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  • Das Herz eines Boxers Das Herz eines Boxers
 

2004/2005

Das Herz eines Boxers 13 +

von Lutz Hübner

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 17. Januar 2005 - 13. April 2005
Premiere: 19. Januar 2005
Regie: Thomas Birkmeir

»LEO: Hier gefällt's mir nicht, also gehe ich woandershin, das habe ich mein Leben lang so gemacht.
JOJO: Einfach so? Ohne was?
LEO: Ich werde meine Zahnbürste mitnehmen und meinen Hut.«

Lutz Hübner. Das Herz eines Boxers

Na, bravo! Nur weil er so bescheuert war, sich einen harmlosen Diebstahl, den er nicht einmal selbst begangen hat, in die Schuhe schieben zu lassen, muss Jojo nun zur Strafe Sozialdienst schieben … Abkommandiert zu den Haferschleim-Junkies ins Altersheim … Widerlich! So begegnet Jojo dem alten Leo, dessen Zimmer er ausmalen soll, und auf dessen Gesellschaft er ungefähr so viel Wert legt wie auf ein Loch im Turnschuh. Doch mit diesem Opa »in den Ring zu steigen«, lässt Jojo ganz schnell ganz schön alt aussehen!

Denn der war einst ein bekannter Preisboxer und hat neben ein paar wirklich brauchbaren Lebenshilfen die Annäherung der Geschlechter betreffend auch einen absurden Traum parat: Er will aus dem Altersheim ausbüchsen! Denn trotz seines Alters denkt dieser Methusalem ernsthaft daran, sein Leben noch einmal von vorne zu beginnen! Und Jojo soll ihm auch noch dabei helfen. – Verzweiflung und Sehnsucht sind eben keine Frage des Alters. Freundschaften im übrigen auch nicht.

»Das Herz eines Boxers« ist die witzige und lebensnahe Beschreibung eines »Clash of Generations«, für den der Autor Lutz Hübner 1998 mit dem deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet wurde.


Aufführungsrechte: HARTMANN & STAUFFACHER Bühnenverlag, Köln

Besetzung

Jojo Stefano Bernardin
Leo Horst Eder
Altenpflegerin Sabine Staudacher
Regie Thomas Birkmeir
Ausstattung Monika Rovan
Lichtgestaltung Monika Rovan, Johann Cizek
Dramaturgie Gisa Fellerer
Boxtraining Benedikt Klauser
Körpertraining Josef J. Borbely
Assistenz und Inspizienz Ferdinand Klauser

Kritiken

Kronen Zeitung – 21.01.2005

Ein seltsames Paar im Ring

Ein »Clash of Generations«, ein Zusammenprall zweier Generationen, der mit echter Freundschaft endet: Jung und Alt sollten sich ins Theater im Zentrum zu Lutz Hübners »Das Herz eines Boxers« begeben! Der deutsche Autor zeigt in erfrischend-frecher Weise, was Verständnis bewirken könnte.

Ausgeflippt, kämpferisch, aber auch sehr manipulierbar ist Lutz Hübners jugendlicher »Held« Jojo. Zumindest anfangs, wenn er in das öde Altenheimzimmer seltsam lärmendes Leben von draußen bringt. Darin gefangen vegetiert Leo, einst ein großer Boxer mit mächtiger linker Hand dahin. Hübner belehrt keinen Moment lang, er geht den Weg, der schon in vielen ähnlichen Stücken perfekt funktionierte: Er lässt ein seltsames Paar zu einander finden, schafft dabei Nähe, wo vorher großes Misstrauen herrschte. Aber das ohne moralischen Aha-Effekt! Intendant Thomas Birkmeir inszenierte diese Annäherung und Flucht aus einem Zustand in rasantem Tempo. Zwei unterschiedliche Menschen, »betreut« von einer strengen Pflegerin (Sabine Staudacher), schickt er in den Ring, in dem Heiteres und Tragisches passiert, in dem aber auch Liebe und Tod eine Rolle spielen: Stefano Bernardin und Horst Eder, das langjährige Ensemblemitglied des Theaters der Jugend.

Bernardin bringt mit viel Talent Sorglosigkeit, »Brutalo«-Gehabe und Unsicherheit der Jugend auf die Bühne – ein sympathischer Rowdy mit Gosche, der Läuterung erfährt. Und Eder zeigt, dass trotz trostlosen Daseins noch immer ein Blick nach vorne geht. Fazit: Es sind große und kleine Lebensfragen, die Generationen verbinden (könnten).

Thomas Gabler


Wiener Zeitung – 21.01.2005

Annäherung der Generationen

Leo lebt in einem Altersheim, wo Jojo strafweise Sozialdienst leisten muss. So lernen sich der Delinquent und der Heimbewohner kennen. Nach enormen Anfangsschwierigkeiten entsteht eine Freundschaft, von der beide profitieren.

Das preisgekrönte Stück »Das Herz eines Boxers« des deutschen Autors und Regisseurs Lutz Hübner wird jetzt vom Theater der Jugend im Theater im Zentrum für Menschen ab 13 Jahren präsentiert.

