Agent im Spiel 11 +

Stückinfo

Ort:	Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum:	14. Oktober 2006 - 20. Dezember 2006
Premiere:	17. Oktober 2006
Regie:	Frank Panhans

»Dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt.«
(Benjamin Franklin)

»Melanie: Frierst du?
Dani: Seh ich so aus?
Melanie: Ja.
Dani: Alles Tarnung.«
(David S. Craig)

Eigentlich wäre Dani ganz froh, einen Dad zu haben, der mit ihm etwas Spannendes unternimmt, wäre ziemlich glücklich, wenn er in zwei Jahren nicht achtmal hätte umziehen müssen und hätte auch nichts dagegen, wenn ihm seine Mutter täglich ein, zwei Pausenbrote schmierte. Doch »Life is something very special!«, und so haben sich die Träume Danis nach einem »Bilderbuchfamilienglücklichsein« nicht ganz erfüllt. Wer allerdings meint, das sei ein Grund Trübsal zu blasen, der kennt Dani nicht: Was soll's? – Niemals aufgeben!

Danis Mutter ist eben anders. Und er liebt sie. Auch wenn er nicht versteht, warum sie nirgends lange wohnen bleiben kann und immer gerade dann wieder weg muss, wenn er beginnt, sich wohl zu fühlen. Im Klartext bedeutet dies nichts anderes als alle paar Monate eine neue Umgebung, neue Freunde, eine neue Suche nach dem Glück.

Aber Dani wäre nicht Dani, könnte er der ausweglosesten Situation nicht immer auch eine helle und positive Seite abgewinnen. In Wirklichkeit ist er nämlich ein »Agent in geheimer Mission«, einer, der die Dinge durchschaut und mit den schwierigsten Lebenslagen genauso leichtfüßig umgeht wie David Beckham mit einem Ball.

»Das Leben ist ein Spiel«, nach diesem Motto gelingt es Dani, sein sonniges Gemüt zu wahren, und als er zwei neue Freunde – Melanie und Mehmet – gewinnt, scheint nichts mehr einem hohen »Wohlfühl-Faktor« im Weg zu stehen.

Aber auch wenn es das Leben gut mit einem meint, manchmal wirft es einem doch Knüppel zwischen die Beine – oder vielleicht gerade deswegen. Eines Tages wird Dani von einer Realität eingeholt, gegen die seine Phantasie nur mehr wenig auszurichten vermag …

Aufführungsrechte: THEATERSTÜCKVERLAG, München

Besetzung

Daniel (Dani)	Rafael Schuchter
Luise, Danis Mutter / Melanies Mutter	Michaela Kaspar
Mehmet (Mech) / Doktor	Matthias Mamedof
Melanie (Melli) / Krankenschwester	Karin Lischka

Regie	Frank Panhans
Bühne und Lichtkonzept	Tom Presting
Kostüme	Polly Matthies
Choreographie	Gerda Schorsch
Dramaturgie	Marlene Schneider
Assistenz und Inspizienz	Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz und Inspizienz	Veronika Krenn

Kritiken

Kurier – 20.10.2006

Berührend und heutig

So aktuell, so berührend, so intensiv und zugleich so anspruchsvoll kann Jugendtheater auch sein. Denn mit David S. Craigs »Agent im Spiel« landet das Theater der Jugend nicht nur einen echten Volltreffer, sondern setzt auch auf eine gehörige Portion Sozialkritik.

Kein Zweifel: Mit »Agent im Spiel« ist man im Theater im Zentrum am Puls der Zeit. Acht Mal in zwei Jahren ist der junge Dani mit seiner lebensuntüchtigen Mutter schon umgezogen; von Kellerloch zu Kellerloch reist die notorisch bankrotte Kleinfamilie ohne soziale Perspektiven. Doch Dani, dessen Leben aus Agenten-Filmen und den dazu gehörigen Spielen besteht, findet Freunde. Wie etwa Mech, dessen Minderwertigkeitskomplexe vom Vater noch geschürt werden. Oder die zickige Melli, die als Spielball ihrer streitenden Eltern finanziell auch schon bessere Zeiten gesehen hat.

Ein starker, nur teils komischer Stoff, den Regisseur Frank Panhans im exzellenten Einheitsbühnenbild von Tom Presting wunderbar leicht und ohne pädagogischen Zeigefinger in Szene gesetzt hat. Dass Craigs Stück so unter die Haut geht, liegt aber auch an den famosen Darstellern. Rafael Schuchter als Dani, Matthias Mamedof (Mech), Karin Lischka (Melli) und Michaela Kaspar (Mutter) agieren einfach großartig. Sehr fein.

