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2007/2008

An der Arche um acht 6 +

von Ulrich Hub


Österreichische Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 09. Januar 2008 - 04. Februar 2008
Premiere: 10. Januar 2008
Regie: Frank Panhans

»Erster Pinguin: Du wolltest immer, dass Gott sich bemerkbar macht. Das hast du jetzt davon. Deutlicher geht es wohl nicht mehr.
Zweiter Pinguin: Aber muss es denn gleich eine Sintflut sein?
Erster Pinguin: Ich kann Gott ja verstehen –
Zweiter Pinguin: Kann man nicht noch einmal mit ihm reden?«

Ulrich Hub. An der Arche um acht

Damit hat wohl niemand gerechnet! In den schönsten Krach über Gott und die Welt platzt die Meldung des Tages: Gott hat genug von seinen gerade mal geschaffenen Geschöpfen und will mit der großen Sintflut einen Neubeginn starten! Denn die Menschen streiten die ganze Zeit, und bei den Tieren geht es auch nicht viel anders zu. Alles auf Anfang, so hat sich der große Herr das gedacht. Nur zwei Lebewesen von jeder Gattung dürfen auf Noahs in höchster Eile zusammengezimmerte Arche.

Das gilt auch für die drei Pinguin-Freunde, die mutig durch die eisbedeckte Antarktis watscheln, und obwohl auch sie sich manchmal in die Federn geraten, wissen sie genau, was sie aneinander haben.

Doch halt! An der Arche um acht gibt es nur zwei Tickets, und das ist eindeutig um eines zu wenig. Was also tun? Kann man Gott überhaupt beschummeln? Und wie genau wird diese Verordnung kontrolliert, nur mit leichtem Handgepäck an Bord zu kommen?

Wie es den Pinguin-Freunden dennoch gelingt, zu dritt in den Sonnenaufgang zu schippern und welche Herausforderungen sie noch zu meistern haben, davon erzählt mit großer Leichtigkeit Ulrich Hubs mehrfach preisgekröntes Kinderstück auf höchst charmant-witzige Weise. Dass Gott natürlich auch mit von der Partie ist, versteht sich von selbst. – Bloß, wie sieht er eigentlich aus, dieser Gott?


Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main

Besetzung

Erster Pinguin Uwe Achilles
Zweiter Pinguin Pilar Aguilera
Dritter Pinguin Matthias Mamedof
Eine weiße Taube Ralf Bockholdt
Noah Horst Eder
Regie Frank Panhans
Ausstattung und Licht Andreas Lungenschmid
Musik Klaus Erharter
Choreographie Karin Steinbrugger
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz und Inspizienz Sebastian Hellinger
Hospitanz Bernhard Bachner

Kritiken

Kronenzeitung – 13.01.2008

Seltsame Vögel auf Reisen

75 Jahre jung ist nun das Theater der Jugend, und es ist erstaunlich, dass Thomas Birkmeir und sein Team noch immer Neues und Ungewöhnliches zu entdecken wissen! Ulrich Hubs Stück für Kinder ab sechs »An der Arche um acht« ist so ein Fall, denn es nimmt sich in kluger Bühnenform der heiklen Frage nach Gott an.

Hubs Pinguinfreunde sind namenlos. Dafür haben sie alle möglichen und unmöglichen Charakterzüge menschlicher Art. Aber als die Sintflut droht, Noah die Tiere zur Arche rufen lässt und es ans Einschiffen geht, halten die drei seltsamen Vögel wie Pech und Schwefel zusammen: Einer der Frackträger wird auf das riesige schwimmende Hotel geschmuggelt. Einfach so!

