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  • Das Dschungelbuch Das Dschungelbuch
 

2012/2013

Das Dschungelbuch 6 +

von Rudyard Kipling
in der Bearbeitung von Stuart Paterson

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 12. Februar 2013 - 17. März 2013
Premiere: 14. Februar 2013
Dauer: 02:05
Regie: Henry Mason

»Akela: Seht her, ihr Wölfe! Ihr habt einen neuen Bruder!
Alle: Einen neuen Bruder!
Akela: Und ich habe einen neuen Sohn!
Raksha: Hörst du, kleiner Mowgli. Du wirst stark sein und frei… Du bist in Sicherheit…
Tabaqui: Nirgendwo gibt’s Sicherheit!«

Stuart Paterson. Das Dschungelbuch

»Überleben im Dschungel!!!« Nein, es handelt sich nicht um eine Doku-Soap, wenn die Wölfin Rakscha das winzige, nackte Menschenkind abschleckt und gegenüber ihrem Wolfsrudel verteidigt.
Seiner glatten Haut wegen wird Rakscha das kleine Wesen Mowgli nennen: Frosch. Mit zärtlicher Liebe zieht sie den Jungen auf, und Mowgli entwickelt sich prächtig. Doch er ist ein Menschenkind und nicht mit den Gesetzen des Dschungels vertraut. Beharrlich, mit Geduld und manchmal auch mit Strenge versucht der Bär Baloo dem kleinen Wildfang diese beizubringen. Ihm zur Seite steht der schwarze Panther Bagheera, der zugleich die Rolle des großen Beschützers übernimmt. Ein solcher ist dringend von Nöten: Der Tiger Shere Kahn, der Mowgli als Baby in den Dschungel verschleppt hat, betrachtet den Jungen immer noch als seine Beute, die ihm zusteht.
Mit so starken Freunden an der Seite glaubt sich Mowgli sicher und führt ein unbekümmertes Leben im Dickicht des Dschungels. Zu aufregend ist es, als dass er dauernd Vorsicht walten lassen und Regeln beachten wollte! Also schlägt Mowgli die Warnungen seiner Freunde in den Wind und zieht mit einer Horde Affen los. Hoch in den Bäumen tollt er herum; ausgelassen genießt er mit der Affenbande die Freuden der Freiheit. Dass er verführt und in eine Falle gelockt wurde, erkennt Mowgli erst, als sein Leben ernsthaft bedroht ist: Mowgli muss lernen, zwischen Freund und Feind, gut und böse, fremd und vertraut zu unterscheiden. Diese Fähigkeit wird ihm auch später helfen, wenn er unter Menschen lebt. Doch wo gehört er hin, wo ist seine Heimat? Aus dem Dschungel lockt der Ruf der Wildnis…
Rudyard Kiplings Werk aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft in Indien wurde schnell zum Klassiker, unzählige Bearbeitungen und Umsetzungen beweisen das. Das Theater der Jugend zeigt diese faszinierende Geschichte des Aufwachsens eines Findelkindes unter Tieren in der Bühnenfassung von Stuart Paterson.

Aufführungsrechte: Rowohlt Theaterverlag, Reinbek bei Hamburg

Besetzung

Mowgli / Puppenspieler Benjamin Levent Krause
Shere Khan, der menschenfressende Tiger / 2. Jäger Daniel Jeroma
Bagheera, der schwarze Panther / Buldeo, der Chef der Jäger im Dorf Christian Graf
Balu, der Bär / Rama, der Stier Frank Engelhardt
Akela, der Leitwolf / Ban, ein Affe / Ein Dorfbewohner Rafael Schuchter
Raksha, die Mutterwölfin / Luna, ein zweiter Affe / Messua, eine Frau, die ihr Kind verloren hat / Tima, eine ausgehungerte Wölfin Claudia Kottal
Tabaqui, der tollwütige Schakal / Taak, ein dritter Affe / 1. Jäger Uwe Achilles
Kaa, die Pythonschlange / Eine Wölfin in Akelas Rudel / Snag, eine zweite ausgehungerte Wölfin / Eine Dorfbewohnerin Iréna Flury
Regie Henry Mason
Bühne Michaela Mandel
Kostüme Anna Katharina Jaritz
Licht Christian Holemy
Puppenbau / Puppencoaching Gerti Tröbinger
Kampf- und Bewegungscoach Mel Stein
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz Eva Maria Gsöllpointner
Schlussprobenassistenz und Inspizienz Florian Pilz
Hospitanz Julia Jenewein

Kritiken

Kronenzeitung – 16.02.2013

TdJ: Kiplings „Dschungelbuch“ - Viel los im Urwald

Der Zeigefinger bleibt zum Glück unten: Pure Unterhaltung, gespickt mit viel Lebensweisheiten, beschert das Theater der Jugend mit Stuart Patersons Version von Ruyard Kiplings Klassiker „Dschungelbuch“. Spannend, witzig, perfekt gemacht!

