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  • Wie verliebt man seinen Vater? Wie verliebt man seinen Vater?
 

2009/2010

Wie verliebt man seinen Vater? 6 +

von Malika Ferdjoukh
Deutsch von Hans-Georg Noack
in einer Fassung für das Theater der Jugend von Eva Maria Gsöllpointner


Uraufführung

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 20. März 2010 - 28. April 2010
Premiere: 23. März 2010
Regie: Eva Maria Gsöllpointner

»Rosige Wangen kriegt man wie rote Pusteln, wenn man Windpocken hat. Verliebtsein ist einfach auch eine Art Krankheit.«

Malika Ferdjoukh. Wie verliebt man seinen Vater?

Jules reicht’s. Ein bisschen Entlastung im häuslichen Bereich täte gut. Aber was tun mit einem total zerstreuten Vater, der zwei linke Hände hat und als Wissenschaftler hauptberuflich mit seinem Computer verheiratet ist? Wie kommt man eigentlich als Kind dazu, Einkäufe zu besorgen, schmutzige Socken zu waschen oder Spaghetti zu servieren?

Als Jules’ Vater auch noch eine Überschwemmung in der Wohnung verursacht, platzt Jules endgültig der Kragen: Eine Lösung muss her!

Elsa weiß Rat. Nicht nur, dass sie das hübscheste Mädchen ist, das Jules sich vorstellen kann, sie ist auch das gescheiteste: »Ist doch ganz einfach, ihr braucht eine Frau! Wir müssen deinen Vater verlieben. Und ich helfe dir dabei: Er muss jemanden kennen lernen, sich verlieben und schließlich heiraten.« Klingt einfach. Aber wie erkennt man, ob jemand verliebt ist? Die Antwort darauf findet Elsa in einem der vielen Groschenromane, die bei ihrer Tante herumliegen: »Man wird ganz rot im Gesicht!«

Mit diesem Rezept in der Tasche machen sich die beiden auf die Suche nach geeigneten Kandidatinnen. Aber wie stellt man es an, dass Jules Vater, dieser Stubenhocker, der Richtigen auch begegnet? Und wie macht man ihn dann auch noch verliebt? Und welche Frau will denn überhaupt jemanden wie Papa, diesen Tollpatsch?

Die in Paris lebende Malika Ferdjoukh greift mit »Wie verliebt man seinen Vater?« ein ungewöhnliches Thema auf und schildert dabei die Herzenswünsche von Kindern und von Erwachsenen – aus ungewohnter Perspektive und mit sehr viel Humor!


Aufführungsrechte: L’école des loisirs/SACD, Paris

Das Theater der Jugend dankt »Vier Pfoten« für die kostenlose Zurverfügungstellung des Filmmaterials.

Besetzung

Jules Valette Matthias Hacker
Elsa Tatischeff, Jules' Freundin Katharina Pizzera
Philippe Valette, Jules' Vater Uwe Achilles
Mlle. Piquet, die Hausbesitzerin / Marietta, Bäckerin Michaela Kaspar
Dominique Laventure, die neue Nachbarin / Passantin Lynne Williams
Großtante Tatischeff Barbara Spitz
Mme. Tatischeff / Mlle. Rose Ildiko Babos
M. Tatischeff / M. Laron, der Sportlehrer / Feuerwehrmann Sebastian Eckhardt
Direktor M. Rancy / Feuerwehrmann Peter Steiner
Regie Eva Maria Gsöllpointner
Ausstattung und Licht Stephan M. Dietrich
Musik Klaus Erharter
Geräuschemacher Andreas Schneider
Film Jacob Groll
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz und Inspizienz Barbara Unger-Wiplinger
Hospitanz Sophie Lenglachner

Kritiken

Kronenzeitung – 25.03.2010

»Maman« wird gesucht!

Das von Thomas Birkmeir souverän geführte Theater der Jugend hat – so scheint es – im Renaissancetheater im siebten Bezirk einen neuen Erfolg bei Jung und Alt eingefahren: Eva Maria Gsöllpointner inszenierte das Stück »Wie verliebt man seinen Vater?« der in Frankreich lebenden algerischen Autorin Malika Ferdjoukh.

Ein in der Pubertät stehender junger Mann – er hat früh die Mutter verloren und umsorgt seither seinen total zerstreuten Vater, einen hochbegabten Physiker – findet zusammen mit seiner gleichaltrigen Freundin Elsa, es wäre Zeit, dass der Vater eine Frau findet und er selbst eine »Maman«, die ihn von hausfraulichen Pflichten befreit.

