2012/2013
Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge! 6 +
in einer Fassung von Thomas Birkmeir
nach Charles Dickens
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 06. Dezember 2012 - 26. Januar 2013 |
Premiere: | 11. Dezember 2012 |
Dauer: | 01:55 |
Regie: | Markus Emil Felkel |
»Scrooge: Fröhliche Weihnachten! Welchen Grund hast du, fröhlich zu sein? So arm wie du bist.
Charles Dickens. Ein Weihnachtslied
Fred: Und welchen Grund haben Sie, griesgrämig zu sein? So reich wie Sie sind.«
Vorhang auf für den wohl berühmtesten Geizkragen der Weltliteratur! Ebenezer Scrooge, Disneys Vorbild für Dagobert Duck, hat es zu etwas gebracht in seiner Welt – durch Fleiß und Sparsamkeit ist er ein schwerreicher Mann geworden. Wobei andere seinen Fleiß Durchtriebenheit und seine Sparsamkeit schlicht Geldgier nennen… Aber das kümmert Scrooge nicht im Geringsten, ist er sich doch selbst genug und wähnt sich nur von »faulem Bettlerpack« umgeben, das in seinen Augen nicht arbeiten will.
Besonders das Fest der Liebe und des Friedens ist Scrooge ein Dorn im Auge, denn abgesehen davon, dass er an diesen »heiligen Tagen« für irgendwelche fremden Taugenichtse etwas spenden soll, hält er Weihnachten für eine durch und durch sinnlose und heuchlerische Erfindung. Am besten sich also verschanzen, damit nicht etwa ungeliebte Verwandte auf die Idee kommen, ein Geschenk von ihm zu erwarten!
Doch diese Weihnacht scheint es in sich zu haben! Träumt oder wacht Ebenezer Scrooge – oder steht plötzlich der längst tot geglaubte Geschäftspartner Jacob Marley vor ihm? Und wovor will dieser ihn warnen? Der Schreck fährt Scrooge in sämtliche Glieder, und als dann wie aus dem Nichts auch noch ein Weihnachtsgeist mit dem Namen Johnny Karma auftaucht, bleibt Ebenezer nichts anderes übrig, als sich gemeinsam mit diesem auf eine abenteuerliche Reise in seine Vergangenheit zu begeben…
Geschehnisse, die er längst vergessen hat, werden ihm vor Augen geführt, und Scrooge muss erkennen, dass längst nicht alle Entscheidungen in seinem Leben die richtigen waren. Ein seltsames Gefühl beschleicht ihn, man nennt es Gewissen…
Seit beinahe 170 Jahren zieht diese Erzählung des großen Charles Dickens Generationen von Lesern in Bann. Anlässlich des 200. Geburtstags des Autors präsentieren wir diese nachdenkenswerte Geschichte, die auch nach sozialer Verantwortung fragt, Solidarität einfordert – und nicht zuletzt ein Manifest für die Änderbarkeit des Menschen darstellt.
Aufführungsrechte: Theater der Jugend, Wien
Besetzung
Ebenezer Scrooge, Geldverleiher | Bernhard Dechant |
Johnny Karma, ein Weihnachtsgeist | Mathias Schlung |
Bob Cratchit, Buchhalter bei Scrooge / Scrooge als Kind / Scrooge als junger Mann / Benjamin / 1. Polizist | Rafael Schuchter / Raphael Nicholas |
Fred, Scrooges Neffe / Jacob Marley / Fischkopf / 2. Bestattungsmann | Sven Kaschte |
Belle, Scrooges Verlobte / Elizabeth, Freds Frau / Straßenkind | Petra Staduan |
Puppen-Jenny / Kate Cratchit, Bobs Frau | Paola Aguilera |
Großvater / William Fezziwig, Scrooges Lehrherr / Henker-Joe / 1. Bestattungsmann | Horst Eder |
Fanny, Scrooges Schwester / Martha, Tochter der Cratchits / Mädchen / 2. Polizist | Felicitas Franz |
Tiny Tim, Cratchits kranker Sohn / Fanny, Freds Tochter / Straßenkind | Jasmin Shahali |
In weiteren Rollen | Ensemble |
Regie | Markus Emil Felkel |
Bühne | Andreas Lungenschmid |
Kostüme | Polly Matthies |
Licht | Lukas Kaltenbäck |
Dramaturgie | Gerald M. Bauer |
Assistenz und Inspizienz | Florian Pilz |
Hospitanz | Magdalena Gartner |
Kritiken
Wiener Zeitung – 13.12.2012Theater der Jugend: Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge - Geizkragen auf Abwegen
Charles Dickens’ Erzählung "A Christmas Carol" aus 1843 ist ein Klassiker unter den Weihnachtsmärchen: Ein alter, hartherziger Geizhals namens Ebenezer Scrooge wird darin am Weihnachtsabend von Geistern aufgesucht, die ihn zuguterletzt dazu bringen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Es gibt zig Bearbeitungen und Verfilmungen des Stoffes, und nun ist die nicht ganz pathosfreie Läuterungsgeschichte unter dem Titel "Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge!" im Theater der Jugend in einer gekonnten Bearbeitung von Direktor Thomas Birkmeir in der Spielstätte des Renaissancetheaters zu sehen.
