2006/2007
Tintenherz 6 +
von Cornelia Funke
in der Bearbeitung von Robert Koall
Österreichische Erstaufführung
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 06. Oktober 2006 - 11. November 2006 |
Premiere: | 10. Oktober 2006 |
Regie: | Ronald Kuste |
»Wenn man ein Buch auf eine Reise mitnimmt, dann geschieht etwas Seltsames: Das Buch wird anfangen, Erinnerungen zu sammeln. Man wird es später nur aufschlagen müssen und schon ist man wieder dort, wo man es zum ersten Mal gelesen hat. Schon mit den ersten Wörtern wird alles zurückkommen: die Bilder, die Gerüche, das Eis, das man beim Lesen gegessen hat … An nichts haften Erinnerungen besser als an bedruckten Seiten.«
»Bücher müssen schwer sein, weil die ganze Welt in ihnen steckt.«
Cornelia Funke
Meggie ist die emsigste Leseratte der Welt! Sie kann nicht genug bekommen von dem Wunder, dass aus einfachen Buchstaben ganze Wörter entstehen, aus diesen Wörtern sinnvolle Sätze und schließlich aus all dem zusammen spannende Geschichten. Tag und Nacht sitzt sie vor ihren Büchern, und oft muss ihr Vater Mo sie abends ermahnen, sich zwischendurch auch mal schlafen zu legen …
Doch eines Nachts geschieht etwas Seltsames: Ein rätselhafter Fremder, der auf den eigenartigen Namen »Staubfinger« hört, klopft an die Tür, und zum ersten Mal beginnt Meggies Vater Geheimnisse vor seiner Tochter zu haben. Denn Mo und Staubfinger kennen einander aus vergangenen Tagen …
Hätte Meggie geahnt, dass sie mitten in einen aufregenden Krimi katapultiert wird, sie wäre nie auf die Idee gekommen, heimlich an der Türe zu lauschen, sondern sie hätte sich vermutlich die Bettdecke über den Kopf gezogen! Denn der Fremde behauptet, Mo habe ihn aus einem Buch mit dem Titel »Tintenherz« »herausgelesen« und wünscht sich nun nichts sehnlicher als von Mo wieder in seine Welt »hineingelesen« zu werden.
Wie es Meggie gelingt, Staubfinger dennoch zu helfen, ihre Angst vor Capricorn, dem bösen Oberhaupt des Tintenreiches, zu überwinden und ganz nebenbei zu erfahren, dass sie selbst über die höchst merkwürdige Gabe des »Zauberlesens« verfügt – das erzählt Cornelia Funke in ihrem Millionenseller »Tintenherz« auf höchst lebendige und phantasievolle Weise. Funke, vor kurzem vom amerikanischen »Time Magazine« zu den hundert wichtigsten Menschen auf unserem Planeten gezählt, soll nun bereits zum zweiten Mal nach »Herr der Diebe« unser Publikum in Staunen und Spannung versetzen.
Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf, Hamburg
Besetzung
Erzählerin / Resa | Nina Gabriel |
Mo, ein Buchbinder | Uwe Achilles |
Meggie, seine Tochter | Christina Schaefer |
Elinor, Tante | Maria Mallé |
Staubfinger, ein Gaukler | Jürgen Schüller |
Basta | Nickel Bösenberg |
Flachnase | Markus Schöttl |
Capricorn | Justus Beckmann |
Farid, ein Junge aus »1001 Nacht« | Dennis Cubic |
Fenoglio, Schriftsteller | Horst Eder |
Capricorns Männer / Torwächter | Karl Heida, Martin Petrik, Felix Alexander Rank, Gerald Schasche, Matthias Sypniewski |
Regie | Ronald Kuste |
Bühne | Andreas Lungenschmid |
Kostüme | Andrea Bernd |
Licht | Lukas Kaltenbäck, Andreas Lungenschmid |
Musik | Gerald Schuller |
Dramaturgie | Markus Felkel |
Assistenz und Inspizienz | Sebastian Hellinger |
Hospitanz | Matthias Göttfert |
Kritiken
Kurier – 13.10.2006Ein fulminanter, flotter Start in die neue Saison
Buhs für die Bösen und Jubel für die Guten – so gehört sich das im Kinder-und Jugendtheater. Wohl auch dann, wenn selbst die Darsteller der Schurken richtig gut spielen. Wie im Wiener Renaissancetheater, wo sich Intendant Thomas Birkmeir gleich zum Saison-Auftakt über einen großen Erfolg für das Theater der Jugend freuen darf.