Gott also geistert durch Hubs Stück. Hub aber spielt nicht auf falsche Götzen der heutigen Konsumgesellschaft an (…), sondern er verhilft einer beinahe philosophischen Weitsicht auf die Kindertheaterbühne: Gott kann jeder für sich in sich spüren …

Ganz so ernst, wie das alles klingt, ist die gelungene Aufführung nicht. Denn Regisseur Frank Panhans setzt auf Pointen ohne Jagd nach Gags – und auf seine Schauspieler, ein lustiges Trio mit Uwe Achilles, Pilar Aguilera und Matthias Mamedof. Die nehmen mitsamt der Taube (hinreißend als Reiseleiter im 40-Tage-Dauerstress: Ralf Bockholdt) die Sache und das Publikum ernst. Aber Spaß darf das Theaterspielen auch machen. Und so inszeniert Panhans mit seiner Truppe die Szenen mit Lust an Situationskomik. Empfehlenswert!

Thomas Gabler


Kurier – 13.01.2008

Gott ist nur ein Pinguin im Schrankkoffer

Die Taube auf Noahs Arche hat die ganze Zeit das Gefühl, sie habe »etwas Wichtiges vergessen« (hat sie auch, wie sich herausstellt). Die Antilopen weigern sich, neben den Löwen zu schlafen aus Angst, gefressen zu werden; die Giraffen sind seekrank: Ein Glück, dass sie Hälse haben, die über die Reling reichen. Mittendrin sitzen drei Pinguine.

Drei Pinguine? – Ja, Sie haben richtig gelesen: Weil die zwei Pinguine es nicht übers Herz bringen, ihren Freund, den dritten, in der Sintflut zurückzulassen, schmuggeln sie ihn in einem riesigen Koffer an Bord. Obwohl Noah ja nur zwei Tiere jeder Gattung zulässt. Die Verwicklungen, die daraus resultieren, sind natürlich sehr amüsant.

Der deutsche Kinderbuchautor Ulrich Hub hat die Bibelgeschichte von der Arche Noah für die Bühne adaptiert (für Kinder ab 6). Da ist viel von Gott die Rede, vom Glauben. Für Momente glaubt man wirklich, Gott spricht aus dem Koffer.

Frank Panhans inszeniert das Stück sehr liebevoll, Uwe Achilles, Matthias Mamedof und Pilar Aguilera sind Pinguine mit Leib und Seele. Reduziert, aber sehr schön ist die Ausstattung von Andreas Lungenschmid. Alles in allem zwei nette Stunden.

S. Lintl


Die Presse – 14.01.2008

Es geht um die Freundschaft

Es geht um die Freundschaft

Aus dem Eisloch hüpfen drei Pinguine auf die Bühne des Renaissancetheaters. Jedenfalls wirken die Figuren mit Norwegermütze, Strickjacke und Sackbauch wie Pinguine – in der österreichischen Erstaufführung von »An der Arche um Acht«. Das Theater der Jugend bringt das in Deutschland mit Preisen überhäufte Buch und Hörspiel in einer kurzweiligen Inszenierung auf die Bühne.

Die drei Pinguine sind beste Freunde, die hie und da streiten. Nach einem besonders heftigen Streit, ob es Gott denn gebe und wieso ihn noch keiner gesehen habe, wenn er doch groß und mächtig sei, taucht eine weiße Taube auf (hühnerhaft gespielt von Ralf Bockholdt) und verkündet, dass Gott die Menschen und Tiere mit ihrem ewigen Streit satt hat und eine Sintflut schicken wird. Es gibt noch zwei Tickets für die Arche Noah. Die Frage ist, wie wählt Gott die beiden Tiere jeder Art aus? Kommen nur die Besten durch oder ist es Zufall? Die drei Pinguine wollen sich jedenfalls nicht entscheiden und schmuggeln den dritten Pinguin (entzückend: Matthias Mamedof) an Bord. Das Bühnenbild und die Szenenwechsel sind fantasievoll gemacht. Wenn das Schiff schaukelt, taumelt man fast mit.

Im Bauch des Schiffes läuft für die Pinguine alles gut, bis bei einem Gespräch über Glaube, Liebe und Käsekuchen der Schwindel fast auffliegt. Das Stück ab sechs Jahren geht natürlich gut aus. Die Schauspieler bringen die Fragen, die jedes Kind über Gott hat, amüsant auf die Bühne.

Veronika Schmidt