In dem multifunktionalen, reduzierten Bühnenbild von Andreas Lungenschmid entfacht Regisseur Markus Emil Felkel ein routiniert-kurzweiliges Spiel in historischen Kostümen, das mit Hilfe von Theaterrauch, dramatischer Musik und Überraschungsauftritten aus der Unterbühne auch einige spannungsgeladene Momente birgt.
Die Entdeckung der Aufführung ist Hauptdarsteller Bernhard Dechant. Der Wiener Schauspieler verleiht dem abgründigen Charakter die nötige Schärfe und Pointierung, ohne dabei in Pathos abzugleiten. Ein packendes Familienstück für Kinder ab sechs.
Petra Paterno
Kronenzeitung – 15.12.2012
Theater der Jugend: Dickens’ "Scrooge" - Mit Geist und Witz
Er ist auf eine Wiener Bühne zurückgekehrt, Charles Dickens’ alter Geizkragen Scrooge, der das Fest der Feste hasst: Es ist eine schaurig-witzige Version des Klassikers, die Thomas Birkmeir für das Renaissancetheater erarbeitet und Regisseur Markus Emil Felkel in einen kurzweilig-stimmungsvollen Bilderbogen verpackt hat.
Das hört Dickens gieriger Geldverleiher nicht gern: "Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge!" (so auch der Titel des Stücks). Ruft das im Original drei Weihnachtsgeister (des vergangenen, des gegenwärtigen und des zukünftigen Christfests) auf den Plan, genügt Birkmeir einer mit dem treffenden Namen Johnny Karma (!). Und der hat eine Menge zu tun mit dem keifenden, gefühlskalten, bornierten Griesgram.
Markus Emil Felkels Inszenierung erzählt die Weihnachtsgeschichte mit Tempo, schafft Stimmungen zwischen Grusel und Festfreude, lässt aber auch Platz für kleine Moralpredigten und große Gefühle. Der moderne Rahmen mit schräger Balkenarchitektur von Andreas Lungenschmid (Bühne) füllt sich dank eines typenreichen Ensembles mit armseligem und fröhlichem Leben, vermischt Vergangenheit, Gegenwart und (für Scrooge düstere) Zukunft. Bis auf "Ebenezer" Bernhard Dechant und "Johnny" Mathias Schlung schlüpfen alle in die unterschiedlichsten Figuren - perfekt, wie die beiden Zeitreisenden, die ein ideales Paar abgeben. Dechant hüpft, krächzt sein "Humbug" und tobt in Bestform. Tränen der Zerknirschung muss ihm Schlung abringen. Dabei kommt der Geist mit Pumucklhaar zum Gaudium aller ganz schön in Fahrt – bis zur allgemeinen Rührung am Schluss.
Thomas Gabler
Die Presse – 14.12.2012
Dickens' böser Geizhals wird gut im Theater der Jugend
"Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge!", der Klassiker von Charles Dickens, keck und temperamentvoll im Theater der Jugend mit Bernhard Dechant in der Titelrolle. Das Publikum war begeistert.
