Sprungnavigation:
  • Die 39 Stufen Die 39 Stufen
 

2010/2011

Die 39 Stufen 13 +

Bearbeitet von Patrick Barlow

By arrangement with Edward Snape for Fiery Angel Limited
John Buchan und Alfred Hitchcock

nach einem Originalkonzept von Simon Corble und Nobby Dimon, Deutsch von Bernd Weitmar

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 14. Januar 2011 - 05. April 2011
Premiere: 18. Januar 2011
Regie: Henry Mason

»Hannay: Und dann dachte ich – Moment mal, Hannay! Jetzt aber, reiß dich zusammen! Denk nach, was du anstellen kannst, du dummer Hund! Irgendetwas Triviales, wo du nicht nachdenken musst. Etwas richtig Stumpfsinniges. Etwas – ja, geh mal wieder ins Theater! In eine West-End-Show! Das müsste helfen!«

John Buchan und Alfred Hitchcock. Die 39 Stufen

Kopfüber stürzt Richard Hannay in ein Abenteuer, das er zuvor allerhöchstens aus Filmen kannte – und das er so genau auch gar nicht kennen lernen wollte. Was als unterhaltsamer Theaterabend am Londoner West End beginnt, mündet in eine atemberaubende Jagd quer durch das Vereinigte Königreich.

Die mysteriöse Annabella Schmidt verwickelt Hannay in eine aberwitzige Geschichte rund um dunkle Geheimnisse, Spionage, Hochverrat und die »39 Stufen«. Ehe er sich versieht, steht Hannay unter Mordverdacht und hat nicht nur die feindlichen Agenten, sondern auch noch Scotland Yard auf den Fersen. Da hilft nur eines: Flucht nach vorne. Wenn es ihm gelingt, das Geheimnis der »39 Stufen« zu lösen, wird hoffentlich auch seine Unschuld bewiesen sein.

Sein Weg führt ihn durch dunkle Moore, in einsame Dörfer, abgelegene Hotels – und nicht jede seiner zufälligen Bekanntschaften entpuppt sich als das, wonach sie im ersten Augenblick ausgesehen hat.

Patrick Barlows Bühnenfassung von Alfred Hitchcocks Spionagethriller ist ein komödiantisches Meisterwerk. Nicht ohne Grund stehen die »39 Stufen« seit ihrer Uraufführung im Jahr 2005 am Londoner West End und am Broadway in New York auf den Spielplänen und wurden mit zahlreichen Preisen (u. a. dem Laurence Olivier Award als Best Comedy) ausgezeichnet. Vier Schauspieler, drei Herren und eine Dame, schlüpfen in Windeseile in dutzende Rollen, rasante Verfolgungsjagden und waghalsige Szenen spielen sich auf offener Bühne ab. Und spätestens wenn Richard Hannay auf dem Dach eines fahrenden Zuges vor der Polizei flieht, weiß man bei diesem fulminanten Spektakel nicht mehr, ob man nun den Atem anhalten oder herzhaft lachen soll.


Aufführungsrechte: Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH, Berlin www.kiepenheuer-medien.de

Besetzung

Richard Hannay Uwe Achilles
Annabella Schmidt / Pamela Edwards / Margaret McTyte Michaela Kaspar
Clown 1 Christian Graf
Clown 2 Reinhold G. Moritz
Regie Henry Mason
Ausstattung Jan Meier
Licht Hans Cizek
Bewegungs- und Kampfcoach Karl Alfred Schreiner
Videogestaltung Jacob Groll
Musik Franz Flieger Stögner
Coaching Tirolerisch Laura Söllner
Dramaturgie Matthias Göttfert
Assistenz und Inspizienz Clemens Pötsch
Hospitanz Angelika Kulterer

Kritiken

Kurier – 25.01.2011

Hitchcock zum Lachen im Theater der Jugend

Hitchcock einmal anders, geht das? Sind neue, originelle Facetten in der Interpretation der Werke des verschrobenen britischen Kultautors und -regisseurs überhaupt noch möglich? Ja, sind sie es, wie das Theater der Jugend beweist.

