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2014/2015

Ramayana 13 +

von David Farr
Deutsch von Henry Mason

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 24. März 2015 - 28. April 2015
Premiere: 25. März 2015
Dauer: 02:40
Regie: Henry Mason

»Das Ramayana ist in Indien eine lebendige Kraft. In Übersetzungen und Bearbeitungen und auf jene vielfältige Art, in der Überlieferungen und Legenden sich ausbreiten und Bestandteil der Lebensweise eines Volkes werden.«

Jawaharlal Nehru

Es ist ein Stoff, aus dem die Träume sind und – neben der Mahabharata – das zweite große indische Nationalepos: Das Ramayana erzählt in sieben Büchern die Lebensgeschichte des Prinzen Rama aus dem Königreich Kosala, der eine glückliche Kindheit verbringt, bis ihm eines Tages die Strafe der Verbannung droht.
Zur Tragödie mutiert sein Leben, als seine schöne Frau Sita vom schrecklichen Dämonenkönig Ravana entführt wird. Gemeinsam mit dem Affen Hanuman macht sich Rama auf, seine Geliebte aus den Fängen des Bösen zu befreien.
Bis heute bewegt diese große Lebens- und Liebesgeschichte die Menschen weit über
Indiens Grenzen hinaus. Sie ist nicht nur Symbol für ein fern in der Vergangenheit zurückliegendes Goldenes Zeitalter, sondern ihre Hauptfigur, Prinz Rama, wird gemeinhin als Inkarnation des Gottes Vishnu angesehen. Und so mancher wird in der frühen fernöstlichen Handlung Parallelen zu den antiken griechischen Dichtern Homer und Ovid finden, aber auch Szenarios entdecken, die uns aus der Dramenwelt eines William Shakespeare vertraut erscheinen.
In einfachen Dörfern wie an königlichen Höfen wurden die Erzählungen aus dem Ramayana rezitiert, gesungen, tänzerisch nachgestellt, mit Hilfe von Skulpturen, Reliefs und Malereien auf Tempelwänden der Götter Shiva und Vishnu abgebildet, auf Bühnen, in Puppentheatern und als Schattenspiel aufgeführt und in der Zwischenzeit auch sehr erfolgreich als Fernsehserie verfilmt.
Nachdem Regisseur Henry Mason sein Publikum in der vergangenen Spielzeit mit Michael Endes »Unendlicher Geschichte« auf zwei höchst erfolgreiche Reisen nach Phantásien mitgenommen hat, entführt er es nun in die nicht minder bilderreiche Welt der fernöstlichen Mythologie.

Aufführungsrechte: Litag Theaterverlag, München


Besetzung

Dasarath, König von Ayodhya / Jataiyu, König der Geier / Vali, König der Affen Joachim Rathke
Ram, sein Sohn Manolo Palma
Sita, Rams Frau Iréna Flury
Lakshman, Rams Bruder Daniel Jeroma
Bharat, Bruder von Rama und Lakshman / Hanuman, ein junger Affe Lukas Sartori / Sebastian Pass
Ravana, König von Lanka Andreas Kammerzelt
Shurpanakha, Ravanas Schwester / Sugriva, Zwillingsbruder von Vali Christian Graf
Kaikeyi, Dasaraths Lieblingsfrau / Maricha, Ravanas Vizier / Dalit, ein Affe Katharina Solzbacher
Bewohner von Ayodhya, Asketen, Dämonen, Affen, Götter und alle anderen Wesen Ensemble
Regie Henry Mason
Bühne Vinzenz Karl Gertler
Kostüme Jan Meier
Licht Christian Holemy
Figurendesign / Figurenbau und Coaching Rebekah Wild
Kampfcoach Mel Stein
Dramaturgie Marlene Schneider
Assistenz Felix Metzner
Inspizienz Barbara Bogdany
Hospitanz Leonie Kahlenberg
Assistenz Figurenbau Julia Jeulin
Nene Lazaric