Was gibt es Schöneres, als vor dem Christfest von der Läuterung der Bösen zu träumen? Die letzte "Scrooge"-Verfilmung war von Disney und in 3-D, mit Jim Carrey, in der Regie von keinem Geringeren als Robert Zemecki: optisch opulent, aber mäßig innovativ. Thomas Birkmeir hat fürs Theater der Jugend "A Christmas Carol" – wie der Roman im Original heißt – nach Charles Dickens erfinderischer bearbeitet.
Markus Emil Felkel hat inszeniert und Andreas Lungenschmid eines seiner schlichten, dennoch originellen Bühnenbilder gebaut, mit raschen Verwandlungen und Projektionen. Die Aufführung ist laut und poppig. (...) Die meisten Kinder (...) schienen gebannt und amüsiert von dieser modernisierten Version mit viel Musik.
Vor allem Bernhard Dechant, der ein wenig Klaus Kinski ähnlich sieht, ist großartig als Geldverleiher, der am Weihnachtsabend mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Der Weihnachtsgeist Johnny Karma (hinreißend: Mathias Schlung) entführt Scrooge auf eine Reise und konfrontiert ihn mit dem Verfall seines Charakters. Die meisten Schauspieler müssen rasant zwischen mehreren Rollen hin- und herspringen. Trotz ihres zeitgemäßen Anstrichs und mancher Passagen zum Lachen bleibt die Geschichte berührend. Erstaunlich, wie man aus diesem viel strapazierten Stoff immer neue Funken schlagen kann. Das Publikum applaudierte begeistert.
Barbara Petsch
Der Standard – 15.12.2012
Geizhälse sind gar nicht geil - "Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge!" im Theater der Jugend
Mit dünnem Hauptgefieder und krächzender Stimme hockt Ebenezer Scrooge auf seinem Tresor wie ein Geier auf einem frisch eroberten Gnukadaver. Seine ganze Liebe gilt dem Zaster, seine Verachtung den Armen und ihren Weihnachtsfreuden. Dieses Jahr wird er jedoch nachts unheimlichen Besuch erhalten und erkennen müssen, dass Geld und Glück zwei grundverschiedene Paar Stiefel sind. Wie das genau passiert, können Kinder ab sechs Jahren in Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge! erleben.
Markus Emil Felkel inszeniert Charles Dickens' altbekannte Weihnachtsgeschichte für das Theater der Jugend in einer von Direktor Thomas Birkmeir signifikant veränderten Fassung. Brauchte es im Original noch drei Geister, um den Geizkragen Scrooge (Bernhard Dechant, wunderbar) seine Verfehlungen vor Augen zu führen und ihn so zu bekehren, stemmt diese Aufgabe nun ein androgyner Kraftlackel namens Johnny Karma im Alleingang: Mathias Schlung (...).
Trotz dieser und anderer Adaptionen wird das Märchen jedoch nicht krampfhaft auf gegenwärtig getrimmt. Der Zauber einer vergangenen Zeit mit ihren hohen Zylindern und spitzen Schreibfedern bleibt erhalten, zugleich gibt es im Renaissancetheater genügend Action und Effekte, um die jungen Zuschauer für nahezu zwei Stunden zu fesseln.
Andreas Lungenschmids vorwiegend schwarz-weiß gehaltenes Bühnenbild erinnert mit seinen kantigen Schrägen an den expressionistischen Stummfilm, die Kostüme von Polly Matthies verleihen vielen Figuren cartoonhaften Charakter und erlauben erstaunliche Verwandlungen.
Auf Grusel folgt Kitsch
Mit dem überaus großzügigen Einsatz von Nebelmaschinen bringt das wandlungsfähige Ensemble erst eine gehörige Portion Grusel und später, wenn der geläuterte Raffzahn vor der Tür seiner Jugendliebe steht, auch eine ordentliche Ladung Kitsch auf die Bühne. Und wann wären derart große Gefühle bitteschön angebrachter als zur Weihnachtszeit?
Dorian Waller
KiKu – 12.12.2012
Geht's dem Geizkragen an den Kragen
Ende gut, alles gut? Natürlich geht – seit gut 170 Jahren bekannt – Charles Dickens’ Geschichte vom hartherzigen Geizkragen Scrooge zu guter Letzt gut aus.
