
Bühne Peter Engel
Kostüme Regina Rösing
Musikalische Einstudierung Stephanie Hacker
Licht Fritz Gmoser
Dramaturgie Brigitte Auer
Assistenz und Inspizienz Felix Metzner
Teilinspizienz Florian Pilz
Hospitanz Simone Tomas

Kritiken

Der Standard – 13.01.2018

"Die Weiße Rose": Gute Menschen für bessere Zeiten

Das Wiener Theater der Jugend erzählt großartig die Geschichte von Sophie und Hans Scholl, Zentralfiguren der Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime

München, Februar 1943: Im Universitätsgebäude streuen die Geschwister Hans (25) und Sophie Scholl (21) Packen von Papier aus. Es sind Flugzettel gegen Reichskanzler Adolf Hitler und den betriebenen Krieg. Sie werden bei der Aktion geschnappt, einem kurzen Prozess zugeführt und vier Tage später wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" sowie "Wehrkraftzersetzung" hingerichtet. "Ihr werdet in die Geschichte eingehen", so des Vaters letzte Worte zu ihnen.

Die Geschichte dieser Zentralfiguren der Widerstandsgruppe Weiße Rose erzählt das Theater der Jugend nun herausragend. Was Petra Wüllenweber (Text und Regie) im Theater im Zentrum zeigt, ist nicht Belehrung, sondern eineinhalb Stunden bestes Theater. Sensibel, ohne Pathos rollt sie mit Rückblenden während des Verhörs in der Gestapo-Zentrale die Biografien der Geschwister auf.

Die waren einst selbst begeisterte Mitglieder der Hitlerjugend. "Er will endlich etwas verändern", hält Sophie (bravo: Lara Sienczak) dem antinazistischen Vater (Clemens Matzka) entgegen. Klagen über Streit und Stillstand der vorigen Regierung weisen sacht aufs Heute.

Bebend und auch leicht

Das Getue der Aufbruchsbewegung findet sie bald nur noch als künstliche Ablenkung von dem, was sie zuanfang an "geistiger Freiheit" von ihr erwartet hatte. Sophies Widerstand nährt sich aus der Lektüre des Juden Heinrich Heine, und bei Augutinus lernt sie: "Ihr seid die Zeit. Seid ihr gut, sind auch die Zeiten gut."

Kein dekorativer Realismus wartet auf der sparsamen Bühne (Peter Engel, Kostüme: Regina Rösing), sondern durch Licht (Fritz Gmoser) markierte, ineinander greifende Erzählebenen. Hoffnungen und Befürchtungen, Mitläufer wie Gegner des Regimes kommen erhellend zum Zug.

Fabelhaft wie die gesangliche und musikalische Einrichtung (Stephanie Hackner) ist auch das Ensemble. Felix Strobel spielt Hans Scholl mit vom Kriegsschrecken bebendem Gesicht ebenso bravourös wie er – auch etwas Leichtigkeit hat Platz – über den Augsburger Dialekt des getrieben-gehorsamen Soldaten Fritz schmunzeln lässt. An Die Weiße Rose stimmt vom Ton bis zum Tempo auf eindrückliche Art alles!

Michael Wurmitzer


Wiener Zeitung – 15.01.2018

Kurzer Prozess

"Die weiße Rose" als überaus gelungenes Widerstandsdrama im Theater im Zentrum.

Am 18. Februar 1943 werden Sophie Scholl, 21, und ihr zwei Jahre älterer Bruder Hans, beim Versuch, Flugblätter in der Münchner Universität zu verteilen, verhaftet. Fünf Tage später werden sie nach einem kurzen Prozess, geleitet von Roland Freisler, gefürchteter Präsident des Volksgerichtshofes, zum Tode verurteilt. Noch am selben Tag werden die Geschwister und ihr Kommilitone Christoph Probst enthauptet.

Die Geschwister Scholl und ihre Bewegung "Die weiße Rose" sind mittlerweile zu Ikonen des Widerstands geworden. Ihr Schicksal ist dank der ältesten Schwester Inge Aicher-Scholl bestens dokumentiert. Bereits 1952 veröffentlichte sie das Buch "Die weiße Rose" und legte ein umfangreiches Archiv an. Vielfach wurde das Leben der Widerstandskämpfer bereits verfilmt, zuletzt 2005 mit Julia Jentsch. 2010 und 2012 erschienen akribisch recherchierte Biografien.

Die Theaterautorin Petra Wüllenweber ("Netboy") konnte für ihre Bühnenfassung "Die weiße Rose", die sie selbst im Theater im Zentrum zur Uraufführung brachte, aus dem Vollen schöpfen.