Peter Jarolin

---

Kronen Zeitung – 19.10.2006

Craigs berührendes Jugendtheater

Was Theater kann und wie aktuelle Jugendstücke am Puls der Zeit sein können, demonstriert das Theater der Jugend überaus eindrucksvoll mit seiner neuen Produktion im Theater im Zentrum in der Liliengasse. Gezeigt wird »Agent im Spiel« von David S. Craig.

Ganz ohne äußere Hilfsmittel (Bühne und Licht: Tom Presting) demonstriert der junge deutsche Regisseur Frank Panhans brillant gespieltes, aktuelles, berührendes Jugendtheater des mehrfach ausgezeichneten kanadischen Autors David S. Craig.

Ein Junge, der seine Lebensphilosophie nur nach Fernsehkrimis aufgebaut hat, zieht mit seiner lebensuntüchtigen Mutter zum achten Mal in zwei Jahren um. Neue Schulen, neue Freunde! Mit Mehmet und Melanie sind zwei Freunde erobert, die Dani bei seinen Illusionen folgen. Als man wieder einmal die Kellerwohnung verlassen soll, ist es Dani zu viel. Er macht sich auf die Suche nach seinem Vater, den ihm die Mutter vorgegaukelt hat, erfriert beinahe und ist glücklich, von seinen neuen Freunden, die auch Probleme mit den Eltern haben, wieder ins Leben zurückgerufen zu werden. Alltag, Armut, Arbeitslosigkeit, die Einsamkeit der Kinder, die aus aller Misere doch einen Ausweg finden: Das ist Problematik des Gesellschaftssystems. Craig geht damit verständnisvoll um, auch amüsant und ohne jeden Zeigefinger. Der Zuschauer jeder Altersstufe sieht sich da mitten im Bühnengeschehen.

Es wird mitreißend gespielt: Dank Rafael Schuchter als grandiosem Dani, Karin Lischka und Matthias Mamedof als sich langsam öffnenden Freunden und Michaela Kaspar als untüchtiger, besorgter Mutter kann man sich der Botschaft und Anklage in Craigs Stück und Panhans' Inszenierung kaum entziehen.

H. M.

---

Wiener Zeitung – 03.11.2006

Kampf den Problemen

Wozu sind Probleme da? Um bekämpft, bewältigt und überwunden zu werden. Erwachsene tun sich da oftmals ein wenig schwer, Kinder gehen es anders an: Sie bauen sich eine eigene Welt voller Abenteuer, voller Träume und Sehnsüchte. So auch Dani, der mit seiner chaotischen Mutter dauernd umziehen muss und jede Misere einfach zur Tarnung umfunktioniert, der Dinge und Situationen mühelos erfindet und der sogar Mehmets arbeitslosen Vater zu beruhigen versteht.

Das Theater der Jugend bringt das preisgekrönte Jugendstück »Agent im Spiel« des Kanadiers David S. Craig jetzt unter der Regie von Franz Panhans im Theater im Zentrum in einer brillanten Aufführung. In der eindrucksvollen Ausstattung von Tom Presting und Polly Matthies läuft ein hochbegabtes junges Darstellerquartett auf komödiantischen Hochtouren: Rafael Schuchter (Dani), Michaela Kaspar, Karin Lischka und Matthias Mamedof.

(cher)

---

Der Standard – 28.10.2006

Jugend aus dem Koffer

Der neuen Produktion des Theaters der Jugend steht ein auf eigener Erfahrung beruhender erkenntnisreicher Satz voran: »Dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt«. Gewonnen hat sie niemand Geringerer als Benjamin Franklin. In David S. Craigs Jugendlichen-Drama Agent im Spiel trägt Dani alle Zeichen einer solchen vazierenden Jugend am Leib. »Doch alles nur Tarnung«, behauptet der auf Selbstbeherrschung programmierte junge Mann. In seinem mittels allerlei Funkgerätschaft zugerüsteten Alltag (fantasiebegabte Zwiegespräche mit einer Art Fernmeldegott) finden dann aber doch herzhafte Begegnungen statt, die eine längere Bleibe versprechen. Ein klarer Fall von gut gemeintem und flott durchgezogenem Sozialdrama, inszeniert von Frank Panhans.

(afze)

---