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  • Unsichtbare Freunde Unsichtbare Freunde
 

2008/2009

Unsichtbare Freunde 11 +

von Alan Ayckbourn
Deutsch von Inge und Gottfried Greiffenhagen

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 15. Oktober 2008 - 15. Dezember 2008
Premiere: 15. Dezember 2008
Regie: Peter Raffalt

»Lucy: Ich habe Zarah erfunden – ach, das ist schon so lange her – da war ich sieben oder acht. Das war nur so zum Spaß. Sie ist meine beste Freundin, und außer mir kann sie niemand sehen. Aber manchmal, wenn ich ganz traurig und deprimiert bin, so wie heute, dann setze ich mich hin und unterhalte mich mit Zarah. Zarah versteht mich immer. Und hört immer zu. Hab ich Recht, Zarah?«

Alan Ayckbourn. Unsichtbare Freunde

Was gibt es Schlimmeres im Leben: Man kommt mit einer Wahnsinns­neuigkeit im Gepäck von der Schule nach Hause, und keiner hört einem zu? Genauso ergeht es Lucy Baines, die eben in die Schwimmmannschaft der Schule aufgenommen wurde.

Doch das lässt Mutter, Vater und den älteren Bruder ziemlich kalt! Bei Mama kommt man sowieso nie zu Wort, Vater schläft ständig vor der Flimmerkiste ein, und der Bruder dröhnt sich lieber mit lauter Musik zu, als ein Ohr für die Belange der Schwester zu haben. Dabei könnte es doch so einfach sein. Ein »Toll«, »Fein gemacht, Lucy« oder »Bravo« würde schon reichen.

Wenn also keiner zuhört, dann muss man sich bei irgendjemandem Gehör verschaffen. Aus diesem Grund erfindet Lucy ihre perfekte Freundin. Zarah, wie Lucy sie nennt, hat jedoch einen Nachteil: Sie ist unsichtbar! – Dafür besitzt sie unglaublich tolle Fähigkeiten, wie zum Beispiel: Lucys nervige Familie einfach verschwinden zu lassen. So weit, so gut.

Turbulent wird die Sache erst, als Zarah ihre eigenen schrill-schrägen Verwandten mit ins Haus bringt. Und die haben es in sich!

Dieser verhängnisvolle Zauber gerät bald außer Kontrolle, und Lucy empfindet plötzlich etwas, das sie schon lange nicht mehr gespürt hatte: Sehnsucht nach ihrer eigenen, ganz und gar nicht perfekten Familie …

Phantasie und Alltag – aus diesem Widerspruch hat der berühmte Dramatiker Alan Ayckbourn eine ebenso schaurige wie charmant-witzige Komödie verfasst.


Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg

Besetzung

Lucy Baines Natalie Ananda Assmann
Steven, ihr Bruder Christian Graf
Joy, ihre Mutter Pilar Aguilera
Walter, ihr Vater Uwe Achilles
Zarah, ihre Freundin Jana Horst
Nick, ihr unsichtbarer Bruder Alexander Absenger
Felix, ihr unsichtbarer Vater Alexander Morandini
Regie Peter Raffalt
Ausstattung Andrea Bernd
Licht Lukas Kaltenbäck
Musik und Sounddesign Felix Lange
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz Michael Schachermaier
Hospitanz und Inspizienz Barbara Hamp

Kritiken

Kronenzeitung – 19.10.2008

Diese Freunde sind unsichtbar

»Man kann alles schaffen, was man sich in den Kopf setzt. So in zehn Minuten stelle ich mir jetzt vor, dass niemand mehr hier im Saal sitzt!« Freudestrahlend verkündet das Nathalie Ananda Assmann in Alan Ayckbourns Stück »Unsichtbare Freunde«, das im Theater der Jugend im Theater im Zentrum Premiere hatte. Viel Beifall!