Die überaus gelungene Textvorlage konzentriert sich auf Verhör und Verhandlung, skizziert zugleich in knappen Rückblenden die Lebensgeschichte der Geschwister: Von anfänglicher Begeisterung, über erste Zweifel, bis hin zur tiefen Ablehnung des NS-Regimes, wird dabei deutlich, dass der Weg in den Widerstand nicht geradlinig verlief.

Das sechsköpfige Ensemble bespielt gekonnt den gesamten Theaterraum. Mit Fackeln, Trommeln und Gesängen wird die NS-Ästhetik beklemmend vor Augen geführt. Lara Sienczak und Felix Strobel überzeugen dabei in den Rollen von Hans und Sophie Scholl. Ein packender Theaterabend für Jugendliche ab 13.

Petra Paterno


Falter – 24.01.2018

Die Weiße Rose: Die Gedanken sind frei

Was hätte ich getan? Diese Frage stellen sich Menschen immer wieder, wenn sie sich mit dem Zweiten Weltkrieg befassen. Sie gewinnt gegenwärtig wieder an Brisanz, umso wichtiger ist es, dass sie gestellt wird. Zum Schluss von "Die Weiße Rose" bleibt die Frage stehen. Nicht auf der Bühne, nicht direkt ausgesprochen, aber zwischen den Sitzreihen und in den Köpfen. So mutig gehen die Geschwister Scholl in den Widerstand. So mutig gehen sie am Ende in den Tod.

Die Regisseurin und Dramatikerin Petra Wüllenweber hat die Geschichte der berühmten Geschwister Hans und Sophie Scholl auf die Bühne gebracht und dabei ist ihr ein kleines Kunststück gelungen. Sehr klar und ohne Schnickschnack wird mit nur sechs Schauspielern die Historie einer Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg erzählt. Lara Sienczak ist Sophie scholl, die wie ihr Bruder Hans (Felix Strobel) nach München geht, um dort zu studieren. Weil sie nicht einfach nur zusehen können, wie ihr Deutschland unter Hitler zugrunde geht, fangen sie an, Flugblätter zu schreiben und unter die Leute zu bringen. Es ist ein Aufruf an ihre Mitmenschen, die Augen vor den Nazi-Verbrechen nicht zu verschließen.

Wüllenwebers Inszenierung beginnt mit dem Schluss. Hans und Sophie werden erwischt, als sie Flugblätter in der Uni verteilen. Das Gestapo-Verhör wird zum Ausgangspunkt, in Rückblenden vom Leben der Geschwister zu berichten, die einst bei der Hitlerjugend waren. Nicht nur die leere, schwarze Bühne (Bühnenbild: Peter Engel) wird bespielt, sondern der ganze Saal wird genutzt. So wird das Publikum fast zu einer Art Mitspieler, einer schweigenden Mehrheit.

1943 wurden die Geschwister hingerichtet. "Es lebe die Freiheit", ruft Hans, bevor er vom Beil getötet wird. Die Inszenierung ist zu Ende, die Gedanken gehen weiter.

Sara Schausberger


Ö1 online – 11.01.2018

"Die Weiße Rose" am Theater der Jugend

(...)
Petra Wüllenweber erzählt die Geschichte der Weißen Rose in Rückblenden, ohne Bühnenbild und Requisiten, dafür zum Teil im Zuschauerraum und unter Einbeziehung des Publikums. So dass der Zuschauer "auch vom Gefühl her mitgehen kann. Es geht nicht darum, nur historische Fakten zu vermitteln, sondern Menschen über eineinhalb Stunden zu begleiten und mitzubekommen, wie es ihnen damals ging, und darüber zu begreifen, was es hieß, damals zu leben."

Und auch wie schnell man damals für seine Überzeugungen sterben konnte, erfährt man in dieser eindringlichen, pathosfreien und zurückgenommenen Inszenierung. "Ihr werdet in die Geschichte eingehen" prophezeite Robert Scholl seinen Kindern - und das taten sie. Damit sie dort nicht als starre mythenumrankte Helden verharren, sondern jeder neuen Generation zum lebendigen Vorbild werden, dafür sorgen Theaterstücke wie dieses.

Katharina Menhofer


KinderKurier Online – 12.01.2018

Auf welcher Seite stehst/sitzst du?

Im Stück über die antifaschistische Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose" im Theater der Jugend (Wien) sitzt das Publikum teilweise mitten im Geschehen.

"Wer war das?!" herrscht der Typ im Schulwartmantel eine Zuschauerin an, bevor das Stück beginnt. "Das" ist der Schriftzug "FREIHEIT" mit weißer Farben an die Schulmauer gepinselt. Die Zuschauerin, eine Pädagogin, habe kurz überlegt, ob sie sagen solle, sie wär’s gewesen, meint sie nach der Premiere von "Die Weiße Rose" im kleineren Haus des Wiener Theaters der Jugend.