Aber bis es so weit ist! Geiz, Gier, Hartherzigkeit, Gefühlskälte … Auch wenn die Geschichte alt, die Art und Weise der Geldgier – Münzen und Goldstücke zählen und sich daran erfreuen, sich gewandelt hat, im Kern ist sie leider nicht gerade unaktuell. Wohl noch viel brutaler geworden – die Unterschiede zwischen superreichsten Erben, Abzockern, Spekulanten und vielen, vielen Armen ist sicher größer geworden. Und dass es in einem relativ reichen Land wie Österreich ein Kältetelefon von Hilfsorganisationen braucht, damit Menschen nicht bei winterlichen Temperaturen erfrieren, ist vielleicht nicht zuletzt Ergebnis heimischer Scrooges.
Flott und kurzweilig, ...
..., aber über etliche Strecken des fast zweistündigen Stücks das Publikum (noch?) nicht immer berührend, spielt sich das Ensemble des Theaters der Jugend auf seiner großen Bühne im Renaissancetheater durch "Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge!". Überzeugend das ungleiche Duo Bernhard Dechant als Ebenezer Scrooge und Mathias Schlung als Weihnachtsgeist Johnny Karma. Ersterer erweckt trotz der Kotzbrockigkeit seine Figur schon früh auch ob seiner Herzlosigkeit und daraus folgender Einsamkeit deswegen eine Spur Mitleid. Der Weihnachtsgeist verstrahlt eine Portion Humor. Den kindlichen sowie den jungen Scrooge gibt Rafael Schuchter, der auch noch Bob Cratchit, den unterwürfigen Buchhalter des Geizhalses spielt – also drei vom alten Scrooge unterdrückte Figuren.
Entdeckungen
In den eher nur am Rande vorkommenden Rollen sind vor allem Petra Staduan als Belle (Scrooges Verlobte), Freds Frau Elisabeth und als Straßenkind sowie die vom Musical kommende Jasmin Shahali besonders als kranker Sohn des Buchhalters, Tiny Tim, Entdeckungen fürs Theater der Jugend. Lebhaft meldet sich auch wieder Paola Aguilera als Puppen-Jenny und resolute Kate Cratchit (Ehefrau des Buchhalters) zurück. Und Horst Eder verleiht ohnehin auch Kurz-Auftritten (Großvater, Feeziwig, Scrooges Lehrherr oder Bestatter) Glanzlichter.
Schräge Bilder
Eine Würdigung hat sich auch das Bühnenbild verdient. Schräge Kanten verrücken das Bild der Räume und genial ist der goldglänzend gefüllte Tresor, der gleichzeitig auch Ofen ist, auf dem der Geizhals sitzt, um seine Münzen zu zählen.
Heinz Wagner
Kurier – 13.12.2012
Dickens’ Geizhals ist in der Neubaugasse gelandet
Es ist nicht leicht, ein Klassiker zu sein. Ein Stück, das jeder kennt. Ein Buch, das Standardlektüre in Schulen ist wie Charles Dickens’ 1843 erschienenes "Christmas Carol". Hat doch jeder eine Vorstellung davon, wie das Stück aussehen soll.
Im Theater der Jugend hat Thomas Birkmeir, der Chef persönlich, die Aufgabe der Entstaubung übernommen. Seine Fassung der Läuterung des elenden Geizkragens Ebenezer Scrooge zum netten Menschen (Titel: "Frohe Weihnacht, Mr. Scrooge!") atmet nicht den Hauch des 19. Jahrhunderts, sondern ist recht heutig. Scrooge, herrlich misanthropisch gespielt von Bernhard Dechant, thront unter Markus Emil Felkels Regie wie ein Richter über Wohl und Wehe auf dem Thron über seinem Geldschrank. Mathias Schlung bringt als rothaariger Glamour-Mephisto das eiskalte Herz des Alten wieder auf Zimmertemperatur. Das Bühnenbild (von Andreas Lungenschmid) ist eine technisch ausgeklügelte, in sich verschachtelte Rahmenkonstruktion und erinnert in seiner schwarz-weißen Räumlichkeit an einen expressionistischen Film von Murnau. (...)
Susanne Lintl
Materialien
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