Patersons Bearbeitung ist eine behutsame, die in der zeitlosen Übersetzung Marlene Schneiders ohne sprachliche Faxen und dumme Sprüche daherkommt. Dennoch darf gelacht werden, nachgedacht, ein paar Tränen verdrückt werden. Mowglis Abenteuer mit seinen tierischen Freunden (und Feinden), seine Angst vor dem Tiger Shere Khan, Suche nach Platz für sich zwischen zwei Welten, zwischen animalischer Freiheit und menschlicher Perfidie im Dorf seiner Mutter, wurde von Henry Mason perfekt, packend, temporeich, sportlich fordernd, auch mit Subtilität inszeniert.
Auf und zwischen den schmalen Rampen und Leitern (Bühne: Michaela Mandel) turnt ein meist drolliges Ensemble (in verschiedenen Rollen) rund ums eigenwillige Menschenkind Mowgli: Verfolgt vom mächtigen Shere Khan von Daniel Jeroma und dem räudigen Schakal (Uwe Achilles) kämpft sich Benjamin Levent Krause als Sturkopf mit Herz durch die Jungen-Abenteuer, rettet den Wolfsvater Akela (Rafael Schuchter), befreit die verrucht grün schillernde Schlangendiva Kaa (passt: Iréna Flury)…
Das und vieles mehr erlebt Mowgli, geliebt, begleitet und beschützt vom Bären Baloo (Frank Engelhardt als tollpatschiger Lehrer) und Panther Bagheera (Christian Graf als verruchter Dandy mit Sonnenbrille).
In schönstes Urwaldlicht ist das alles getaucht, in archaischen Chören vereinen sich darin die Guten, die Zeit vergeht wie im Flug: eine Freude für Klein und Groß!

Thomas Gabler


www.der-neue-merker.eu – 15.02.2013

WIEN / Theater der Jugend im Renaissancetheater: DAS DSCHUNGELBUCH von Rudyard Kipling in der Bearbeitung von Stuart Paterson - Premiere: 14. Februar 2013

