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2005/2006

Mio, mein Mio 6 +

von Astrid Lindgren

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 25. November 2005 - 21. Dezember 2005
Premiere: 29. November 2005
Regie: Christine Wipplinger

»Da begriff ich zum ersten Mal, dass ich niemals vor meinem Vater, dem König, Angst zu haben brauchte, dass er mich immer, was ich auch tun mochte, mit diesen freundlichen Augen ansehen würde.«

Astrid Lindgren. Mio, mein Mio

Ach, hätte er nur eine Familie wie sein bester Freund Benka! Stattdessen muss der Stockholmer Junge Bo Vilhelm Olsson sich mit seinen Adoptiveltern Tante Edla und Onkel Sixten herumschlagen, die es gar nicht gut mit ihm meinen. Mach dies, mach das nicht – wer kennt es nicht, wenn man gar nichts richtig machen kann …

Auf märchenhafte Weise gelangt Bo in eine andere, eine bessere Welt, in der es so schön ist, dass man »es gar nicht aushalten möchte«. Hier findet er Anerkennung und Liebe. Und da sein Vater König in diesem Land der Ferne ist, wird aus dem Jungen Bo Vilhelm Olsson plötzlich Prinz Mio. In diesem Reich darf Mio das machen, was er möchte und er merkt: An der Hand seines Vaters kann er nichts mehr falsch machen. Doch bald muss er erkennen, dass das Böse auch vor dem idyllischen Rosengartenreich seines Vaters nicht Halt macht, und man sehr wohl den Kummer kennt. Im Kampf gegen den bösen Ritter Kato aus dem Reich Außerhalb darf Mio beweisen, dass ausgerechnet er es ist, der in der Welt etwas bewirken kann.

Poetisch und mitreißend, mit der Symbolkraft alter Märchen erzählt die Grande Dame der Kinderliteratur Astrid Lindgren die abenteuerliche Geschichte des Waisenjungen Bo, aus dem plötzlich Prinz Mio wird. Nach den »Brüdern Löwenherz» widmet sich das Theater der Jugend neuerlich einer Geschichte aus der Feder der engagierten schwedischen Kinderbuchautorin, deren Roman »Mio, mein Mio» mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.


Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf, Hamburg

Besetzung

Bosse / Mio Rafael Schuchter
Benka / Jum-Jum Matthias Mamedof
Benkas Vater / König Uwe Achilles
Tante Edla / Großmutter Regina Schweighofer
Onkel Sixten / Ritter Kato Johannes Zeiler
Frau Lundin / Weberin Barbara Spitz
Geist / Schwertschmied Horst Eder
Miramis Victor Kautsch
Nonno Sebastian Pass
Eno Klaus Rott
Späher Uwe Achilles, Horst Eder, Victor Kautsch, Matthias Mamedof, Sebastian Pass, Klaus Rott, Regina Schweighofer, Barbara Spitz, Johannes Zeiler
Regie Christine Wipplinger
Bühnenbild Vanessa Achilles-Broutin
Kostüme Polly Matthies
Musik Klaus Erharter
Lichtgestaltung Lukas Kaltenbäck
Choreographie Sabine Bartosch-Ziegler
Dramaturgie Marlene Schneider
Assistenz und Inspizienz Sebastian Hellinger
Hospitanz Veronika Krenn

Kritiken

Die Presse – 03.12.2005

»Wie beim Harry Potter!«

»Mein ganzer Körper ist wie mit Brauselimonade angefüllt.« Mio alias Bosse, ein neunjähriger Stockholmer Waisenjunge, spricht gleich zu Beginn des Stücks so manchem Theaterbesucher aus der Seele: Erst zahlreiche elterliche »Pst«- und »Sh«-Laute lassen den Saal zur Ruhe kommen. Jetzt aber sind die Ohren gespitzt für die »Theater der Jugend«-Inszenierung des Kinderbuchs »Mio, mein Mio« von Astrid Lindgren. Das Bühnenbild sind erst karge Projektionen, später diverse Traumland-Kulissen, ohne zu überladen: Den Kindern bleibt Freiraum zum Dazudenken, ihre Konzentration wird auf das Schauspiel gelenkt.

Mit der beißenden Boshaftigkeit eines Andersenschen Märchens stellen sich sogleich die Stiefeltern Bosses vor. Es ist ihm nicht zu verdenken, dass er aus seinem tristen Zuhause ins »Land der Ferne« flüchtet – und das auf dem Luftweg. Der Flug ist liebevoll nachgestellt: Ein Podest samt Flugobjekt erhebt sich, der »Fahrtwind« bläst den Reisenden von vorne ins Gesicht und das Bühnenbild versinkt im Hintergrund, als würde der Flieger wirklich steigen. Immer wieder erregt die einfallsreiche Inszenierung – scheinbar unabsichtlich – die Aufmerksamkeit der Kinder (viel fällt herunter, lugt oder springt hervor), vielfach wird das Interesse aktiv hervorgerufen: durch Zur-Seite-Sprechen des Protagonisten, der so die Kinder in seine Pläne einweiht und sie zu seinen Komplizen macht.