Kritiken

www.der-neue-merker.eu – 14.04.2015

WIEN / Theater der Jugend: RAMAYANA

Wenn man eine etwa zweitausend Jahre alte, sehr komplexe Geschichte aus Indiens Götter – und Heldenwelt der Wiener Jugend von heute näher bringen will, so ist das ein sehr mutiges Unterfangen. Dass es so grandios gelungen ist, dass die sonst auf cool und blasiert machenden Teenager voll mitgegangen sind, mucksmäuschenstill waren und dann zum Schluss in wahre Begeisterungsstürme ausgebrochen sind, ist in erster Linie Regisseur Henry Mason zu verdanken, der wahre Wunder vollbracht hat. Zugrunde lag ihm dabei die äußerst geschickte Dramatisierung des Briten David Farr.
Unterstützt wurde er bei diesem Vorhaben von einem sehr fähigen Team. Vinzenz Karl Gertler gestaltete dabei die so praktische wie stimmungsvolle Bühne, die farbenprächtigen Kostüme stammen von Jan Meier: Ganz possierlich sind die Affen mit stehendem Kringelschwanz und Gesichtsbehaarung ausgefallen.
Mit einfachen Mitteln wurde indische Atmosphäre auf die Bühne gezaubert, die von Blau- und Gold-Tönen dominiert wird. Ein aufklappbarer runder Baukörper im Zentrum des Geschehens kann mit wenigen Accessoires von einer Palastanlage zu einem Tempel, vom Dschungel in ein Schlachtfeld verwandelt werden.
Das ganze wäre natürlich sinnlos, wenn nicht eine begnadete Truppe von sieben exzellenten Schauspielern, mit Ausnahme der Helden jeweils mit mehrfachen Rollen bedacht, diese hinduistische Geschichte, einen Klassiker der Weltliteratur, zum Leben erweckt hätten. Henry Mason hat mit Anleihen an östliches Theater – von javanischen Puppen bis japanisches Bunraku – und bei westlichen Theaterformen (etwa Slapstick) die Geschichte immer spannend vorangetrieben. Mit einfachsten Mitteln, zum Beispiel einigen Bambusstäben und drei Stabpuppenfiguren, wurde farbenprächtig und klar eine 10000 Kilometer lange Brücke durch ein ganzes Meer gebaut und überwunden. Die Zuschauer wurden voll integriert, die Schauspieler nutzen auch den Zuschauerraum, um große Menschenmengen zu suggerieren.
Ein großes Kompliment gebührt Sebastian Pass der kurzfristig eine der Hauptrollen, den Affenkönig Hanuman, übernommen hat und durchaus mit dem hohen Niveau seiner sechs Kollegen mithalten konnte. Christian Graf legte eine Knallcharge hin, eine geile Dämonin mit Superhängebusen, das den ernsten Charakter des Stücks über Ehre, Treue und Worthalten auflockerte. Katharina Solzbacher lieferte in einer ihrer vielen Rollen eine intrigante Königin.
Der Hingucker des Stückes war natürlich die hübsche, schlanke Iréna Flury, die nicht nur glaubhaft die Seelenqualen der entführten Gattin Sita verkörperte, sondern auch einen Sari sehr vorteilhaft zu tragen verstand. Die Kampfszenen zwischen dem Gatten Ram (Manolo Palma) und dem Bösewicht, dem König der Dämonen (Andreas Kammerzelt), waren im wahrsten Sinne des Wortes bühnenreif. Joachim Rathke als u.a. alter König und Daniel Jeroma als Rams Bruder ergänzten auf hohem Niveau.
Dieser Theaterabend, der im Theater der Jugend stattfindet, verdient dennoch nicht nur ein jugendliches Publikum, sondern wäre auch für jeden erwachsenen Zuschauer eine Bereicherung. Gespielt wird noch bis zum 28. April.

Heiner Wesemann


Kronenzeitung – 27.03.2015

TdJ: „Ramayana“

(...) Es ist ein wunderbarer Stoff, aus dem die Träume sind, und – neben dem Mahabharata – das zweit große indische Nationalepos: Das Ramayana erzählt in sieben Büchern die Lebensgeschichte des Prinzen Rama, der eine glückliche Kindheit verbringt, bis ihm eines Tages die Strafe der Verbannung droht. (...) . Neben dem durchdachten Figurenspiel (Rebekah Wild) bestechen allen voran die entzückende Iréna Flury und der herrliche Christian Graf. Solide: Katharina Solzbacher, Joachim Rathke, Manolo Palma, Daniel Jeroma, Lukas Sartori und Andreas Kammerzelt.