Was im Theater im Zentrum in der Liliengasse derzeit mit »Die 39 Stufen« geboten wird, sind 100 Minuten Theater in seiner reinsten und unterhaltsamsten Form. Nur vier Schauspieler – Uwe Achilles, Michaela Kaspar, Christian Graf und Reinhold G. Moritz – füllen mit minimalem (aber perfekt durchdachtem) ausstatterischem Aufwand und maximalem persönlichen Einsatz die kleine Bühne. Keine Sekunde lang wird die Geschichte von der mysteriösen Agentinnen-Schönheit Annabella Smith, die den eigenbrötlerischen Richard Hannay unter Mordverdacht bringt, langweilig. Dafür sorgt die rasante Inszenierung Henry Masons.

Ob Michaela Kaspar hinreißend mit einem Plastikmesser im Rücken ihr Leben aushaucht; Christian Graf und Reinhold G. Moritz im Minutentakt ein gutes Dutzend Rollen und Hüte wechseln; oder Uwe Achilles im schottischen Hochland ein Kirchenliederbuch als Abwehr gegen die auf ihn gerichtete Pistole benutzt: Masons Bühnenfassung nach dem Buch von Patrick Barlow hat ohne Zweifel mehr komödiantische Momente als der gleichnamige Kinofilm aus dem Jahr 1935.

Was offenbar auch das erwachsene Publikum zu schätzen weiß: Im Zuschauerraum waren die reiferen Jahrgänge weit in der Überzahl. […]

Susanne Lintl


Kronenzeitung – 20.01.2011

Kino versus Theater

Fast jeder kennt Alfreds Hitchcocks berühmteste Filme wie »Die Vögel«, »Psycho« oder »Dial M for Murder« oder zumindest Szenen daraus. Doch wer kennt seinen Spionagethriller von 1935 – »Die 39 Stufen«? Diese Wissenslücke kann man jetzt im Theater im Zentrum schließen und kurzweilige 2 Stunden genießen.

Das ist in vielerlei Hinsicht spannend: Man geht ins Theater, glaubt aber, einen Kinofilm zu sehen, der mit einfachsten Theatermitteln spielt: So entsteht ein unterhaltsamer Abend, der auf die Spur der »39 Stufen« führt und gleichzeitig die Lachmuskeln aller Komödienfans strapaziert.

Was in den 100 Minuten über die Bühne fegt, ist ein Wirbelwind an feinster Kinounterhaltung. Ein schwarz-weißes Breitbandspektakel, einfachst inszeniert und von einem spielwütigen Quartett in Szene gesetzt.

Mit minimalem Aufwand und maximalem schauspielerischem Einsatz gelingt es Regisseur Henry Mason, ein überdrehtes und gnadenlos lustiges, aber dennoch hoch präzise gemachtes Lustspiel über die Bretter zu jagen.

Eine bravouröse Leistung der vier Akteure Uwe Achilles, Michaela Kaspar, Christian Graf und Reinhold G. Moritz! Für die brillante Bühnenausstattung ist Jan Meier verantwortlich. Der altmodische Look passt perfekt zur konzentrierten Darstellung der Schauspieler, die mit viel Körpereinsatz wuchtige Präsenz vermitteln und perfekt den Stil der 30er Jahre karikieren. Eine reizvoll gemachte Vermählung von Kino und Theater.

Florian Krenstetter


Wiener Zeitung – 20.01.2011

Spionagethriller als ein Feuerwerk der Komödiantik

1915 wurde er von dem schottischen Autor John Buchan erfunden, der Richard Hannay, der sich in dem Roman »Die 39 Stufen«, sowie in fünf weiteren Spionagethrillern in waghalsige Abenteuer stürzt. Zwanzig Jahre später brachte Alfred Hitchcock ihn auf die Filmleinwand.