Denn die Bühnen-Adaption (Bearbeitung: Robert Koall) von Cornelia Funkes Bestseller »Tintenherz« bietet alles, was dem jungen Publikum gefällt. Eine tolle, sehr fantasievolle Geschichte – der Buchbinder Mo und seine Tochter Meggie können Figuren aus Büchern herauslesen, was leider auch die literarischen Schurken nützen – sowie eine gelungene Umsetzung und ein ausgezeichnetes Ensemble.
Ronald Kuste hat bei dem Kampf zwischen Gut und Böse mit sicherer Hand Regie geführt; exzellent das wandelbare Bühnenbild von Andreas Lungenschmid und die Kostüme von Andrea Bernd. Und das von Christina Schaefer, Uwe Achilles, Nina Gabriel, Jürgen Schüller und der köstlichen Maria Mallé angeführte Ensemble hat sichtlich Spaß, der sich mühelos auf das Publikum überträgt. Fein.
Peter Jarolin
Kronen Zeitung – 12.10.2006
Spuk aus einem Buch
Lesen bildet. Und man kann viel aus Büchern »herauslesen«! Das geschieht, im wahrsten Sinne des Wortes, in Cornelia Funkes »Tintenherz«. Mit der dramatisierten Version dieses ersten Teils einer Trilogie eröffnete das Theater der Jugend die Saison 2006/07 im Renaissancetheater: mit vielen wunderbaren neuen Typen!
Mo (Uwe Achilles) heißt der Vater von Meggie: Er ist Buchbinder, restauriert alte Bücher und hat ein Talent. Meggie (nettes Mädel: Christina Schaefer) wiederum ist eine echte Leseratte, ein Bücherwurm. Und sie hat eine besondere Gabe geerbt – sie kann Figuren aus Büchern ins Leben holen.
Was einige Turbulenzen ins ruhige Dasein der beiden bringt.
Robert Koalls Bühnenfassung erlaubt rasche Szenenwechsel – und Schauspieler Ronald Kuste als Regisseur nutzt sie mit seinem Ausstatterteam Andreas Lungenschmid (Bühne) und Andrea Bernd (Kostüme) perfekt. Schon allein die rasant inszenierte Fahrt mit einem seltsamen Vehikel (eine Mischung aus Fahrrad und Blechbadewanne) von Meggies liebenswert-skurriler Tante Elinor (hinreißend: Maria Mallé) begeistert.
Nina Gabriel als Erzählerin mit Geheimnis führt durch den spannenden dramatischen Spuk an verschiedenen Orten, in einer heimeligen Bibliothek mit alten Folianten, am Sonnenstrand oder am düsteren, gotischen Ort. Und viele alte und neue »gute und böse« Gesichter bevölkern die Szenen: Jürgen Schüller, Horst Eder, Dennis Cubic …
Thomas Gabler
Der Standard – 14.10.2006
Heiße Ware Buch
Hier kommen die (technischen) Möglichkeiten einer großen Theaterbühne, wie sie das Theater der Jugend (TdJ) ist, voll zum Tragen: tiefe Bühne, gruseliges Sounddesign, große Kulissenschieberei, echte Fackeln, Theaternebel und so manches mehr, was eine von Gespensterhand geschriebene Geschichte in szenischer Umsetzung benötigt. Im Renaissancetheater ist Cornelia Funkes Fantasyroman »Tintenherz« jedenfalls gut aufgehoben.
