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  • Alles Gute Alles Gute
 

2007/2008

Alles Gute 11 +

von Lutz Hübner
Mitarbeit: Sarah Nemitz


Österreichische Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 26. April 2008 - 24. Juni 2008
Premiere: 29. April 2008
Regie: Markus Felkel

»Aline (schreit): Ich will nicht immer sparen, ich will kein blödes Picknick, ich will auch deinen blöden Kuchen nicht, ich will mal so wie alle anderen feiern. Ihr seid ja bloß zu geizig, alle anderen bekommen, was sie haben wollen, und ihr gönnt mir überhaupt nichts!«
(Lutz Hübner. Alles Gute)

»Je mehr Kinder in einem Haushalt leben, desto höher das Armutsrisiko.«
(Der Spiegel)


Aline hat Geburtstag, und der muss gefeiert werden, ganz groß und ganz besonders! Vor der Neuen in der Klasse, der schicken Nadine aus gutem Hause, will sie sich keine Blöße geben. Aufschneiden, das ist einfach. Mit einer Geburtstagsparty beeindrucken schon weniger. Dampferfahrt, Disco und DJs mieten, damit könnte sie wettmachen, dass sie letzten Monat nicht mit ins Theater konnte, was schon Anlass zu Gerede in der Klasse gegeben hatte.

Und während in Alines Kopf die Vorbereitungen zur großen Fete, zur ultimativen Megaparty auf Hochtouren laufen, trifft die Mutter in Anbetracht der ehrgeizigen, aber etwas kostspieligen Pläne fast der Schlag. Es wird Zeit, ihrer Tochter mit einem entwaffnenden Geständnis die Augen zu öffnen. Denn Alines Vater ist seit zwei Jahren arbeitslos, und an Geld ausgeben ist gar nicht zu denken.

Doch die Maschine rollt bereits, denn Aline hat in ihrem Übereifer schon die halbe Schule eingeladen. Nicht auszudenken, wenn sie da mit einem Rückzieher aufwartet. Zum Glück gibt's da den aufgeweckten großen Bruder, der dafür sorgt, dass zu guter Letzt zumindest ein Wunsch wahr wird.

»Alles Gute« ist eine ebenso humorvolle wie kritische Auseinandersetzung um die ewige Frage von Glück und Geld, aus der Feder des Dramatikers Lutz Hübner, dessen Stücke »Winner & Loser«, »Das Herz eines Boxers« und »Die letzte Show« bereits am Theater der Jugend zu sehen waren.


Aufführungsrechte: Hartmann & Stauffacher, Köln

Besetzung

Aline Iréna Flury
Nadine Maddalena-Noemi Hirschal
Holsten Martin Bermoser
Barry Stefan Rosenthal
Mutter Aline Regina Schweighofer
Vater Aline Sebastian Eckhardt
Mutter Nadine Christina Trefny
Vater Nadine Andreas Kammerzelt
1. Polizist Klaus Rott
2. Polizist Sebastian Eckhardt
Clown Blandina Christina Trefny
Regie Markus Felkel
Bühnenbild und Licht Andreas Lungenschmid
Kostüme Andrea Bernd
Dramaturgie Eva Maria Gsöllpointner
Assistenz und Teilinspizienz Sebastian Golser
Inspizienz Sebastian Hellinger
Hospitanz Petra Berghofer

Kritiken

Der Standard – 10.05.2008

Lutz Hübners Gespür für Figuren

Abseits antikapitalistischer Fingerzeige und liberaler Glücksspekulanten besitzt Geld magische Wirkung: Für Jugendliche nehmen sich die elterlichen Moneten unzählbar aus und werden zum Gradmesser für die Realisierbarkeit von Träumen. Reale Familienbürden wie Armut und Arbeitslosigkeit werden dabei leicht als Geiz missverstanden. Wenn also Aline (Iréna Flury), aus der Unterschicht, auf die New-Econonmy-Tochter Nadine (Maddalena-Noemi Hirschal) trifft, dann wird geträumt: von Alines Geburtstagsparty. Jeansoutfit von gestern trifft gezuckerte Schoolgirl-Mode. Dieser Unterschied hat unter den Vorzeichen einer heißen Fete keine Relevanz. (…) Alles kämpft, weil Aline ihren Traum verdient. Lutz Hübner hat mit »Alles Gute« eine Weltinnenansicht erschaffen, die erst allmählich in Moralvorstellungen hineinwächst und sich so für unbedarftes Kinderlachen eignet. Toller Stoff, tolles Ensemble, starke Figurenzeichnung von Markus Felkel.

