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  • Konrad oder Das Kind aus der Konservendose Konrad oder Das Kind aus der Konservendose
 

2004/2005

Konrad oder Das Kind aus der Konservendose 6 +

von Christine Nöstlinger
in einer Fassung von Bernd Mottl
Liedtexte von Peter Lund, Musik von Thomas Zaufke

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 09. Oktober 2004 - 13. November 2004
Premiere: 12. Oktober 2004
Regie: Bernd Mottl

»Liebe Eltern,
hiermit ist Ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen. Wir, die Erzeuger, wünschen Ihnen viel Glück und viel Vergnügen mit Ihrem Nachwuchs. Möge er Ihnen stets zur Freude gereichen und die Erwartungen erfüllen, die Sie in ihn und unsere Firma gesetzt haben. Noch eine Bitte: Unser Nachwuchs ist derart konstruiert, dass er neben der üblichen Aufsicht und Wartung auch Zuneigung braucht. Vergessen Sie das bitte nicht!«

Christine Nöstlinger. Konrad oder Das Kind aus der Konservendose

Ein Musterknabe: blitzgescheit, kennt keine Schimpfwörter und macht zum Leidwesen seiner Mitschüler ausgerechnet immer das, was seine Lehrerin von ihm verlangt. – Das ist Konrad. Darüber hinaus ist Konrad ein pflegeleichtes Qualitätsprodukt, das – steril verpackt und portofrei geliefert – plötzlich vor der Haustür der unkonventionellen Berti Bartolotti landet, deren größte Leidenschaft darin besteht, blindwütig allerlei Unnützes aus Versandhauskatalogen zu bestellen.

Doch was macht eine außergewöhnliche, alleinstehende Frau in den besten Jahren mit dem Hang zu auffälligem Make-up und ohne Erfahrung im Umgang mit Kindern plötzlich mit einem Jungen, der noch dazu so artig geraten ist, dass es der Dame manchmal richtig graust?

Richtig kompliziert wird die Sache, als die Erzeugerfirma ihren Lieferirrtum erkennt und Konrad zurückverlangt. Zum Glück gibt es da noch Kitti, ein aufgewecktes Nachbarsmädchen, das mit Witz und Intelligenz diese Rückholaktion zu hintertreiben versucht. Konrad muss bleiben! Er hat noch einiges zu lernen, um ein Junge zu werden, der ins Heute passt.

Mit liebevollem Augenzwinkern beschreibt Christine Nöstlinger, die Grande Dame der österreichischen Kinderliteratur, die Schwächen der Erwachsenenwelt und entwirft so eine neue Lebensphilosophie für Kinder.


Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf, Hamburg.

Besetzung

Frau Bartolotti Viktoria Schubert / Sabine Staudacher
Erzähler Horst Eder
Konrad Peter Richter
Herr Egon Uwe Achilles
Kitti Karin Lischka
Frau Rusika, Gitti, Hellblaue Frau Susanne Rader
Herr Rusika, Florian, Hellblauer Mann Christian Graf
Postbote, Paul, Hellblauer Mann Michael Schusser
Fabrikdirektor, Anton, Hellblauer Mann Hannes Staffler
Spitznäsige Frau, Michi, Hellblaue Frau Astrid Golda
Die hellblaue Bedrohung Klaus Rott, Johannes Kaiser, Herbert Pendl, Peter Steiner
Musik Thomas Zaufke
Bühnenbild und Lichtgestaltung Jürgen Kirner
Kostüme Ingrid Leibezeder
Choreografie Sabine Bartosch-Ziegler
Dramaturgie Gisa Fellerer
Assistenz und Inspizienz Ferdinand Klauser
Hospitanz Barbara Hamp

Kritiken

Kronen-Zeitung – 14.10.2004

Braver Bub lernt zu leben

Frisch gewaschen ist sein Gesicht, die Nase geschneuzt und die Haare gekämmt: Christine Nöstlingers braver Bub, »Konrad« (oder »Das Kind aus der Konservendose«), durfte dem Kinderbuch-Dasein entschlüpfen. Im Renaissancetheater stellt sich das Schaustück aus der Menschenfabrik dem Theaterleben. Ein Spaß!