Wenn man in die falsche Familie hineingeboren wird, bleibt einem nur die Phantasie als Refugium. Trotz viel Vorstellungskraft hat’s die 13-jährige Lucy Baines (Nathalie Ananda Assmann) schwer: Der Vater, ein englischer Biedermann (Uwe Achilles), vegetiert vorm Fernseher, die Mutter (Pilar Aguilera) geht an der Hausarbeit zugrunde; und ihr Bruder, das Stinktier Steven (Christian Graf), dröhnt sich mit lauter Musik die Birne zu. Niemand hört ihr zu – außer Zarah (Jana Horst), ihre unsichtbare Freundin. Dann ein Blitzschlag, und schon ersetzen Zarahs Phantasiegefährten (Alexander Absenger, Alexander Morandini) ihre langweilige Familie …

In Alan Ayckbourns Stück geht es nicht nur um die Kraft der Imagination, sondern auch um das Zuhören können und Zulassen von Fehlern der anderen. Uwe Achilles ist komisch, Pilar Aguilera souverän, Christian Graf als pubertierender »Yo Mann!« sehr authentisch cool, und Nathalie Ananda Assmann ist schlichtweg entzückend.

Peter Raffalt inszeniert in Andrea Bernds Bühne eine flotte Familienkomödie, die britsch-magisch à la Harry Potter und französisch-entzückend, wie Amelie Poulain, verzaubert! Mein unsichtbarer (altersloser) Freund war begeistert!

Rüdiger Rausch


Kurier – 25.10.2008

Plädoyer für die Familie

Wertvoll

Lucy hat ein Problem. Keiner hört ihr zu. Weder der fernsehsüchtige Vater noch die überdrehte Mutter und schon gar nicht der freakige Bruder. Also spricht Lucy mit ihrer imaginären Freundin Zarah, die eines Tages tatsächlich erscheint, Lucys Familie wegzaubert und mit ihrer eigenen Sippe einzieht. Doch aus einer Freundin kann rasch eine Feindin werden.

»Unsichtbare Freunde« nennt Alan Ayckbourn sein pädagogisch wertvolles Stück, das Regisseur Peter Raffalt für das Theater der Jugend im Zentrum sicher und flott in Szene gesetzt hat. So können die Darsteller in Andrea Bernds klugem Wohnzimmer-Bühnenbild brillieren.

Allen voran Natalie Ananda Assmann als Lucy, […]. Christian Graf, Pilar Aguilera sowie Uwe Achilles sind eine »schrecklich gute« Familie; Jana Horst überzeugt als vielgesichtige Zarah. Sicher: Alexander Absenger und Alexander Morandini als deren Verwandtschaft.

Peter Jarolin


Wiener Zeitung – 17.10.2008

Schaurig witzig

Lucy Baines hat eine »schrecklich nette Familie«. Niemand interessiert sich für ihre Neuigkeiten aus der Schule. Der Vater hockt vor dem Fernseher, ihr älterer Bruder hört permanent Musik und bei der Mutter kommt man eigentlich nie zu Wort. Lucy ist traurig und wendet sich in solchen Fällen an Zarah, ihre beste Freundin, die sie selber erfunden hat. »Zarah versteht mich immer.« Zunächst wirkt das Stück wie eine würzige Satire über einen schrägen Familien-Alltag vergleichbar der Zeichentrick-Serie »Die Simpsons«. Doch als Zarah tatsächlich erscheint, wird’s gruslig: Mit Hilfe von Zarah zaubert Lucy nämlich ihre Familie weg, danach kehren Zarahs Verwandte ein, die sich schließlich als echte Tyrannen entpuppen. Die verzweifelte Lucy sehnt sich zum ersten Mal nach ihrer Familie, doch die ist weg …
»Unsichtbare Freunde« von Alan Ayckbourn ist eine kurzweilige, sehr witzige, aber auch äußerst spannende Komödie für Kinder ab elf Jahren. Die Aufführung im Theater im Zentrum überzeugt in der Regie von Peter Raffalt, dank exzellenter Darsteller und gelungener Bühne.

Stephan Beig