Es gilt als „Kinder-Klassiker“, ist aber doch um einiges mehr: „Das Dschungelbuch“ von Rudyard Kipling, Ende des 19. Jahrhunderts in dessen Jahren als Kolonialbeamter in Indien entstanden, sensible und doch griffige Geschichten um Mensch und Natur. Obwohl das Theater der Jugend das „Dschungelbuch“ (in einer äußerst geschickten Dramatisierung von Stuart Paterson) für ein kleines Publikum ab sechs Jahren programmiert hat, gelingt es Regisseur Henry Mason in einer bemerkenswerten Inszenierung, die Geschichte weder kindlich noch kindisch, weder billig noch albern auf die Bühne zu stellen, sondern mit größter Selbstverständlichkeit. Jede Disney’sche Lieblichkeit, die sich im Kino an sprechende Tiere knüpft, fehlt, dafür wird die Mensch-Tier-Fabel zur klassischen Erzählung über eine „Entwicklung“ und über Erkenntnis des eigenen Ichs und Selbst. Und wenn das vielleicht über ein paar kleine Köpfe im Zuschauerraum noch hinausgeht – als Geschichte funktioniert es perfekt, wie ein angespannt interessiertes kleines Publikum im Renaissancetheater zeigte. Die meisten von ihnen werden sich wahrscheinlich noch in Jahren daran erinnern, dass sie dem berühmten „Dschungelbuch“ schon einmal begegnet sind… Bestechend die Logistik der Produktion – fünf schräge Ebenen, die mit minimalen Details und Lichteffekten in die jeweiligen Schauplätze zu verwandeln sind (Michaela Mandel): Es wirkt so selbstverständlich, aber man muss es herstellen und dann nahtlos bespielen können, wobei Mason bis auf ein paar Szenen, in denen Beziehungen gesponnen werden (man kann nicht sagen: „menschliche“, denn es geht ja um Mensch und Tier, aber natürlich sind sie „menschlich“), stets für Tempo sorgt, wenn es um die drei Affen geht, dann auch für Affentempo und entsprechende Lautstärke: Das sind die Rüpel des Geschehens, wie man sie auch im Leben kennt, die nutzlosen, ärgerlichen, aber nichtsdestoweniger nicht loszukriegenden Störenfriede… Genau so hat jede andere Figur ihre „übergeordnete“ Funktion im Geschehen, wobei Mowgli, das Menschenkind, das von den Wölfen aufgenommen wird, der reine Tor schlechthin ist, dem man beim Lernen zusieht. Und jedem Menschenkind sind Lehrer gewünscht, wie sie der herzensgute Bär (der dennoch darauf besteht, dass exakt gelernt wird, was nötig ist) und der coole Panther darstellen. Die Wölfe, so gefährlich sie nach außen auch sein mögen, bilden die schützende „Familie“, deren Wert man gar nicht hoch genug ansetzen kann. Und da sind die anderen – die wirklich gefährlichen Todfeinde wie der Tiger, der überwunden (= getötet) werden muss, die Gefahr geringeren Ausmaßes in Gestalt des Schakals, und jenes Element, das lebensgefährlich ist, wenn man mit ihm keinen Bund eingeht: die Pythonschlange… Es ist wirklich wunderhübsch, wie diese Tiere in Kostüm und Maske (Anna Katharina Jaritz) ohne Übertreibung und doch unverkennbar charakterisiert werden, ganz abgesehen davon, dass jeder Schauspieler ihnen äußeres Profil und gewissermaßen Seele und Wesen gibt. Und ganz richtig setzt das Stück im zweiten Teil auch um, dass unter den Menschen nur die Frauen die Sympathie von Autor Kipling genossen haben, die Männer in ihrer Verbohrtheit hingegen nicht… Und so ist jeder im Zuschauerraum froh, wenn Mowgli – nun Sieger über den Tiger und Befreier der Pythonschlange – wieder zu seinen wahren Freunden in den Dschungel zurückkehrt… Denn auch diese Erfahrung muss man machen: Man kann im Leben wählen, wohin und wozu man gehören möchte. In der auf Präzision, exakte Pointen und liebevoll charakterisierende Details ausgerichteten Inszenierung gibt es unter den Darstellern (alle außer der Hauptfigur sind in vielen Rollen unterwegs, aber jeweils in einer „wichtigen“) keinen schwachen Punkt: Benjamin Levent Krause, der in der ersten Szene Mowgli als Babypuppe gewissermaßen als Puppenspieler „führt“, bevor er sich in den Jungen verwandelt, ist präsent, liebenswert, ambivalent in seinem Gefühlsleben, ideal für die Figur. Ein zärtlicher Bär (Frank Engelhardt) und ein eleganter Panther (Christian Graf) sind mit den Wölfen (Rafael Schuchter und Claudia Kottal) bei den „Guten“ daheim, während Daniel Jeroma einen wirklich bedrohlichen Tiger und Uwe Achilles einen wahrlich tollwütigen Schakal abgeben. Rührend, wenn vor der Vorstellung nachgesehen wird, ob jene Zuschauer in der 1. Reihe fußfrei, denen die Pythonschlange ankündigen wird, sie zu fressen, sich auch nicht fürchten werden… Da es sich in diesem Fall um einen ausgewachsenen Herren handelte und Iréna Flury in glitzerndem Grün nicht nur gefährlich, sondern auch ungemein sexy wirkte, war bei der Premiere alles in Butter. Wie an dem ganzen Nachmittag, den das Theater der Jugend unter seine besonders gelungenen Produktionen reihen darf.