Im Megaseller der deutschen Erfolgsautorin, der derzeit von Hollywood verfilmt wird, werden die Grenzen zwischen fiktiver und realer Welt mit aufregenden Konsequenzen durchdrungen: Vater Mo, Buchbinder, besitzt die Gabe, Figuren aus Büchern »herauszulesen« – und leider auch (im Falle seiner eigenen Gattin und Mutter von Tochter Meggie) »hineinzulesen«: Die Mama verschwindet in die schaurige Märchenwelt des mächtigen Capricorn.
In der fachmännischen, mit dem Blick aufs Ganze/Große ausgerichteten Regie Ronald Kustes ist dieser machtgierige Dämon (Justus Beckmann) ein zwei Meter hoher Frankenstein mit Haarschweif (Kostüme: Andrea Bernd), der in einer Kathedrale des Grauens regiert (Bühne: Andreas Lungenschmid). Das Personal der einen Wirklichkeitsebene tritt mit jenem der anderen in höchst aufregenden Kontakt. Für herzhaft heitere Momente sorgt vor allem Maria Mallé als Karikatur einer kinderlosen Tante.
Margarethe Affenzeller
Wiener Zeitung – 13.10.2006
Lebendige Bücher
Cornelia Funkes Buch »Tintenherz« ist ein Bestseller. Die Autorin entführt in die Tintenwelt und lässt ein kleines Mädchen Abenteuer erleben. Romanfiguren sind aus Büchern entflohen und irren durch die Welt, Bösewichte bedrohen die Guten, und Meggie muss ihren ganzen Mut zusammennehmen, um dem Treiben Einhalt zu gebieten.
In der Bearbeitung von Robert Koall kam die wild ausufernde Geschichte nun im Renaissancetheater zur österreichischen Erstaufführung in einer rasanten Inszenierung von Ronald Kuste. Unterstützt wurde er von der brillanten Bühnentechnik und einem hervorragendem Schauspielerteam, aus dem unter anderem Christina Schaefer, Nina Gabriel, Maria Mallé, Uwe Achilles und Jürgen Schüller hervorstechen. Das kindliche Publikum war sichtlich begeistert.
Lona Chernel
wienweb.at – 20.10.2006
Wenn Bücher Realität werden
Das Theater der Jugend (TdJ) ist mit »Tintenherz« in die neue Saison gestartet. Die aktuelle Produktion beweist wieder einmal, dass Kindertheater keineswegs seicht und »kindisch« sein muss. Cornelia Funkes Millionenseller »Tintenherz« bietet einen spannenden und fantasievollen Stoff für ein aufregendes Theatererlebnis.
Meggie ist eine richtige Leseratte. So gerne würde sie einmal etwas von ihrem Onkel Mo vorgelesen bekommen. Warum das der Buchbinder energisch ablehnt, hat einen ganz bestimmten Grund. Mo besitzt nämlich die Gabe Figuren aus Büchern herauszulesen – aber auch hineinzulesen …
Geheimnisvoll, gruselig, skurril
»Tintenherz« widmet sich einem Thema, das gerade bei den »Cyberkids« von heute leicht in Vergessenheit gerät – und zwar der Faszination des Lesens. Ronald Kuste hat das Abenteuer großteils gelungen auf die Bühne des Renaissancetheaters gebracht. Er verzichtet dabei auf klischeehafte Darstellungsweisen und setzt stattdessen auf ein Wechselspiel von Mystik und Skurrilität.
Die Figuren erwecken den Anschein, als wären sie eben aus Cornelia Funkes Roman entsprungen. Neben den großartigen Leistungen der Schauspieler sind vor allem auch die originellen Kostüme von Andrea Bernd zu erwähnen (besonders eindrucksvoll: Der zwei Meter hohe Capricorn in Lederkluft). Der Hit des Stückes ist aber eindeutig Maria Mallé als pfiffige Tante Elinor. Gebündelt mit den pyrotechnischen Effekten sowie dem beeindruckenden Bühnenbild (Andreas Lungenschmid) ist der Erfolg von Tintenherz garantiert.
(lf)