Alle Bemühungen der beiden Halbwüchsigen um Hausbesitzerin, Bäckerin, verschiedene Damen schlagen aber bei dem trockenen Wissenschaftler fehl. Bis er sich in eine Afrikanerin verliebt, die als »Geräuschemacherin« arbeitet – die folgende typische Pariser Hochzeit versöhnt alle beleidigten Hausgenossen: Aber gehen die Pläne der Teenager auf? – Mme. Dominique kennt sich in Haushaltsangelegenheiten ebenso wenig aus wie der Vater …

In einer wunderschönen Ausstattung von Stephan M. Dietrich mit drehbaren Wänden hat Eva Gsöllpointner die naive Geschichte so liebenswert inszeniert, dass die Kinder ihre helle Freude hatten. Matthias Hacker ist ein so liebenswerter Jules, dass das Publikum im Nu gewonnen ist. Uwe Achilles ist der schusselige Vater, Katharina Pizzera die originelle Freundin Elsa, Barbara Spitz eine köstliche ältliche Großtante, Lynne Williams die bezaubernde Dominique, Michaela Kaspar die strenge Hausbesitzerin. Auch alle anderen tragen zum Erfolg der amüsanten Studie vom Erwachsenwerden bei.

Volkmar Parschalk


Die Presse – 29.03.2010

Ist Verliebtsein eine Krankheit?

Malika Ferdjoukhs preisgekröntes Kinderbuch in spaßiger Inszenierung am Theater der Jugend.

Jules hat's wirklich nicht leicht. Schließlich muss er nicht nur wie alle Kinder in seinem Alter zur Schule gehen und lernen, sondern – seit seine Mutter gestorben ist – auch zu Hause alles machen: kochen, putzen, bügeln und dafür sorgen, dass sein zerstreuter Herr Papa nicht gänzlich aufs Essen vergisst. In diese Welt versetzt die in Algerien geborene französische Schriftstellerin Malika Ferdjoukh das junge Publikum in ihrem mit amüsanten Verwicklungen gespickten Buch »Wie verliebt man seinen Vater?«, das für das Theater der Jugend von Eva Maria Gsöllpointner flott und spaßig für Kinder ab sechs Jahren inszeniert wurde.

Zum Glück hat Jules eine beste Freundin: Elsa. Die bringt ihn zwar manchmal mit ihren stürmischen Umarmungen in Verlegenheit, hat aber auch die besten Ideen. Sie führt Jules die Lösung seiner Probleme vor Augen: Er muss für seinen Vater eine neue Frau finden, die sich um den Haushalt kümmert und ihm endlich die Chance gibt, wieder nur Kind sein zu dürfen. Ferdjoukh lässt die zwei Hauptfiguren von einer Katastrophe in die nächste stolpern, was Matthias Hacker als quirligem Jules und Uwe Achilles als schusseligem Wissenschaftler und Vater Gelegenheit gibt, ihre Fähigkeiten im komödiantischen Fach zu beweisen. Katharina Pizzera malt als temperamentvolle Elsa dem Freund die ideale Ersatzmama aus: »Eine Lehrerin – die könnte deine Hausaufgaben machen … oder eine Parfümverkäuferin, die riechen immer so gut.«

Köstlicher Klamauk bei der Bäckerin

Natürlich geht die Sache mit dem Verkuppeln gründlich schief. Die lispelnde Bäckerin vom Laden an der Ecke, zu der Papa mit einem fingierten Preisausschreiben gelockt wird, scheidet als Kandidatin aus, nachdem in einer köstlichen Klamaukszene unter johlendem Zuspruch des jungen Publikums so ziemlich alles im Laden ruiniert wird, was kaputt gehen kann – inklusive der Hochzeitstorte für das Bürgermeisterstöchterl.

»Es ist viel einfacher, für Erwachsene zu schreiben als für Kinder«, findet Autorin Ferdjoukh, die für dieses Buch den französischen Kinderbuchpreis und den Prix Beaugency für das lustigste Kinderbuch des Jahres 1994 bekam. »Man kann ohne große Reibungen aus seinem eigenen Ego schöpfen, eine schöne Sprache wählen und drei Seiten lang ein und dasselbe Ding beschreiben. Das alles geht nicht, wenn man für Kinder schreibt. Je jünger sie sind, desto mehr Talent braucht man, mit einem Satz ein Gefühl zu vermitteln.« Wie schwer es ist, die dann auch richtig zu deuten, merken Jules und Elsa während ihrer Suche nach der richtigen Kandidatin: »Wenn man verliebt ist, kriegt man rosige Wangen – so wie man Pusteln kriegt, wenn man Windpocken hat. Verliebtheit ist also eine Krankheit.«

