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  • Das geheime Tagebuch des Adrian Mole, 13 3/4 Das geheime Tagebuch des Adrian Mole, 13 3/4
 

2005/2006

Das geheime Tagebuch des Adrian Mole, 13 3/4 11 +

von Sue Townsend
Deutsch von Gabriele Neumann-Kloth

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 25. April 2006 - 24. Juni 2006
Premiere: 26. April 2006
Regie: Viktoria Schubert

»19. Dezember, Samstag.
Habe kein Geld für Weihnachtsgeschenke. Doch ich habe eine Liste aufgestellt, für den Fall, dass ich auf der Straße zehn Pfund finde.«

Sue Townsend. Das geheime Tagebuch …

Was tun, wenn man mit Dreizehndreiviertel erkennen muss, dass man zum Intellektuellen geboren ist, einen allerdings Menschen umgeben, die dieses Wort nicht einmal buchstabieren können? – Und was tut man, wenn man mit Dreizehndreiviertel in den ureigenen vier Wänden noch immer von fröhlichen Teddybären auf der Tapete terrorisiert wird, nur weil das Umfeld glatt vergessen hat, sie zeitgerecht zu ersetzen, man selbst allerdings bleibende Beeinträchtigungen für die spätere Entwicklung fürchtet? – Richtig, man beginnt Tagebuch zu schreiben, um wenigstens den Nachgeborenen die Chance einzuräumen, das Genie zu erkennen. Darin kann man sich um Gott und die Welt Sorgen machen – und vor allem um sich selbst! Das Wort »Langeweile» kommt im Tagebuch des Adrian Mole kaum vor, vielmehr geht es um die turbulenten Familienverhältnisse, um die Pflege des 89-jährigen Bert Baxter, der so gar nicht angepasst ist und – last but not least – um Frauen: Pandora, der man wenigstens im geheimen Tagebuch die große Liebe erklären kann. Darüber hinaus und vor allem ist Adrian Mole ein witziges Kerlchen, das mit spitzer Feder und scharfer Zunge dem Humor eines Woody Allen Konkurrenz machen kann.

Die schillernden Eintragungen in das geheime Tagebuch des Adrian Mole machten seine Erfinderin Sue Townsend mit einem Schlag bei allen heranwachsenden Leidensgenossen zum Star. Denn Adrian bringt auf den Punkt, was viele in ihren geheimsten Wünschen denken und fühlen.


Aufführungsrechte: Rowohlt Theaterverlag, Reinbek bei Hamburg

Besetzung

Adrian Mole Matthias Mamedof
George Mole Alexander Jagsch
Pauline Mole Meike Harten
Großmutter/Queenie Barbara Spitz
Mr. Lucas Sebastian Eckhardt
Mrs Lucas/Doreen Slater Melanie Herbe
Bert Baxter Horst Eder
Pandora Barbara Kaudelka
Nigel Michael Steinocher
Barry Kent/Mann von den Stadtwerken Sebastian Pass
Direktor Scruton Sebastian Eckhardt
Zwei Pfleger Sebastian Pass/Michael Steinocher
Regie Viktoria Schubert
Bühne und Licht Stephan Koch
Kostüme Inge Stolterfoht
Videogestaltung Thomas Waldeck
Dramaturgie Gerald M. Bauer
Assistenz & Inspizienz Sebastian Hellinger
Hospitanz Veronika Krenn

Kritiken

Kurier – 28.04.2006

Fortsetzung erwünscht

Was macht man, wenn man ein dreizehndreiviertel Jahre junger Intellektueller ist, das aber niemand erkennen will? Richtig. Man führt ein Tagebuch. So wie Adrian Mole, dessen »Geheimes Tagebuch« im Wiener Theater im Zentrum für Lachsalven und Furore sorgt.

Viktoria Schubert hat im stimmigen Bühnenbild von Stephan Koch Sue Townsends »Adrian Mole« mit leichter Hand, größter Präzision, viel Witz und mit Liebe zum Detail in Szene gesetzt; gespielt wird erstklassig. So ist Matthias Mamedof ein großartiger Adrian Mole, dessen pubertäre Nöte schön erfahrbar werden. Auch Meike Harten, Alexander Jagsch, Sebastian Eckhardt, Melanie Herbe, Barbara Spitz und Horst Eder zeichnen liebevolle Charaktere; stark Barbara Kaudelka als Pandora. Die (in Aussicht gestellte) Fortsetzung ist sehr erwünscht.


Peter Jarolin


Kronenzeitung – 28.04.2006

Angriff der Hormone!

Die Hoffnung stirbt zuletzt! Sue Townsends »intellektueller« Junge Adrian Mole erfährt das am eigenen Leib – nach vielen Turbulenzen, die Viktoria Schubert witzig und charmant im Theater im Zentrum inszenierte: Besten Komödienstil vereint sie da mit jugendlich-frischer Frechheit und Tempo.

Townsends »Das geheime Tagebuch des Adrian Mole, 13 3/4« war ein Bestseller vor über zwanzig Jahren. Denn ihr 13 3/4 Jahre alter Knabe ist kein Held des Schulhofs mit geballten Fäusten. Bücher schmökern ist ganz seine Sache, das Mädchen Pandora (die »Büchse«) heimlich anbeten und den Scheidungskrieg seiner Eltern kommentieren. Dazu ist das Tagebuch da, das am Bauch getragen wird. Und das füllt sich mit Ängsten, Pointen, Problemen und Pubertätskrisen.

Der Griff des Theaters der Jugend nach Typen ist nun schon mehr als bemerkenswert: Matthias Mamedof als kleiner Mann in großen Nöten, als Adrian in hitziger Aufwachphase zum Mann-Sein brilliert, ist von Pickeln geplagt, schwer verliebt und von den Hormonen angegriffen. Wie er sich in der Rolle bewegt, wie er sich hineindenkt ins körperliche, seelische und familiäre Desaster ... da ist er perfekt, komisch, aber auch sehr seriös.

Viktoria Schubert dirigiert das Ensemble mit Theaterliebe durch das Bühnenleben, das sie selbst meisterhaft beherrscht. Sie braucht nicht die Verrohung, behutsam formt sie Barbara Kaudelka (Pandora), Alexander Jagsch (Vater), Meike Harten (Mutter), Horst Eder, Barbara Spitz, Michael Steiocher und all die anderen. Jubel!


Thomas Gabler


Wiener Zeitung – 28.04.2006

Alptraum Pubertät

Adrian ist 13 Jahre alt. Genau genommen 13 3/4. Er ist klein, unscheinbar, hält sich selbst für intellektuell und schlittert von einer Katastrophe in die andere, wobei er kaum zwischen Unbill der vernachlässigbaren Art und echten Katastrophen unterscheidet. In der Pubertät zu sein, ist eben eine Alptraum, ein Horror. Um alles besser bewältigen zu können, schreibt Adrian ein Tagebuch.

1979 geht die Britin Sue Townsend mit ihren schriftstellerischen Arbeiten an die Öffentlichkeit. »Das geheime Tagebuch des Adrian Mole, 13 3/4« macht sie weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt. Nun bringt das Theater der Jugend im Theater im Zentrum eine Fassung von Gabriele Neumann-Kloth in der brillanten Inszenierung von Viktoria Schubert. Bravourös ist Matthias Mamedof als Adrian, scharf akzentuiert Barbara Kaudelka, seine gleichaltrige Angehimmelte. Barbara Spitz und Horst Eder machen temperamentvoll glaubhaft, dass man es gegen Ende des Lebens ebenso schwer hat wie am Anfang. Brillante Studie.


Lona Chernel