Pädagogische Intentionen hat das Theater der Jugend natürlich auch: Die tiefe Bedeutung der Musik, Werte wie »Freundschaft«, »Familie« stechen hervor. Kostüme zwischen Peter Pan und Robin Hood und Actionszenen geben dem Stück liebevoll Farbe. Als Mio eine Tarnkappe erhält, kombiniert ein Kind flink: »Der macht sich unsichtbar – das is' ja wie beim Harry Potter!«


pac


Kurier – 03.12.2005

Mios Weg zum Glück

»Mio, mein Mio!« ruft der königliche Vater und schließt seinen Sohn in die Arme. Es regnet Blütenblätter, das Böse ist besiegt, die kleinen Zuschauer sind glücklich – so endet die Adaption von Astrid Lindgrens Roman »Mio, mein Mio« im Renaissancetheater.

Davor liegen knapp zwei Stunden voller Spannung und Gefühl: Regisseurin Christine Wipplinger setzt die Geschichte von dem unglücklichen Waisenkind, das zur Erlösergestalt des mythischen Landes der Ferne wird, poetisch und einfühlsam um. Kongenial das Bühnenbild von Vanessa Achilles-Broutin: Die unfreundliche Großstadt wird in schlichtem Schwarz-weiß angedeutet, im Fabelland wachsen grell-bunte Riesen-Blumen. Miramis, das Pferd (Victor Kautsch), ist ein prächtiger Schimmel, der seinen kleinen Reiter Huckepack nimmt (Kostüme: Polly Matthies). Prächtig spielt auch »Mio« Rafael Schuchter: Nämlich ganz natürlich und ohne – vermeintlich kindliche – Hysterie.


Anna Gasteiger


Der Standard – 06.12.2005

Applaus für ein freihändiges Pferd

Das allerliebste Theaterpferd der Saison ist im Renaissance-Theater zu bewundern, wo das Theater der Jugend eine dieser typischen Lindgren-Fluchtgeschichten erzählt, die aus einer widrigen Lebenswelt kopfüber in ein Fantasieland führen, wo man erhält, was man anders nicht bekommt: einen Vater, eine Identität als solidarischer Held.

Der sehr einnehmende Fantasy-Bub Mio (Rafael Schuchter) strandet in »Mio, mein Mio« in einem Papierblumenkönigreich, das voller esoterischer Gestalten ist, über einen Samurai-mäßigen Bösewicht (Johannes Zeiler) verfügt, Krach und Donner schlägt (Regie: Christine Wipplinger) – und mit dem hufkratzenden Zossen (Victor Kautsch) vor allem bei Siebenjährigen punktet. Mit Rösserbonus.


Ronald Pohl


Wiener Zeitung – 01.12.2005

Zugabe gefordert

Es geht turbulent zu in der neuen Produktion des Theaters der Jugend im Renaissancetheater: Ein Bub, der bei Pflegeeltern lebt, wird von einem Geist ins Land der Ferne zu seinem leiblichen Vater gebracht, der den wiedergefundenen Sohn mit den Worten »Mio, mein Mio« in die Arme schließt. Und damit fangen die Abenteuer erst an. Der Junge ist ausersehen, den bösen Ritter Kato zu besiegen.

Das kindliche Publikum wird bei dieser Dramatisierung von Astrid Lindgrens Kinderbuch-Klassiker in Atem gehalten.

Christine Wipplinger hat die spannende Geschichte hervorragend in Szene gesetzt, unterstützt von Bühnenbildnerin Vanessa Achilles-Broutin und Kostümbildnerin Polly Matthies. Das Damentrio entführt das Publikum in eine faszinierende Märchenwelt, schillernd, geheimnisvoll, poetisch und aufregend. Da werden mit sparsamsten Mitteln optimale Effekte erzielt. Eine besondere Freude sind die beiden Hauptdarsteller: Rafael Schuchter als Mio und Matthias Mamedof als dessen Freund Jum Jum.


Lona Chernel


Kronen Zeitung – 01.12.2005

Kleiner Prinz trifft das Böse

… »Mio, mein Mio« entführt weg von der Wirklichkeit in ein blühendes Land und in die finstere Welt des bösen Ritters Kato – in Kinderwelten der Phantasie und des Zaubers eben.

Mucksmäuschenstill wird es diesmal im jungen Publikum: Christine Wipplinger erzählt Lindgrens Geschichte vom Halbwaisen Bosse, der sich als Märchenprinz Mio in einer glücklicheren Welt mit einem Vater wähnt … Aber auch im seligen »Land der Ferne«, in Papas »Rosengartenreich« gibt es arge Probleme. Und lauert das Böse in Form des kaltherzigen Kato, der Kinder raubt, in Vögel verwandelt … Also: auf in den Kampf mit Freund Jum-Jum und weißem Pferdchen Miramis.

Das zerstörerische, steinerne Herz des schwarzen Ritters mit dem dämonischen Gesicht (Johannes Zeiler) wird mit goldenem Schwert besiegt: Rafael Schuchter streicht wie Jung Siegfried mit Tarnumhang durch die düsteren Wälder jenseits des Lichts und greift sich mit Widerwillen das Instrument des Kampfes. … An seiner Seite Matthias Mamedof als aufgeweckter Jum-Jum. Ganz Freund und Diener seines Herrn, frech und ängstlich wie ein kleiner Leporello. Bunte Blumen und dürre Baumstämme (Bühnenbild: Vanessa Achilles-Broutin), Einsiedler und andere, sehr merkwürdige Gestalten säumen den Weg des Duos. Adventzeit ist Märchenzeit!


Thomas Gabler