Die Endabfertigungsabteilung überprüfte ein perfektes, humanes Stückgut für den Verkauf, nur der Versand hat einen Fehler gemacht: Konrad landet im chaotischen Haushalt der Frau Bartolotti. Bald entwickelt dieses ideale Kind Zuneigung zu der schlampigen Lebenskünstlerin: Prompt droht ärger und Gefahr, soll das Nachnahme-Kind an die richtige Adresse... Aber Christine Nöstlinger wusste das auf sehr unterhaltsame Art zu verhindern. Bernd Mottl (Bearbeitung und Regie), Peter Lund (Liedtexte) und Thomas Zaufke (Musik) haben für das Theater der Jugend so etwas wie ein Mini-Musical aus der Geschichte gemacht. Spießerwelt der Großen trifft da auf kindlichen Schulalltag, Realität auf Phantasie! Flott und frech sind die Songs über »Freunde« und »Fisch am Freitag« – und Ohrwürmer. Kunterbunt ist die Mansardenwohnung (Ausstattung: Jürgen Zirner), ungewöhnlich die Besitzerin, Frau Bartolotti: Viktoria Schubert, komisch und ernst zugleich, amüsiert die »Kids« als Neo-Mutter mit Sammlerleidenschaft. Peter Richter als fabriksneuer Konrad, Karin Lischka als Kitti, Uwe Achilles als Herr Egon und der Rest des Ensembles haben sichtlich Spaß an Verwandlung.

Thomas Gabler


Wiener Zeitung – 14.10.2004

Musik aus der Dose

Ist es die wichtigste Aufgabe eines Kindes »brav« zu sein – oder gibt es Wesentlicheres zu lernen, wie etwa den Umgang mit Freundschaft und Liebe? Diesen Themen widmete sich Christine Nöstlinger in »Konrad oder Das Kind aus der Konservendose«. Nun bringt das Theater der Jugend eine Musical-Fassung.

Ursprünglich war es eine einfache Geschichte: Einer etwas chaotischen Frau wird eine riesige Dose geliefert. Ihr entsteigt ein Knabe, in einer Fabrik gefertigt, der alle guten Eigenschaften besitzt: er ist folgsam, kennt keine Schimpfwörter, tut immer nur, was erlaubt und vernünftig ist. Ein pflegeleichtes Kind also. Doch: Wird es in der Welt bestehen?

Regisseur Bernd Mottl erstellte eine Musical-Fassung, die nun im Renaissancetheater Premiere hatte. Und die hat - wie jede »Ver-Musicalung«– zwei Seiten. Einerseits wird die Story durch Glitzer und Glamour überfrachtet, andererseits verfremdet diese Form aber auch, macht Nöstlingers Hintergedanken transparent: muss solch ein »Musterkind«, wie in diesem Märchen, in einer Fabrik programmiert worden sein, oder könnten das auch unvernünftige Eltern getan haben?

In Mottls Inszenierung überwiegt zweifellos die vorteilhafte Seite – denn sie ist in den vielen Gesangs- und Tanznummern brillant, setzt stark auf Gefühl. Und so kommt heraus, was herauskommen soll: Liebe und Freundschaft müssen die Antriebskräfte allen Handelns sein. Das grelle Bühnenbild (Jürgen Kirner), die witzigen Kostüme (Ingrid Leibezeder), die schwungvolle Choreographie (Sabine Bartosch-Ziegler), alles ist hier perfekt. Hervorragend auch die Darsteller, allen voran Peter Richter als Konrad, Viktoria Schubert als »Mutter«, Uwe Achilles als »Vater« und Horst Eder als Erzähler.

Lona Chernel


Kurier – 16.10.2004

Kein Instant-Produkt

Konrad ist das perfekte Kind: Er ist brav, fleißig, hilfsbereit und macht niemals ärger. Kein Wunder, denn Konrad ist ein reines Instant-Produkt, ein Kind aus der Konserve, das per Postlieferung im Haus der chaotischen Frau Bartolotti und somit auch im Leben landet. Verwicklungen sind vorprogrammiert.

Im Renaissancetheater zeigt Bernd Mottl – er führte auch Regie – seine Adaption von Christine Nöstlingers Roman »Konrad oder Das Kind aus der Konservendose« und beschert dem Theater der Jugend damit einen gelungenen Saisonauftakt.

Mottls Inszenierung setzt auf Tempo, Witz und gutes Timing und erzählt im bunten 70er Jahre-Bühnenbild (Jürgen Kirner) Nöstlingers Geschichte mit viel Charme und Esprit. Dazu kommen flotte Songs (Musik: Thomas Zaufke), sehr pointierte Texte (Peter Lund) und die stimmige Choreografie von Sabine Bartosch-Ziegler.

Regisseur Mottl führt sein sehr spielfreudiges Ensemble mit leichter Hand durch alle Abenteuer und zeichnet lebensnahe Charaktere. Da ist Viktoria Schubert – sie alterniert mit Sabine Staudacher – eine köstlich bodenständige Frau Bartolotti; da liefert Uwe Achilles als überkorrekter Apotheker eine herrliche Studie ab. Als »Riesenbaby« Konrad bewährt sich Peter Richter; der Erzähler ist bei Horst Eder gut aufgehoben. Eine echte Entdeckung aber ist Karin Lischka als temperamentvolle Kitti. Sie zeigt auch vokales und tänzerisches Talent. Fein.

Peter Jarolin