Georg Petermichl


Kronenzeitung – 01.05.2008

»Was, dein Vater ist auch arbeitslos? Gib bloß nicht so an!«. Die 12 jährige Aline – bezaubernd: Iréna Flury – ist hin- und hergerissen zwischen vorgegaukeltem Glück von Fernreisen und Lottogewinn (angemessenes Bühnenbild: Andreas Lungenschmid) und den an der guten alten Benjamin-Blümchen-Zeit festhaltenden Eltern (Sebastian Eckhardt, Regina Schweighofer). Sie will mit einer Riesenfete ihre schicke Freundin Nadine (Maddalena-Noemi Hirschal) beeindrucken. Was tun, wenn der arbeitslose Vater der Realität und seinem rebellierenden Sohn (überzeugend Martin Bermoser) nicht in die Augen sehen will?

Lutz Hübner nimmt sich des Themas Arbeitslosigkeit und der damit verbundenen sozialen Ausgrenzung von Familie an. Markus Felkel bereitet die Szenen trotzig frech, aber jugendgerecht auf. Das Ensemble sorgt für zwei Stunden Kurzweil: Stefan Rosenthal ist ein liebenswerter Klassentrottel, Christina Trefny als Mutter Nadine/Clown ist minutiös zynisch; […] Die Doppelbödigkeit zwischen Sein und Schein wird in der flotten Inszenierung angemessen dargestellt.

Ein geglückter Versuch, das Glücksempfinden von materieller Sicherheit zu abstrahieren. […]

Rüdiger Rausch


Wiener Zeitung – 02.05.2008

Was ist Glück?

Aline möchte der reichen Nadine imponieren und lädt zu einer Geburtstagsparty. Doch ihr Vater ist arbeitslos: Die Eltern können sich das Fest nicht leisten. Nadine will sich ihrerseits nicht blamieren und verlangt Geld für ein Geschenk.

Was macht glücklich? fragt Lutz Hübner mit seinem Jugendstück »Alles Gute«, das derzeit im Theater im Zentrum läuft.

Gekonnt zeichnet Hübner Menschen, die sich an eine Scheinwelt klammern und lernen müssen, dass das Glück anderswo zu finden ist, dass Freundschaft und Liebe mehr bedeuten als Luxus. Markus Felkel setzt das geschickt gebaute Stück in der Ausstattung von Andrea Bernd und Andreas Lungenschmid rasant und einfallsreich um und hat mit Iréna Flury, Maddalena-Noemi Hirschal, Martin Bermoser und Stefan Rosenthal ein talentiertes Schauspielerquartett.

Lona Chernel


Kurier – 27.05.2008

Aline und Nadine feiern eine Party

Eine tolle Party soll es werden, mit allem Drum und Dran: Dampferfahrt, Lampions, einer Band, tollem Buffet. Nur: Alines Eltern haben das Geld nicht. Denn Alines Vater ist seit einem Jahr arbeitslos, was er ihr schamhaft verschwiegen hat. Doch was nun? – Alines Freundinnen, allen voran die schicke Nadine, erwarten eine tolle Sause. Ihr Bruder Holsten rettet schließlich die Situation.

Der deutsche Autor Lutz Hübner liefert mit »Alles Gute« im Theater der Jugend eine unter die Haut gehende Analyse des besonders in den Klassenzimmern vorherrschenden Drucks, viel Geld haben zu müssen. Hervorragend: Irena Flury als Aline und Martin Bermoser als ihr cooler Bruder Holsten.

S. Lintl