Und die erweist sich dann doch als ansteckend, als der Vater mit der ziemlich lauten neuen Nachbarin (Lynne Williams) einen grotesken Streit anfacht: Mit Töpfen und Deckeln bewaffnet holt er zum akustischen Gegenschlag aus. Es kommt, wie es kommen muss: Die Ansteckung erfolgt schleichend, aber schließlich werden beider Wangen rot. Und Jules ist am Ziel seiner Träume. Fast. Denn kochen kann die neue Frau Mama nicht. Und von Putzen und Aufräumen versteht sie auch nichts. Aber sie kann tolle Geschichten erzählen, mit Lederschürze und Mikrofon das Geräusch eines Hubschraubers nachahmen und Jules herzlich in den Arm nehmen. Womit ein erfrischender Theaternachmittag sein Happy End hat.

Isabella Wallnöfer


Kurier – 27.03.2010

Papasitter dringend gesucht. Bitte melden!

Er ist ein hoffnungsloser Fall, dieser Professor Valette: Lässt die Linsensuppe anbrennen, dass es nur so aus dem Fenster raucht, während er am Computer arbeitet. Legt seine Brille in den Kühlschrank. Und kümmert sich nicht um seinen Sohn Jules. So kann's nicht weitergehen: Jules und seine Schulfreundin Elsa beschließen, eine Frau für Monsieur Valette zu suchen. Nur wächst die, wie sich herausstellt, nicht auf dem nächsten Baum. Obwohl – wie die beiden Teenager, die dann doch fündig werden, feststellen müssen: Viel Lärm macht sie schon.

Mit viel Witz und Tempo hat Eva Maria Gsöllpointner im Theater der Jugend das schon in Frankreich erfolgreiche Stück »Les joues roses« der Algerierin Malika Ferdjoukh inszeniert. Sie schafft es, dass Kinder und Erwachsene über elementare Probleme wie den Verlust eines Elternteils, die Suche nach einer neuen Liebe (die der ganzen Rest-Familie sympathisch ist) und vor allem das Leiden der betroffenen Kinder an der vertrackten Situation herzlich lachen können, ganz nach dem Motto: Nie den Mut verlieren, alles wird gut.

Dass darstellerisch nichts schiefgeht, dafür sorgen die Theater-der-Jugend-Profis Uwe Achilles als zerstreuter Professor, Matthias Hacker als Jules, Katharina Pizzera als Elsa, Barbara Spitz als Großtante und Michaela Kaspar als resolute Hausbesitzerin.

Susanne Lintl


Wiener Zeitung – 27.03.2010

Frau für Papa gesucht

Die Ausgangssituation ist weder neu noch originell in Zeiten, in denen die Zahl der Kinder, die in einer altmodischen Mutter-Vater-Kind-Familie leben, stetig sinkt. Dass so ein Stück, in dem ein Kind für einen Elternteil einen neuen Lebensgefährten sucht, dennoch witzig und keineswegs klischeehaft und fad sein muss, macht derzeit das Theater der Jugend mit »Wie verliebt man seinen Vater?« vor.

Vielleicht mag es an der französischen Vorlage der Autorin Malika Ferdjoukh liegen, dass die Geschichte von Jules derart unkitschig und spritzig angelegt ist. Da gibt's nichts Rührseliges, nichts Peinliches.

Die Geschichte ist in Paris angesiedelt und spielt unter Menschen mit multikulturellem Background. Ein Junge sucht mit Unterstützung seiner Freundin Elsa jemanden, der sich um seinen Vater und den Haushalt kümmert und vielleicht auch noch ein bisschen Mutterersatz ist. Dass die Frau, die sich schließlich in den väterlichen Wirrkopf verliebt, sich weder fürs Haushalten noch fürs Kochen interessiert, ist zwar nicht im Sinne von Jules, aber immerhin hat Dominique das Herz am richtigen Fleck.

Eva Maria Gsöllpointner hat das Stück für das Theater der Jugend nicht nur bearbeitet sondern auch inszeniert: konventionell zwar, aber sehr flott. Die Darsteller, allen voran Katharina Pizzera als Elsa und Matthias Hacker als Jules, haben die Aufmerksamkeit des jungen Publikums und vermögen den Spannungsbogen auch zu halten – was angesichts der Altersempfehlung ab sechs Jahren gar nicht so einfach ist. Am Ende gab's Jubel für alle Beteiligten, und es kommt schließlich darauf an, dass es den Theaterbesuchern von morgen gefällt.

Brigitte Suchan