Sechzig Jahre später begeisterte er die Schauspieler Simon Corbie und Nobby Dimon so sehr, dass die »39 Stufen« als Bühnenstück präsentierten. Und nach nochmals zirka zehn Jahren erstellte Patrick Barlow eine Neufassung des Stücks, die dem Film näher war als dem Roman. Ein großer Erfolg in London und New York war die Folge.

Und Richard Hannay wird wohl noch viele Jahre im Mittelpunkt stehen, denn jetzt ist er zum Beispiel in Wien angekommen, wo »Die 39 Stufen« den Spielplan des Theaters der Jugend zieren.

Ideen, die in den Bann ziehen

Für Menschen ab 13 Jahren erarbeitete Henry Mason eine brillante Inszenierung, die mit ihrer Rasanz und ihrem Einfallsreichtum viele in ihren Bann ziehen wird. Uwe Achilles als Hannay, sowie Michaela Kaspar, Christian Graf und Reinhold G. Moritz in weit mehr als einem Dutzend weiterer Rollen, brennen ein Feuerwerk der Komödiantik ab. Unterstützt durch Ausstattung (Jan Meier), Licht (Johann Cizek), Musik (Franz Flieger Stögner) und nicht zuletzt durch den Bewegungscoach Karl Alfred Schreiner. […]

Lona Chernel


Neues Volksblatt – 20.01.2011

Henry Masons Wiener Slapstick-Virtuosenstück

Der Linzer Henry Mason (36), früher \uhof:-Chef am Landestheater, inszenierte Hitchcocks »39 Stufen« im Theater der Jugend in Wien

Von Zeit zu Zeit bringt das Theater der Jugend in einem seiner beiden Häuser (diesmal im Theater im Zentrum nahe dem Stefansdom) Aufführungen, die auch für ein erwachsenes Publikum ein absoluter Gewinn sind. »Die 39 Stufen«, ursprünglich ein Schwarz-Weiß-Krimi von Alfred Hitchcock aus dem Jahre 1935, wurde vom britischen Bühnen-Tausendsassa Patrick Barlow zu einem Theatervergnügen besonderer Art umgeformt. Vier Darsteller (eine Hauptrolle und drei weitere, die alle anderen Figuren spielen), ein paar Requisiten, die alles imaginieren, und im übrigen ist nichts gefragt als darstellerische Virtuosität und handwerkliche Brillanz, um die ebenso turbulente wie unglaubwürdige Handlung umzusetzen.

Henry Mason, der britische Oberösterreicher, der das Linzer Landestheater 2009 verließ (im Sommertheater Helfenberg ist er weiterhin im Vorstand), um seit der vorigen Saison als Oberspielleiter im Theater der Jugend in Wien zu arbeiten, hat ein wahres Slapstick-Virtuosenstück abgeliefert. In geschickten Bühnenbildlösungen von Jan Meier erlebt man eine Aufführung, die in ihrer Atemlosigkeit nie loslässt und ungehinderte Turbulenz zweieinhalb Stunden durchzieht.

Wenn die Handlung den flüchtenden Helden vom Vorkriegs-London ins schottische Hochland verschlägt, hat der Regisseur als Akzent-Variante hier als Äquivalent dickstes Tirolerisch gewählt.

In der Hauptrolle gelingt es Uwe Achilles schon optisch, genauso auszusehen wie die schlaksigen, nonchalanten Kinohelden der 30er-Jahre mit ihren kleinen Schnurrbärtchen, die in zappelnder Anstrengung die Nation retten.