In der knapp mehr als eineinhalb-stündigen Inszenierung kommen die Schauspieler_innen immer wieder von mehreren Seiten ins Publikum. So herrscht ein Nazi-Uniformierter eine Reihe an, aufzustehen. Die Reaktionen werden sicher in jeder Vorstellung anders sein. Diese Regie-Idee (Petra Wüllenweber) trägt dazu bei, sich gerade angesichts dieses Themas nicht nur zurückzulehnen und das Geschehen vor sich ablaufen zu lassen. Darauf wäre es angekommen und kommt es stets (wieder) an.

Genial auch die Besetzung der Darsteller_innen: Lara Sienczak als Sophia Magdalena Scholl, ihr Bruder Hans Fritz (Felix Strobel) und Christoph Probst (Daniel Jeroma), die von den Nazis ermordeten Mitglieder der Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose", sind nicht Held_innen schlechthin. Die Scholl-Kinder waren - zum Leidwesen des von Anfang an skeptischen Vaters – ursprünglich sogar Anhänger_innen des Hitler-Regimes, das Neues, Veränderung usw. versprach. Erst nach und nach kamen der Jungmädel-Führerin Sophie Bedenken, weshalb sie jetzt nicht mehr mit der jüdischen Freundin, die blond und viel deutscher aussah als sie selbst, zusammen sein dürfte usw. Nach und nach – und dies im Stück gut nachvollziehbar – wurde aus Zweifeln Distanz, Skepsis und die Erkenntnis, das ist nicht genug. Es brauche Taten, Handlungen – wenigstens Flugblätter, die über die Wahrheit aufklären...

Dass bei einem kleinen Ensemble Darsteller_innen immer wieder auch in mehrere Rollen schlüpfen (müssen), ergibt sich von selbst. Aber der "Schachzug", dass etwa Clemens Matzka sowohl den Nazi-kritischen Vater Robert Scholl als auch den Schulwart in Blockwart-Manier, Jakob Schmid, spielt, löst immer wieder den Gedanken aus, wo wäre ich gestanden?! Und Zitate aus Flugblättern der Weißen Rose mit Kritik an Parolen der Nazis führen zu erschreckenden aktuellen Parallelen und die Frage: Was mach ich heute?

Spannend dazu, dass das vom Schulwart weggewischte "FREIHEIT" nach und nach wieder auftaucht und so die Zeit der Diktatur überdauert!

Heinz Wagner


Die Presse – 13.01.2018

Wo Mitspieltheater scheitern muss: "Die Weiße Rose" - karg und berührend

(...)
Im Theater im Zentrum hat Petra Wüllenweber die Geschichte der Weißen Rose in ein Drama gegossen und inszeniert. Sie zeigt den Weg der Jugendlichen vom Reformgeist der 1920er in den Nationalsozialismus und zurück zur Religion. Hier sieht man keine verträumten Idealisten, sondern Menschen, die, von Zweifeln geplagt, ob sie ihre Angehörigen in Lebensgefahr bringen dürfen, sich letztlich entscheiden, aufzubegehren, ohne Rücksicht auf Verluste. Und doch wollen sie leben. Alle haben mehrere Rollen, oft gut komponierte Gegensatzpaare. Von den Schauspielern beeindruckt am stärksten Felix Strobel als Hans Scholl und als Offizier Fritz Hartnagel, Verlobter von Sophie Scholl.

Hier wird nicht dämonisiert, man sieht, wie das NS-Regime rechtsstaatliche Prinzipien unterwanderte und zu seinen Gunsten verbog. In etwa 100 Minuten wird auch viel über die Zeit erzählt. (...)

Barbara Petsch


Materialien

Zur Stückvor- und Nachbereitung bietet unsere Theaterpädagogik Ihnen und Ihrer Klasse kostenlos ihre Unterstützung an. Dafür laden wir Sie herzlich zu uns ins Theater ein, oder wir besuchen Sie in der Schule. Außerdem steht Ihnen ein theaterpädagogischer Input zu »Die Weiße Rose« hier://www.tdj.at/uploads/tx_tdj/Input_TdJ_WeisseRose.pdf zum Download bereit. Bei eventuellen Fragen und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an [YjY0dGFnOmJhcmJhcmEuY29tcGxvaUB0ZGouYXQ=].

Das Materialienheft mit vertiefenden Informationen finden Sie ebenfalls hier://www.tdj.at/index.php?id=331 zum Download.