Renate Wagner


Wiener Zeitung – 16.02.2013

Packendes Lehrstück

Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“ (1894) zählt längst zu den Klassikern der Kinderliteratur. Doch die Geschichte von Mowgli, dem „Menschenjungen“, das im Dschungel unter Wölfen aufwächst, tut immer noch ihre Wirkung; besonders dann, wenn sie so geschickt aufbereitet wird wie in Stuart Patersons neuer Bühnenbearbeitung, die nun im Theater der Jugend als deutschsprachige Erstaufführung für Kinder ab sechs Jahren auf dem Programm steht.
In der bunten, exotischen Zauberwelt herrschen in Henry Masons aufwendiger Inszenierung unter den Tieren Gesetze, die in ihrer Ausgrenzung von Außenseitern fatal an die Menschenwelt erinnern. Abenteuerlich und spannend geht es aber allemal zu, wenn die körpersprachlich bestens trainierten Darsteller, die mit Ausnahme des Protagonisten von einer Rolle in die nächste schlüpfen, sich auf Balgereien einlassen oder auch heftige Kämpfe austragen.
Mowgli (Benjamin Levent Krause), das von einem Tiger geraubte und von der Wölfin Raksha als Junges angenommene Kind, fühlt sich anfangs im Wolfsrudel geborgen, muss aber als Heranwachsender erkennen, dass er nicht wirklich dazugehört. Doch auch für die Dorfbewohner ist er ein Fremder, der nicht ihre Sprache spricht, sondern sich (in einer eindrucksvollen Szene) nur heulend und knurrend verständlich zu machen versucht.
Freilich sind Tiere, nach einem Gut-Böse-Schema vermenschlicht, nicht jedermanns Sache. Wichtig ist aber, dass sich Mowgli nach einem schmerzhaften Lernprozess auf die Seite der Schwächeren stellt: Dies zeigt sich in dem Augenblick, als die jungen Wölfe über den alt und hilflos gewordenen Leitwolf herfallen wollen. In diesem Moment fiebern gewiss nicht nur Kinder mit Mowgli mit.

Hilde Haider-Pregler


KiKu – 16.02.2013

Wo g'hör i hin, wo bin i z'Haus? Wunderbare, vielschichtige „Dschungelbuch“-Version im Wiener Theater der Jugend

Die Bühne wirkt von weitem, wenn du den großen Zuschauerraum im Renaissancetheater betrittst, ein bisschen wie eine überdimensionale Kugelbahn aus schrägen Baustellengerüst-Flächen und senkrechten Trägern. Doch sie scheint sich vom ersten Moment des Stücks an in einen Urwald zu verwandeln. Dafür sorgen Licht und vor allem das geniale Spiel des Schauspielensembles. Sie dodeln die wilden Tiere nicht nach, brauchen auch keine Masken. Frisiert und geschminkt in Anlehnung an Wölfe, Tiger, Panter usw. empfinden sie typische Bewegungen nach. Und so funktionierte selbst die Schlange Kaa (Iréna Flury) praktisch immer in aufrechter Position wunderbar. Die „tierischen“ Eindrücke werden nicht zuletzt von der Geräuschkulisse stark unterstrichen.

Da oder dort?!

Gelungener Auftakt zu dieser „Dschungelbuch“-Version des Theaters der Jugend, im Zentrum steht natürlich das Menschenjunge, das vom Wolfspaar Akela und Raksha aufgezogen wird. Letztere nennt es Mowgli (Frosch). Als Baby ist es hier eine fantastische große Stoffpuppe. Im Gegensatz zu so manch anderen „Dschungelbuch“-Versionen nimmt hier die Rückkehr des jugendlichen Burschen ins Dorf eine größere Rolle ein. Die Anfeindungen des fremden Wesens vor allem durch die Männer des Dorfes treiben ihn - vorübergehend (?) - zurück in den Urwald zu seinen Gefährten. Aber ist er dort wirklich zu Hause? Wo gehört er hin? Somit ist hier zwei Stunden lang – oder viel mehr kurz - eine fantasievoll gespielte und doch so lebensnahe und aktuelle Version des Klassikers zu erleben.
Und dann wieder raus in den Dschungel der Großstadt mit nicht wenigen Anfeindungen Fremder.

Heinz Wagner


Der Standard – 19.02.2013

Mowgli kämpft gegen einen Glam-Punk - "Das Dschungelbuch" im Theater der Jugend

(...) Im Theater der Jugend verknüpft Regisseur Henry Mason die moderne Lebenswelt mit der Geschichte von Mowglis Kampf gegen den Tiger Shere Khan. Das Bühnenbild von Michaela Mandel nimmt mit seinen schiefen Plattformen Anleihen bei dem Computerspielklassiker Donkey Kong.
Die Kostüme (Anna Katharina Jaritz) sind originell: Das Wolfsrudel wird durch Nummern-Trikots als Team ausgewiesen. Christian Graf überzeugt als metrosexueller Bagheera. (...)
Manche Stellen des Originals hat Bühnenautor Stuart Paterson dafür besonders schön akzentuiert: Etwa wenn Benjamin Levent Krause als sympathischer Mowgli hin- und hergerissen ist zwischen der Verführungskraft der anarchischen Affenbande und dem Wunsch nach Regeln. Die Inszenierung ist kurzweilig, das junge (und begeisterte) Publikum freute sich über Verfolgungsjagden und witzige Dialoge. Es sollte allerdings nicht darauf verzichten, das Original zu lesen.

Roman Gerold


Materialien

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