Florian Krenstetter


KiKu – 31.03.2015

Handpuppen und Bollywood-Tanz "Ramayana": Indisches Epos im großen Haus des Theaters der Jugend in Wien

Ramayana“ erzählt eine in Indien bekannte und populäre Geschichte. Der Königssohn Ram ist bereit, die Thronfolge anzunehmen und somit für die Stadt Ayodhya und deren Volk die Verantwortung zu übernehmen. Jedoch kommt ihm die hinterlistige zweite Frau des Königs in die Quere und will, dass ihr Sohn stattdessen zum König gekrönt und Ram für 14 Jahre verbannt wird. Ihr Mann, der König, der abdanken will, weil er sich schon alt und schwach fühlt, gibt sich geschlagen. Schweren Herzens teilt er den Beschluss Ram mit. Der befolgt gehorsam den Befehl seines Vaters und verschwindet mit seiner Ehefrau Sita und seinem Bruder Lakshman im Dschungel. Dort werden sie mit bösen Dämonen, aufdringlichen Einheimischen und heimatlosen Affen konfrontiert.

Abwechslungsreich und unterhaltsam

Die Umsetzung des Theaterstücks erfolgt auf abwechslungsreiche und unterhaltsame Art und Weise. Von den Kostümen bis hin zur indischen Hintergrundmusik, die stark an Bollywood-Filme erinnert, werden die Lebhaftigkeit, Vielfältigkeit und kulturelle Besonderheiten Indiens den Besuchern vermittelt. Immer wieder nutzen die SchauspielerInnen „Ausflüge“ ins Publikum für ihre Auftritte und bezwecken damit, dass das Geschehen wahrhaftig und hautnah wird.
Sowohl Personen, die durch die Stadtmauer schreiten, als auch Tiere werden mithilfe von Handpuppen und Gegenständen dargestellt. Die Gestaltung des Bühnenbildes ist gelungen, da auf recht kleiner Fläche die Umgebung sich stets der jeweiligen Szene anpasst und so selbst Regen und das Meer glaubwürdig umgesetzt wurden.
Des Weiteren wird eine Geschichte, die von den Personen gesprochen wird, durch Ton und Bewegung heiter und anschaulich erzählt. Eine kurze Tanzeinlage der DarstellerInnen lädt zum Mitwippen ein und schafft zusammen mit den anderen Einlagen eine exotische, indische Atmosphäre.

Josipa Cvitić


Wiener Zeitung – 04.04.2015

Reifeprüfung auf Dschungelpfaden - Das indische Epos "Ramayana", nachgespielt im Theater der Jugend

Henry Mason, Hausregisseur im Theater der Jugend, inszenierte schon Rudyard Kiplings "Dschungelbuch". Nun zeigt er das klassische indische Versepos "Ramayana" in einer aus alten Illustrationen und Bollywood geschöpften Ausstattung als austroindisches Dauerfeuerwerk. Der greise König Dasarath (Joachim Rathke) in der noch heute heiligen Stadt Ayodhya schwebt wie ein Tempelgott über dem Bühnenboden. Eine sich dort schlängelnde Stiefmutter (Katharina Solzbacher) intrigiert seinen Kronprinzen Rama (Manolo Palma) ins indische Dschungel-Off. Die strahlend schöne Gattin Sita (Iréna Flury) und sein Bruder Lakshman (Daniel Jeroma) teilen Ramas Los als Verbannter. Vergebens schüttelt die Dämonin Shurpanakha (Christian Graf) ihre Hängebrüste. Diese antigrüne Urwaldvettel kann Rama auch nicht mit der Motorsäge zur Liebe zwingen. Rachdurstig drängt sie ihren Bruder Ravana (Andreas Kammerzelt), König auf der Insel Lanka (Ceylon), Sita zu entführen.
Doch Rettung rückt an im Camouflagedrillich der US Army: Affen, voran der zum Streicheln liebe Hanuman. Wie kommt er übers Meer? Der blaue Wassergott wellt ein blaues Seidentuch und lässt die Steine nicht untergehen, über die Hanuman - nun nicht der Schauspieler Lukas Sartori, sondern zur Stockpuppe miniaturisiert - wie über eine Brücke eilt zur letzten Schlacht.
(...)
Der britische Regisseur David Farr, Codirektor der Royal Shakespeare Company, dramatisierte vor Jahren die "Odyssee" und erzählt auch Ramas Legitimationsmär bühnentauglich. In Henry Mason dient ihm in Wien (...) auf selber Wechselwellenlänge. Mal gebundene Dichtersprache parareligiös zelebriert, mal sprachlich kommuniquédeutsch hinunterstilisiert mit Wörtern wie "Alltagsverwicklungen", mal Slapstickkomödiantik lasziv auf die Spitze getrieben. (...)

Hans Haider


Materialien

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