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  • Rico, Oskar und die Tieferschatten Rico, Oskar und die Tieferschatten
 

2010/2011

Rico, Oskar und die Tieferschatten 11 +

von Andreas Steinhöfel
Bühnenfassung von Felicitas Loewe


Österreichische Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 27. April 2011 - 29. Juni 2011
Premiere: 29. April 2011
Regie: Gerald Maria Bauer

»Rico: Und ich sag dir noch was: Es ist kein bisschen witzig! Ich hab mir nicht ausgesucht, dass aus meinem Gehirn manchmal was rausfällt! Ich bin nicht freiwillig dumm oder weil ich nicht lerne!
Oskar: Hey, ich –
Rico: Aber du bist ja wohl eins von den Superhirnen, die alles wissen und dauernd mit irgendwas angeben müssen, weil sich nämlich keiner für sie interessiert, außer wenn sie im Fernsehen Geige spielen!«

Andreas Steinhöfel. Rico, Oskar und die Tieferschatten

In der Berliner Dieffenbachstraße geht es rund. Denn da wohnt Rico, und der ist tiefbegabt! Das heißt, er kann zwar sehr viel denken, aber hin und wieder dauert es ein bisschen länger als bei anderen Menschen. Manchmal geht es in seinem Kopf sogar zu wie in einer Bingo-Trommel. Kein Wunder, dass da ab und zu ein Gedanke gleich komplett herausfällt …

Aber dumm ist Rico deswegen noch lange nicht! Das stellt auch der hochbegabte Oskar sofort fest, als er durch Zufall das erste Mal mit Rico zusammenstößt. Und es ist auch gut so, dass Rico weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen ist: Denn nicht nur der Discount-Entführer »Mister 2000« treibt sein Unwesen in der Stadt, Rico hat auch merkwürdige »Tieferschatten« im einsturzgefährdeten Hinterhaus entdeckt, die, obwohl sie ganz schön unheimlich sind, geradezu nach einer genaueren Betrachtung schreien. Und ganz nebenbei bietet auch der Alltag bereits genügend Herausforderungen für Rico und seinen ängstlichen neuen Freund Oskar.

Wird es den beiden Burschen gelingen, das Geheimnis der »Tieferschatten« zu lüften? Wird Rico jemals beim Bingo gewinnen? Reißt ihm der radikal-rüstige Rentner Fitzke eines Tages wirklich den Kopf ab? Oder ist Rico zu unvorsichtig und wird gar das nächste Opfer von Mister 2000? Was wird aus Simon Ost… äh … Westbühl? Verschwindet das »graue Gefühl« von Nachbarin Dahling? Und wem gehört denn nun eigentlich die »Fundnudel«?

Fragen über Fragen, denen der bekannte Autor Andreas Steinhöfel in »Rico, Oskar und die Tieferschatten« nachspürt. Er hat einen höchst unterhaltsamen und spannenden Kinderkrimi geschaffen – mit skurrilen Figuren zum Gernhaben, der nötigen Prise Spannung, einem kleinen Augenzwinkern und natürlich mit jeder Menge Herz. Das Buch ist vielfach preisgekrönt und wurde unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.


Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg


Das Theater der Jugend dankt der Firma Philips für die freundliche Zurverfügungstellung des LCD Flatscreens sowie eines Blu-ray Disc Players.

Besetzung

Frederico Doretti, genannt Rico Hannes Sell
Oskar Benedikt Kauff
Tanja Doretti Pilar Aguilera
Frau Dahling Susanne Altschul
Simon Westbühl Uwe Achilles
Marrak Sebastian Eckhardt
Herr Fitzke Frank Engelhardt
Ulf Brauscher Till Firit
Oskars Vater Frank Panhans
Sophia Natalie Ananda Assmann
Regie Gerald Maria Bauer
Bühne und Licht Andreas Lungenschmid
Kostüme Anna Katharina Jaritz
Videogestaltung Jacob Groll
Dramaturgie Markus Felkel, Matthias Göttfert
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz Felix Metzner

Kritiken

Kurier – 04.05.2011

Wie zwei Außenseiter zu dicken Freunden werden

Der eine ist tief begabt, der andere hochbegabt. Rico hat nämlich »einen Kopf, in dem alles durcheinander wirbelt wie in einer Bingotrommel«. Oskar, der Hochbegabte, ist ein Superhirn, das »alles weiß und dauernd mit etwas angeben muss, weil sich keiner für ihn interessiert« (so die Meinung seiner Mitschüler). Zwei Außenseiter, die sich finden. Sich langsam annähern auf ihrer Jagd nach einem berüchtigten Kindesentführer mitten in Berlin.

