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  • Moby Dick Moby Dick
 

2006/2007

Moby Dick 11 +

Eine Abenteuergeschichte über den Walfang mit Live-Musik
nach Herman Melville
von Erik Schäffler und Ensemble


Gastspiel

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 26. April 2007 - 23. Juni 2007
Premiere: 08. Mai 2007
Regie: Erik Schäffler

»Ist es nicht seltsam auszudenken, dass ein so ungeheures Wesen wie der Wal die Welt durch ein so kleines Auge sieht und den Donner durch ein Ohr hört, das kleiner ist als das Ohr eines Hasen?«

Herman Melville

Hätte Ismael, der arglose Schiffsjunge, geahnt, was ihn erwartet, er wäre sicher liebend gerne eine »blutige Landratte« geblieben und hätte nicht auf dem Walfänger des Kapitän Ahab angeheuert. Doch Abenteuerlust und Neugier auf das Unbekannte treiben ihn voran, treiben ihn in den ewigen Kampf Mensch gegen Natur.

Eigentlich läuft die Mannschaft der »Pequod« aus dem Hafen, um durch Walfang reich zu werden. Doch schon bald schwört Ahab, dem der legendäre weiße Wal ein Bein abgerissen hat, seine Mannschaft darauf ein, ihm in den Kampf gegen das Tier zu folgen. Von seinem Hass getrieben, interessiert ihn nichts anderes mehr als die Jagd auf Moby Dick. Das Riesentier stellt für ihn die Verkörperung des Bösen schlechthin dar und muss daher unter allen Umständen vernichtet werden.

Doch Ahab und seine Mannschaft werden besiegt von dessen grenzenlosen Hass. Nur einer überlebt dieses gewaltige Abenteuer – der Schiffsjunge Ismael …

Der Roman »Moby Dick« von Herman Melville wurde 1851 veröffentlicht. Er stellt geradezu ein Lehrbuch über den Walfang dar und enthält eine Fülle von zoologischen, technischen, historischen und biblischen Einzelheiten. »Moby Dick« ist nicht zuletzt eine Parabel auf einen Machthaber, der fanatisch daran festhält, seine persönliche Rache auszuleben und – stellvertretend für die Gesellschaft – seine Mannschaft mit ins Verderben zu reißen.

Diese mehrfach preisgekrönte Inszenierung der Gruppe »Theater Triebwerk« hat mittlerweile selbst den halben Erdball bereist, war zu Gast u. a. in Bangladesch, Kanada und den USA, um nun im Wiener Theater im Zentrum Jagd auf den weißen Wal zu machen.


Aufführungsrechte: Theater Triebwerk/THEATERSTÜCKVERLAG, München

Besetzung

3 Darsteller: Michael Habelitz, Uwe Schade (Cello), Heino Sellhorn (Kontrabass)
Bühnenbearbeitung Erik Schäffler, Uwe Schade, Thomas Bammer, Heino Sellhorn
Regie Erik Schäffler
Ausstattung Zazie Knepper
Lichtgestaltung Holger Duwe
Musik Uwe Schade, Heino Sellhorn
Liedtexte Heino Sellhorn
Dramaturgische Betreuung TdJ Gisa Fellerer
Inspizienz Sebastian Hellinger, Veronika Krenn

Kritiken

Kurier – 12.05.2007

Obenauf ohne Wal und ohne Wasser

Er rudert, er schrubbt das Deck, er klettert – vermeintlich vom Wind gebeutelt – auf den Mast: Ismael, der arglose Schiffsjunge, der auf Kapitän Ahabs Walfänger angeheuert hat. Mit Mann und Maus gehen sie alle auf der »Pequod« unter, weil der einbeinige Kapitän blind ist vor Rache. Ahab will den weißen Wal Moby Dick, der ihm einst sein Bein abriss, erlegen – alles andere ist ihm gleichgültig.

Herman Melvilles grandiosen Abenteuerroman auf der Leinwand umzusetzen ist bei einem guten Regisseur wie John Huston und Stars wie Gregory Peck und Orson Welles kein Problem (Hustons Verfilmung aus dem Jahr 1956 ist legendär). Auf der Bühne ist das schon schwieriger, ohne Wal und ohne Wasser. Da braucht man Schauspieler, die Atmosphäre schaffen, die die Fantasie auf Touren bringen und fähig sind, in viele Häute zu schlüpfen.

