2009/2010
Das doppelte Lottchen 6 +
von Erich Kästner
in einer Fassung des Theaters der Jugend
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 10. Dezember 2009 - 20. Januar 2010 |
Premiere: | 15. Dezember 2009 |
Regie: | Markus Felkel |
»Das dürfen wir doch gar nicht. Wir sind doch ja nur Kinder!«
Erich Kästner. Das doppelte Lottchen
Neun Jahre lang war man ein unbeschwertes Einzelkind. Und dann das! Plötzlich und unerwartet steht jemand vor einem, der genau so aussieht wie man selbst. Luise ist fassungslos, am liebsten würde sie diesem fremden und ganz und gar unsympathischen Mädchen die Augen auskratzen. Was erlaubt diese Lotte sich – einfach Luises Gesicht zu stehlen!
Und wer ist schon gerne die Kopie eines anderen Menschen? Außer, man ist …
In Luise und Lotte steigt eine Ahnung auf: »Sind wir doppelt, weil wir Zwillinge sind …?!« Das erste Rätsel ist gelöst, doch tausend andere Fragen stellen sich.
»Warum wussten wir nichts voneinander? « – »Weswegen lebst du bei Papa, ich bei Mama?« – »Weshalb haben unsere Eltern sich getrennt?« – »Und wieso belügen sie uns seit Jahren?« – »Anrufen?« – »Halt!«
Vorsicht ist geboten beim Aufdecken der Wahrheit. Zunächst wollen Lotte und Luise vor allem eines wissen: Wer ist diese Mama, an die ich mich nicht mehr erinnern kann? Und ist der Papa auch so, wie ich ihn mir vorgestellt habe?
Die Zwillingsschwestern entwickeln einen genialen Plan: Aus Lotte wird Luise und Luise wird zu Lotte! Doch dass es gar nicht so einfach ist, in das Leben eines anderen zu schlüpfen, müssen die beiden schon bald erkennen. Die Ereignisse überschlagen sich und am Ende steht die Frage, ob es eine Chance für eine gemeinsame Zukunft gibt – vielleicht sogar mit Mama und Papa …
Der weltbekannte Autor Erich Kästner hat sich als einer der ersten bereits vor 60 Jahren mit dem Thema »Scheidungskinder« auseinandergesetzt. Mit kluger Beobachtungsgabe für die Probleme kleinerer und größerer Menschen und viel Liebe zu seinen Figuren schrieb er eine ergreifende Geschichte über zwei Mädchen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf GmbH, Hamburg
Das Theater der Jugend dankt der Firma Nespresso für die kostenlose Zurverfügungstellung der Kaffeemaschine.
Besetzung
Lotte Körner | Birgit Radesch |
Luise Palfy | Nicole Radesch |
Ludwig Palfy / Camp-Leader Stephan | Sebastian Eckhardt |
Luiselotte Körner | Pia Baresch |
Jean-Jacques / Ein Bär | Uwe Achilles |
Frau Muthesius / Therése | Pilar Aguilera |
Camp-Leaderin Ulrike | Doris Prilop |
Irene Gerlach | Michaela Kaspar |
Chantal | Sabrina Rupp |
Jessica | Martina Lechner |
Martina | Ivana Rauchmann |
Steffi | Eva-Maria Scholz |
Doktor Garibaldi / Priester | Horst Eder |
Kammersängerin Strobl | Peter Steiner |
In weiteren Rollen | Ensemble |
Regie | Markus Felkel |
Bühne und Licht | Tom Presting |
Kostüme | Andrea Bernd |
Musik | Gerald Schuller |
Dramaturgie | Matthias Göttfert |
Assistenz und Inspizienz | Eva Maria Gsöllpointner |
Hospitanz | Alena Soucek |
Kritiken
Kronen Zeitung – 18.12.2009Ein lustiger Verwechslungsspaß
»Das doppelte Lottchen« von Erich Kästner ist immer noch eine hinreißende Kindergeschichte, die nun auch das Theater der Jugend für sich entdeckt hat: Ausgelassene Unterhaltung, die auch das rechte Maß an Tiefgang nicht vermissen lässt. Ein wirklich herzlich lustiger Verwechslungsspaß für Jung und Alt!
Erich Kästners »Doppeltes Lottchen« ist einer der ganz großen Klassiker der deutschen Kinderbuchliteratur und wurde bereits mehrfach verfilmt. In einer Fassung des Theaters der Jugend hat sich Markus Felkel an die Regie gewagt und gemeinsam mit Tom Presting (zeitgemäße Bühne wie effektvolles Licht) und Andrea Bernd (köstliche Kostüme) dem Publikum einen spannenden und unvergesslich unterhaltsamen Nachmittag beschert.
