Sprungnavigation:
  • Die wilde Sophie Die wilde Sophie
 

2008/2009

Die wilde Sophie 6 +

von Lukas Hartmann
Dramatisiert von Patrick Frey
aus dem Schweizerdeutschen von Rüdiger Burbach


Österreichische Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 03. Juni 2009 - 01. Juli 2009
Premiere: 05. Juni 2009
Regie: Frank Panhans

»Ferdinand: Es könnte eben ein Wind kommen und Staub aufwirbeln – und Jan würde vielleicht dann gerade einatmen, und der ganze Dreck kommt dann direkt in seine Lunge …
Isabella: Ja, aber Ferdinand, jetzt hat er doch schon die Atemmaske …
Ferdinand: Milben, Bakterien, die gehen durch alles durch, stell dir das vor, Isabella! … Oder der Staub könnte in die Augen gehen … vielleicht sollte er noch eine Augenbinde anziehen! Doktor!«

Lukas Hartmann. Die wilde Sophie

Sophie ist barfuß und sie ist schmutzig, Sophie klettert auf Bäume, und Sophie hat ein Herz, das vielleicht die ganze Welt in sich trägt. Aber Sophie ist arm. Ihr Vater ist nur ein normaler Zwetschkenkompottlieferant.

Jan darf nicht barfuß laufen und schmutzig sein schon gar nicht – und auf Bäume klettern ist strengstens verboten, sein Herz ist ein bisschen »zusammengefroren«. Aber Jan wird einmal reich sein. Sein Vater ist nämlich der König: König Ferdinand, der Glorreiche.

Und da jeder Vater Angst um seinen Sohn hat, findet König Ferdinand, dass er besonders viel Angst um seinen Sohn haben sollte. Denn immerhin ist er auch der König der Väter.

Als die ungewohnten Sonnenstrahlen Jan bei seinem allerersten Ausflug zum Niesen bringen, nimmt die Katastrophe ihren Lauf: Zurück ins Schloss, leibärztliche Untersuchung, Jan muss im Bett bleiben, Ausflüge sind bis auf Weiteres verboten! Aber Jan hat den Duft der Freiheit geschnuppert, den Wind auf seinen Wangen gespürt und die Wärme der Sonne auf seiner Haut. Schließlich verbietet der Vater seinem Sohn auch noch, das große »E« zu lernen, denn an den spitzen Kanten des Buchstabens könnte Prinz Jan sich ja verletzen …

Als die barfuß-schmutzig-herzliche Sophie von diesem Schicksal erfährt, weiß sie, dass etwas getan werden muss. Denn jeder Mensch in einer ungerechten Situation verdient, gerettet zu werden! Und außerdem ist sie sich in einem ganz sicher: »Ich wüsste schon, wie ich den Prinzen zum Lachen bringe!« Was folgt, ist ein herzerfrischendes Abenteuer, in dessen Mittelpunkt eine außergewöhnliche Freundschaft steht.


Aufführungsrechte: Edition Patrick Frey, Zürich

Besetzung

Otto Morgenroth, Zwetschgenlieferant Sebastian Eckhardt
Sophie, seine Tochter Sabrina Rupp
Ferdinand, König Frank Engelhardt
Isabella, Königin Pilar Aguilera
Jan, Prinz Rafael Schuchter
Stanislaus, Diener Horst Eder
Raimund, Diener Michael Schusser
Marie, Putzfrau Martina Spitzer
Roderick, Hauptmann Uwe Achilles
Leibarzt Peter Steiner
Soldat Eric Lomas
Soldat Matthias Messner
Stimme der Eiche Martina Spitzer
Regie Frank Panhans
Bühne und Licht Andreas Lungenschmid
Kostüme Polly Matthies
Musik Klaus Erharter
Bewegungscoach Elisabeth Orlowsky
Dramaturgie Marlene Schneider
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz Carolin Vikoler

Kritiken

Kurier – 07.06.2009

Der Prinz unter der Käseglocke

Gar nichts darf er machen, der arme Prinz Jan: Nicht laufen, nicht klettern, nicht einmal in den Garten hinaus. Denn er könnte sich ja einen Kratzer zuziehen; eine Beule schlagen oder gar einen Schnupfen einfangen. Fürchtet sein zwetschkenkompottsüchtiger Papa, König Ferdinand. Höchste Zeit also, dass Jan die wilde Sophie, Tochter des königlichen Zwetschkenkompottlieferanten, kennenlernt: Ein freches Gör, das die Freiheit liebt. Und beschließt, auch Jan dazu zu verhelfen. Ein richtiger Spaß ist diese originelle, aufrührerische Geschichte aus dem Zipfelland des Schweizers Lukas Hartmann, die derzeit im Renaissancetheater in der Neubaugasse zu sehen ist. Theater für eine Altersgruppe, die etwaige Versprecher oder inszenatorische Pannen (die es hier natürlich eh nicht gibt) locker übersieht, aber dafür den gestrengen König gnadenlos ausbuht, wenn der seinem Jan wieder etwas verbietet. Oder gleich unmissverständlich aus dem Publikum "Blöder König!" Richtung Bühne schreit. Dass das Stück trotz seiner zwei Stunden nicht lang erscheint, liegt an der flotten Regie von Frank Panhans und an der wunderschönen Austattung von Andreas Lungenschmied (Bühne und Licht) bzw. von Polly Matthies (Kostüme). Und natürlich an den Darstellern: Sabrina Rupp bringt als Sophie Schwung in die Bude, Rafael Schuchter weckt als überbehüteter Prinz viel Emotion. Köstlich auch Horst Eder als schlauer Diener Stanislaus. Beste Unterhaltung für Kinder ab 6.

Susanne Lintl