Langer Rede kurzer Sinn: Was die Hamburger Theatergruppe Triebwerk unter der Regie von Erich Schäffler im Theater im Zentrum aus »Moby Dick« macht, ist äußerst beeindruckend. Auf der fast leeren Bühne mit schwarzen Wänden haucht Michael Habelitz mit vollem Körpereinsatz dem Schiffsjungen Ismael und Kapitän Ahab Leben ein, legt seine ganze Leidenschaft und all sein Können in die Rollen. Uwe Schade und Heino Sellhorn, die neben ihren diversen Funktionen in der Schiffsmannschaft auch noch für die musikalische Untermalung des Stücks sorgen, stehen Habelitz in nichts nach. Sie sind laut ohne zu outrieren und still, ohne je pathetisch zu wirken. Eine wunderbare 70-minütige Theaterreise, für Kinder von 11 bis 99.

Susanne Lintl


Kronen Zeitung – 10.05.2007

Drei Mann ohne Rum!

… Aus 135 Kapiteln des Buches hat Schäffler für seine listige, originelle, ironische und auch ernste Version Wesentliches (und Spannendes) herausgefiltert. Im Hafen von Nantucket, mit dem Anheuern auf Kapitän Ahabs schaurigem Walfängerschiff »Pequod«, beginnt Ismaels Erzählung: Drei Mann (»ohne Bottle voll Rum!«) mit Kontrabass, Cello und Seemannskiste (Ausstattung: Zazie Knepper) konzentrieren ihr Spiel auf den Jungen, auf Ahab, auf den Polynesier Quiqueg und den Maat Starbuck.

Michael Habelitz (er schlüpft in gegensätzliche Rollen, in die des neugierigen Knaben und des hassenden Ahab), Uwe Schade und Heino Sellhorn machen sich ohne viel Krimskrams und Requisiten auf die spannende Jagd nach dem weißen Wal Moby Dick: mit Witz! Und doch bleibt auch tieferer Sinn im Spiel, auch wenn sie sich zum Gaudium des Publikums musikalisch als »weiche Wasserleichen« verabschieden.

Thomas Gabler


Die Presse – 11.05.2007

Ein schwimmender Sarg im Pazifik

Zuschauer mit viel Aufwand zu fesseln ist fast keine Kunst mehr: Christoph Schlingensief oder André Heller haben's vorgemacht. Dass es auch anders möglich ist, Youngsters ab 11 Jahren zu fesseln, zeigt derzeit ein Gastspiel des »Theater Triebwerk«: Moby Dick, Hermann Melvilles 800-Seiten Roman, ist in einer famosen Bühnenfassung (Regie: Erik Schäffler) im Theater im Zentrum zu sehen.

Große Erzählkunst wird da von drei Schauspielern vorexerziert. Michael Habelitz, Uwe Schade (er spielt auch Cello) und Heino Sellhorn (auch am Kontrabass) lassen Melvilles Hauptfiguren lebendig werden: Den Schiffsjungen und Erzähler Ismael, seinen Freund Queequeg, die Steuermänner Stubb und Starbuck sowie den unheimlichen Captain Ahab. Alle drei beeindrucken mit ihrer Wandlungsfähigkeit: Habelitz spielt den aufgeweckten Knaben ebenso wie den rachsüchtigen Kapitän, Schade spielt den rätselhaften Queequeg sowie den nachdenklich-zweifelnden Starbuck. Die einzigen Requisiten (Ausstattung: Zazie Knepper): eine Seemannskiste, ein Mast, ein Leintuch, eine Öllampe. Sie werden vielfältig eingesetzt (das Leintuch etwa als Bett oder als Segel), Regiegags (etwa ein Walquartett in Anlehnung an das Autoquartett) und rhythmische Lieder sorgen für ausreichend Abwechslung.

Sehr gelungen die Textadaption: Mit klarer, lebendiger Sprache (die ohne anbiedernden Jugend-Slang auskommt) wird die Welt des Walfangs und der Seemanns-Alltag plastisch, auch an Tiefgang fehlt es nicht. »Jeder Mensch hat eine Mauer vor sich, die seinen Blick einengt,« sagt etwa Ahab.

tom


Wiener Zeitung – 24.05.2007

Über Hass und Rachsucht

Drei Männer, eine Kiste, ein Cello, ein Kontrabass. Die freie Gruppe aus Hamburg, Theater Triebwerk, gastiert im Theater im Zentrum mit ihrer Erfolgsproduktion »Moby Dick«. Die Geschichte um unstillbaren Hass und todbringende Rachsucht wird hier in aparter Art und Weise erzählt. Ein Schauspieler (präsent und ausdrucksstark Michael Habelitz) verkörpert sowohl den Schiffsjungen Ismael als auch den Kapitän Ahab. Er trägt das Ganze, fasziniert darstellerisch in jeder Sekunde. Ihm zur Seite: Uwe Schade und Heino Sellhorn, die weitere Rollen profilieren und ebenso brillant als Musiker sind.

Das Theater der Jugend hat mit diesem Gastspiel einen guten Griff getan, denn das künstlerische Niveau ist hoch und die Aussage kommt zum Tragen.

Anspruchsvoll.

Lona Chernel


Bilder