Michaela Kaspar passt in jeden Typ — die geheimnisvolle Spionin (hinreißend, wie sie mit einem Messer im Rücken stirbt und dabei die Hohe Schule des »Sich-Zerspragelns« zu Szenenapplaus führt), die verliebte Hausfrau, schließlich das Love Interest des Helden. Am meisten zu tun bekommen Christian Graf und Reinhold G. Moritz, die in buchstäblich ungezählten Rollen Wirbelwind-Verwandlungen und ein Feuerwerk an Blödelkomik entfesseln – man lacht sich schief. Was kann man über einen Theaterabend, der nichts anderes will, Besseres sagen?

Renate Wagner


www.der-neue-merker.eu – 01.01.1970

»39 Stufen«, nach einem vergessenen Roman von John Buchan aus dem Jahr 1915, ist einer der frühen Alfred Hitchcock-Schwarzweiß-Filme aus dem Jahr 1935 – einer von jenen, in denen er (nicht zu Unrecht) die kommende Nazi-Gefahr beschwor. Hier sollen Geheiminformationen über die britische Luftwaffe auf einem durchaus raffinierten Weg Deutschland erreichen. Und der gelangweilte Bonvivant Richard Hannay gerät mitten ins Geschehen, als ihm eine Frauenleiche vor die Füße kollert …

Das Ganze wäre nicht der Rede wert, bedenkt man, wie viele bessere Hitchcock-Filme es gibt. Und man käme nicht auf die Idee, dergleichen auf die Bühne bringen. Patrick Barlow, der Tausendsassa des englischen Theaters hat es 2005 dennoch getan, aus keinem anderen Grund, um das Theater selbst zum Mittelpunkt zu machen – vielmehr, was kann es, was können seine Interpreten, wenn man alles an Phantasie und Logistik beschwört, die das Genre hergeben? Vier Schauspieler (mit Umbauverpflichtung, es scheint, als räumten sie die Bühne stets ausschließlich selbst um), drei von ihnen spielen neben dem Hauptdarsteller alle Rollen und liefern Wirbelwind-Verwandlungen, dazu ein paar Versatzstücke und die Fähigkeit des Publikums, die Abstraktion des Theaters zu rezipieren und geistig umzusetzen. Das Endergebnis ist darstellerische Virtuosität, handwerkliche Brillanz und ein Feuerwerk des Humors. Das Theater der Jugend hat wieder einmal einen Abend, den die »Erwachsenen« stürmen sollten und vermutlich auch werden. Denn echten Boulevard gibt es in Wien sonst kaum …

Der Oberspielleiter des Hauses, der englische Oberösterreicher Henry Mason, hat den Abend in den überaus geschickten Bühnenbildlösungen von Jan Meier auf die Bühne geschickt, das wahre Slapstick-Kunststück einer Aufführung, die in ihrer Atemlosigkeit fast nie los lässt und es beinahe schafft, die ungehinderte Turbulenz zweieinhalb Stunden verlustlos durchzuziehen. Wenn die Handlung den flüchtenden Helden übrigens ins schottische Hochland verschlägt, hat der Regisseur als Akzent-Variante als Äquivalent dickstes Tirolerisch gewählt …

In der Hauptrolle des Richard Hannay gelingt es Uwe Achilles schon optisch genau so auszusehen wie die schlaksigen, nonchalanten Kinohelden der dreißiger Jahre mit ihren kleinen Schnurrbärtchen. Michaela Kaspar passt in jeden Typ – die geheimnisvolle Spionin (hinreißend, wie sie mit einem Messer im Rücken stirbt und dabei die Hohe Schule des »Sich-Zerspragelns« zu Szenenapplaus führt), die verliebte Hausfrau, schließlich das Love Interest des Helden, nachdem sie ihn anfangs doch glatt der Polizei überliefert hätte … Am meisten zu tun bekommen allerdings Christian Graf (der aus der »Schule« der Nestroy-Spiele in Schwechat kommt) und Reinhold G. Moritz, die in buchstäblich ungezählten Rollen ein Feuerwerk an Blödelkomik entfesseln – man lacht sich schief. Was kann man über einen Theaterabend, der nichts anderes will, Besseres sagen?

Renate Wagner