Dafür ist auch die hervorragende Besetzung mit erstklassigen Schauspielern verantwortlich. Birgit und Nicole Radesch als Lotte und Luise – die bei der Geburt getrennt wurden, auf einem Feriencamp sich kennen gelernt haben und später ihre Identitäten tauschen, um so ihre anderen Elternteile wieder zusammenzuführen – verkörpern ihre Rollen auf eine Weise, die das Publikum fröhlich, beschwingt und mit guten Gefühlen entlässt und nicht enttäuscht, weil die Sache zu Ende ist.
Ebenfalls begeistern konnten Pia Baresch (Mutter) und Sebastian Eckhardt (Vater), Uwe Achilles (Jean-Jacques), Pilar Aguilera (Therése), Michaela Kaspar (Irene Gerlach), Doris Prilop (Camp-Leaderin Ulrike) sowie die junge Ferienlagerband rund um Sabrina Rupp, Martina Lechner, Ivana Rauchmann und Eva-Maria Scholz.
Ein heiter-unterhaltsames Spiel, in dem sich gerade in diesen Zeiten, in denen »Patchwork« immer mehr zum dominierenden Familienmodell wird, Anknüpfungspunkte zuhauf finden. Jubel!
Florian Krenstetter
Kurier – 19.12.2009
Scheiden tat schon immer weh – Kästners „Doppeltes Lottchen“ im Theater der Jugend
Wer kennt es nicht, »Das doppelte Lottchen« von Erich Kästner? – Die Geschichte der Zwillingsmädchen Lotte und Luise, die durch die Trennung ihrer Eltern auseinandergerissen wurden und einander in einem Ferienlager wiederfinden. 1942 hatte der deutsche Schriftsteller sie zunächst als Entwurf für ein Drehbuch geschrieben.
Im Theater der Jugend, wo Markus Felkel das »Lottchen« nun für die Bühne inszeniert hat, kann man sich nur wundern, wie zeitgemäß das Stück ist. Schon damals wurden Kinder zu Frustessern und Nägelbeißern, wenn Mama und Papa beschlossen, nicht mehr zusammen zu leben. Dennoch herrscht hier ein fröhlicher, optimistischer Grundton, der am Ende in einer Hochzeit – wenn auch nicht in der der Eltern – gipfelt. Das größte Ensemble-Lob gebührt Birgit und Nicole Radesch, den Zwillingen in der Titelrolle. Eine zweifache Freude.
Susanne Lintl
Die Presse – 29.12.2009
Theater der Jugend: Charmant-pfiffige Revitalisierung
»Das doppelte Lottchen« von Erich Kästner gefällt im Renaissancetheater nicht nur den Kids.
Die Geschichte der Zwillinge, die bei der Scheidung ihrer Eltern getrennt werden und einander durch Zufall in einem Ferienlager treffen, trägt harmonisierende Nachkriegszüge, bleibt aber auf jeden Fall genial – inzwischen womöglich nicht zuletzt deshalb, weil man sich wieder mehr Gedanken macht, wie Ehe-Trennungen anders als rabiat zu lösen wären.
Sogar Hollywood schnappte die Story
Im Wiener Renaissancetheater hat Markus Felkel eine »Fassung des Theaters der Jugend« inszeniert, die nicht allzu wild von der Vorlage abzuweichen scheint. Der Trumpf ist, dass echte Zwillinge spielen – und bei der Premiere sogar einige echte Zwillinge zusahen.
Birgit und Nicole Radesch führen ihre Kämpfe, ihr Zusammenfinden im Feriencamp – nachdem sie sich gemeinsam gegen einen Bären zur Wehr gesetzt haben – und ihre Tricks, die Eltern wieder zusammenzubringen, mit großem Charme aus. Den Eltern wurde Kästners Freundlichkeit ausgetrieben: Der Dirigent Ludwig Palfy (Sebastian Eckhardt) und seine Exfrau Luiselotte, eine Journalistin (Pia Baresch), werden wohl nur mehr fusionieren, wenn Luiselotte arbeitslos bleibt, also aus wirtschaftlichen Gründen. Pilar Aguilera und Doris Prilop sind wahrhaft skurrile Pfadfinderführerinnen. Sabrina Rupp entzückt als dicke Chantal, die die Scheidung ihrer Eltern verkraftet, indem sie sich mit der neuen Gefährtin ihres Vaters anfreundet. Diese ist, oh Wunder, Ernährungsberaterin – und Chantal schrumpft auch prompt.
Uwe Achilles ist ein lustiger Jean-Jacques, der nicht versteht, warum das Mädchen, das aus dem Camp heimkommt so diametral anders ist als jenes, das er abgeliefert hat. […] Da sieht man, wie gut der Stoff ist.
Barbara Petsch