»Rico, Oskar und die Tieferschatten« von Andreas Steinhöfel war schon als Buch ein absoluter Renner. Als Bühnenstück, adaptiert vom Chefdramaturgen des Theaters der Jugend, Gerald Maria Bauer, büßt die originelle Buben-Geschichte nichts von ihrem Reiz ein: Ist ein temporeicher, spannender Jugendkrimi, bei dem das Publikum im Theater im Zentrum auch viel zu lachen hat. Hannes Sell und Benedikt Kauff spielen sich als Rico und Oskar die Seele aus dem Leib, sind wirklich mitreißende Burschen. Quasi als Back-up haben sie das bewährte Theater-der-Jugend-Ensemble – Pilar Aguilera, Uwe Achilles, Sebastian Eckhardt, Susanne Altschul – an ihrer Seite, die den Nachbarn in Ricos Haus Seele einhauchen. Frau Dahling, die alte Jungfer, mit ihren köstlichen Müffelchen-Keksen; Herr Fitze, das Ekel; Herr Westbühl, der Traum aller Frauen jenseits der 40. Dem auch Tanja Doretti, Ricos Mutter, hoffnungslos verfällt.

Theater, das keine Minute langweilt.

Susanne Lintl


Kronenzeitung – 02.05.2011

Auf Erpresser-Jagd

Das Theater im Zentrum zeigt »Rico, Oskar und die Tieferschatten«, ein amüsantes Plädoyer für zwei aufgeweckte Buben aus Berlin-Kreuzberg. In Andreas Steinhöfels Erzählung pflegt der hochbegabte, von den anderen aber als »schwachsinnig« angesehene Rico Kontakt mit allen Parteien eines großen Zinshauses.

Rico, der von der alleinerziehenden Mutter (Pilar Aguilera) oft allein gelassen wird, enttarnt bei seinen Streifzügen vom Parterre bis zum Dachboden einen Kindesentführer und Erpresser und gewinnt schließlich einen Freund, den hochbegabten Oskar, den er aus einer misslichen Lage befreit. Oskar versuchte nämlich, sich dem unbekannten Verbrecher als mögliches Opfer zu nähern. Das ganz auf Berliner Verhältnisse zugeschnittene Stück bezaubert durch witzige Vorfälle, Turbulenzen und skurrile Figuren, denen Rico auf seinen Streifzügen begegnet.

Da ist die an Einsamkeit leidende Frau Dahling (Susanne Altschul), die die besten »Müffelchen« bäckt, oder der heruntergekommene Rentner Fitzke (Frank Engelhardt), den jeder Lärm irritiert oder der elegante Herr Westbühl (Uwe Achilles) oder der sehr sympathisch wirkende Erpresser Marrak (Sebastian Eckhardt), der in einer wilden Verfolgungsjagd enttarnt wird …

Andreas Lungenschmid baute ein reizvolles Bühnenbild, ein Stiegenhaus mit Blick in die Wohnungen. Gerald Maria Bauer führte mit Tempo und Pointen Regie. Vor allem die beiden Jungen »Rico« Hannes Sell und »Oskar« Benedikt Kauff, sind brillant geführt.

Die Themen Kindesentführung, Erpressung, einsames Altern werden unaufdringlich und ohne Zeigefinger abgehandelt. Eine Fassung fürs »Wiener Milieu« hätte noch treffender wirken können. Doch die 100 Minuten vergehen wie im Flug. Die Jugend lacht herzlich.

Volkmar Parschalk