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2005/2006

Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist 11 +

von Henning Mankell
aus dem Schwedischen von Hansjörg Betschart


Österreichische Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 18. Oktober 2005 - 17. Dezember 2005
Premiere: 18. Oktober 2005
Regie: Frank Panhans

»Warum macht man Dinge, die man eigentlich nicht tun will?«

Henning Mankell. Der gewissenlose Mörder …

Bisher hat Hasse noch gar nicht so genau nachgedacht über seine vergangenen dreizehn Jahre in einer »verdammt kalten Gegend« irgendwo in Skandinavien. In seiner kleinen Welt hat Hasse sich bisher gut zurechtgefunden. Da kennt er jeden Dorfbewohner, jeden Strauch, jeden Baum, und wenn Hasse in seinem Versteck, dem »Klippenthron« bei der Eisenbahnbrücke, allein ist, dann steht die Zeit endgültig still. Das soll sich schlagartig ändern, als Schwalbe, der Sohn des neuen Oberförsters, in sein Dorf zieht. Denn Schwalbe hat einiges erlebt und weiß Bescheid. Wenn man es schafft, den Feldstecher im richtigen Moment einfach umzudrehen, dann rückt alles um einen herum in weite Ferne. Warum, so muss Hasse sich fragen, macht man plötzlich Dinge, die man eigentlich nicht tun will?

Und dann ist da noch Hasses Mutter, die ihm erklärt, man müsse mit Dreizehn träumen können, etwas zu werden. »Denn wenn du keine Träume hast, dann wird das Leben wie nasses Brennholz.«

Wie kann man ein Mensch werden, den man nicht so schnell vergisst? – Henning Mankell, berühmt geworden durch seine Wallander-Krimis, geht in seinem Stück großen Fragen nach. Mit »Hasse Karlsson» hat er ein prägnantes und faszinierendes Psychogramm über die Nöte, Utopien und Enttäuschungen des Erwachsenwerdens verfasst. Das Theater der Jugend präsentiert die österreichische Erstaufführung dieses Theaterstückes.


Aufführungsrechte: S. Fischer Theaterverlag, Frankfurt/Main

Besetzung

Hasse Karlsson Dennis Cubic
Schwalbe Simon Jaritz
Hasses Mutter Pilar Aguilera
Die alte Pferdehändlerin Martina Spitzer
Janine Silvia Meisterle
Aurelia Sabine Herget
Regie Frank Panhans
Bühnenbild und Lichtgestaltung Tom Presting
Kostüme Polly Matthies
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner

Kritiken

Kronen Zeitung – 20.10.2005

Die Bosheit ist kein Lebenszweck

»Warum macht man Dinge, die man nicht tun will?« Diese Frage versucht Henning Mankells »Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson« zu beantworten. Das Theater der Jugend startete mit dem spannenden Jugendstück des Autors und Erfinders der »Wallander-Krimis« die neue Saison in der Liliengasse.

Allein der komplette Titel des Stücks ist Inhalt: »Der gewissenlose Mörder Hasse Karlsson enthüllt die entsetzliche Wahrheit, wie die Frau über der Eisenbahnbrücke zu Tode gekommen ist«! Jugendliches Kräftemessen, Aufstacheln zu Mutproben und Wetten, wie weit einer bei Untaten zu gehen bereit ist – das macht Mankell zum Thema. Aber schon bei Max und Moritz heißt es: Bosheit ist kein Lebenszweck! Unschöne Erinnerungen werden bei Hasse durch den Tod der Mutter ausgelöst. In Rückblicken erlebt er noch einmal seine frechen Taten, zu denen ihn sein Freund Schwalbe verführt hat. Aber alles Böse löst Kettenreaktionen aus: Die daraus folgenden Nöte machen »erfinderisch« … Mankell erzählt die Geschichte ohne jeden Kommentar, zeigt jugendliches Hadern mit Wahrheit und Lüge. Regisseur Frank Panhans hat hierfür ein dichtes Spiel in einfachen Bildern (Bühne: Tom Presting) gestaltet. Skandinavien im Winter: Zwischen »Klippenthron«, Hasses Lieblingsplatz, und Mutters Stube geschieht die Reise durch das Gestern, durch einen Alptraum: Dennis Cubic als Hasse erzählt, erleidet, ersinnt Auswege und wird doch vom Gewissen geplagt. »Schwalbe« Simon Jaritz spornt zu Untaten an: Die Opfer, von Pilar Aguilera (Mutter) bis Sabine Herget (Aurelia), rächen sich, erpressen, verfolgen (in Träumen) – und zerbrechen am Leid.


Thomas Gabler


Wiener Zeitung – 21.10.2005

Faust und Mephisto der Pubertierenden

Hasse ist ein halbwüchsiger Bursche irgendwo in einer verlassenen Gegend in Skandinavien. Die Unruhe des Erwachsenwerdens ergreift ihn, alles beginnt sich zu verändern. Da lernt er auch noch Schwalbe, den Sohn des neuen Försters kennen, einen wilden Jungen, der vor nichts haltmacht. Oder ist dieser Schwalbe nur ein Traum, eine Ausgeburt seiner überhitzten Fantasie?

Schwalbe weckt das Böse ihn ihm, das immer stärker mit dem Guten in Konflikt gerät. Was kann man gerade noch tun, was muss man lassen, wo sind die Grenzen?

Henning Mankell schrieb das Stück nach von ihm selbst verfassten Jugendbüchern und entfesselte den ganzen unheimlichen Zauber des Nordens.

Genau dort hakte Regisseur Frank Panhans ein und machte aus den drei Frauen die Hasse (in seinen Tagträumen?) begegnen, seltsame Wesen, wie der Welt der Trolle entstiegen (hervorragend Sabine Herget, Silvia Meisterle, Martina Spitzer). Im Gegensatz dazu steht Hasses kraftvolle Mutter (sehr gut Pilar Aguilera).

Mittelpunkt der brillanten Aufführung aber sind der mitreißende Dennis Cubic als Hasse und der beeindruckende Simon Jaritz als Schwalbe. Faust und Mephisto der Pubertierenden, könnte man etwas überspitzt sagen.

Das raffiniert einfache Bühnenbild (Tom Presting) und die hier besondere Akzente setzenden Kostüme (Polly Matthies) runden die faszinierende Wirkung ab.

Lona Chernel


Kurier – 20.10.2005

Die Krimis sind besser

[…] Kalt ist es im hohen Norden. Und kalt ist es auch in Mankells Kosmos, den Regisseur Frank Panhans in ruhigen, stimmungsvollen Bildern (Bühne und Licht: Tom Presting) auf die Bühne des Theaters im Zentrum gehievt hat. Ziellos streift Hasse (schön verloren: Dennis Cubic) durch die Gegend und lässt sich von dem scheinbaren Freund Schwalbe (mehr Lausbub, denn skrupelloser Verführer: Simon Jaritz) zu allerlei Dummheiten anstiften. Drei Frauen (Martina Spitzer, Sabine Herget und die sehr präsente Silvia Meisterle) fallen Hasses und Schwalbes Streichen zum Opfer. Wirklich bezahlen aber muss Hasses Mutter (stark und vielschichtig: Pilar Aguilera), deren Traum von einem kleinen bisschen Glück zerplatzt.
Regisseur Panhans setzt all diese Schicksale gut in Szene.


Peter Jarolin