Ein reizloses Zimmer mit Wasch- und Duschecke, einem Fenster, einer Türe, zwei Betten (eines davon derzeit nicht belegt). Ein regloser Mann im Rollstuhl. In diese Situation kommt Jojo, der eines Diebstahls wegen – den er übrigens nicht begangen hat – Sozialdienst leisten muss: Ausmalen in einem Altersheim. Der Bursche macht sich über den stummen Alten lustig, wird immer frecher. Doch der Mann schweigt, bis …

Hervorragend dargestellt
Hervorragend zeichnet Lutz Hübner die scheue Annäherung zweier Außenseiter. Das Leben hat sie misstrauisch gemacht, auch den Jungen. Doch langsam, ganz langsam erkennen sie, dass sie einander ergänzen, einander brauchen. Dass einer dem anderen helfen kann.

Regisseur Thomas Birkmeir setzt alle nur denkbaren Mittel ein, um das Stück zur Wirkung zu bringen. Er erfand eine eigenwillige Pflegerin dazu (köstlich: Sabine Staudacher), setzt schräge Musik ein, jongliert virtuos mit dem Licht und führt mit leichter Hand das subtile Spiel der exzellenten Darsteller: Stefano Bernardin und Horst Eder.

Es gibt viele Stücke über den Generationskonflikt. Hier ist eines über Generationszusammenhalt und es hat eine ganz simpel scheinende Aussage: Gemeinsam sind sie stark.

Lona Chernel


Kurier – 23.01.2005

Ein Sieg nach Punkten

Sozialstunden sind die Strafe für Jojos Dummheit: Einen Diebstahl hat sich der junge Möchtegern-Rebell in die Schuhe schieben lassen; im Altersheim darf er dafür jetzt Wände streichen. Und das ausgerechnet im Zimmer des »roten Leo«, der einst als Preisboxer viele Gegner auf die Matte geschickt und auch heute noch so manchen linken Haken im Talon hat. Im Theater im Zentrum hat Regisseur Thomas Birkmeir »Das Herz eines Boxers« von Lutz Hübner in Szene gesetzt und dabei – vor allem dank seiner Darsteller – ein Sieg nach Punkten gelandet.

Hübners »Clash of Generations« funktioniert gut im naturalistischen Bühnenbild von Monika Rovan. Denn zwischen Krankenbett und Rollstuhl liefern sich Horst Eder und Stefano Bernardin feine, witzige und auch nachdenklich stimmende Wortgefechte. Nach und nach gewinnt der Junge das Herz des »roten Leo«, den Horst Eder eindringlich gibt. Denn dieser Leo ist einer, der noch lange nicht zum »alten Eisen« gehört, der auch Jojo (sympathisch aufbegehrend und dabei hilfsbedürftig: Bernardin) wichtige Lektionen erteilen kann. Und gegen eine so wunderbare Freundschaft hat selbst die böse Pflegerin (Sabine Staudacher) keine Chance. Das Theater der Jugend aber hat Herz bewiesen. Gut so.

Peter Jarolin


Die Presse – 26.01.2005

Der Zentralfriedhof am Telefon

Am Ende geht ein schmachtendes »Ach« durch die Reihen des Theaters im Zentrum. Was die Teenies so berührt? Hätte man die Geschichte davor nicht gesehen, die Szene würde im besten Fall Gelächter ernten: Ein alter Mann trippelt in Frauenkleidern und Stöckelschuhen zur Tür seines Krankenzimmers, bevor er hinausgeht, fällt ihm der sonst so lässige Teenager Jojo in die Arme. Aber, liebe Eltern, keine Angst, es ist kein Transvestitenstück, die Kleider dienen lediglich als Fluchthilfe. Denn Leo, der ehemalige Preis-Boxer, möchte nicht im Altersheim verenden, er will ausbüchsen und nach Südfrankreich zu einem ehemaligen Boxkumpel ziehen. Jojo, der bei dem alten Mann – zunächst widerwillig – seinen Sozialdienst verrichtet, wird schließlich zu dessen Freund und Verbündeten.

»Das Herz eines Boxers« von Lutz Hübner ist ein Stück über die Bewältigung eines Generationenkonflikts. Thomas Birkmeir hat es für das Theater der Jugend in Szene gesetzt – mit viel Witz, Tempo und Abwechslung. (…)

Die beiden Hauptdarsteller werden schnell zu Publikumslieblingen: Stefano Bernardin überzeugt vor allem als unsicherer Heranwachsender, seine Darstellung des plumpen Rabauken wirkt etwas überzeichnet. Horst Eder liefert eine feine Studie eines harten, aber herzlichen Haudegen – genau so stellt man sich einen ehemaligen Preisboxer vor. Lustig auch Sabine Staudacher als Krankenschwester: Als dickbebrillte, hantige Schreckschraube ist sie eine beständige Lachnummer. (…)

tom


Schüler-Standard – 18.01.2005

So alt, so jung und doch so gleich

Im Altersheim trifft Jojo (Stefano Bernardin) den alten Leo (Horst Eder), der einst ein gefeierter Soldat und Preisboxer war. Die zwei so unterschiedlichen Charaktere helfen einander gegenseitig und entwickeln im Laufe der Zeit eine dicke Freundschaft. Leo bringt Jojo das Boxen bei und erklärt ihm den Umgang mit Frauen. Dieser wiederum revanchiert sich, indem er Leo die Flucht aus dem Altersheim ermöglicht.

Dem Regisseur Thomas Birkmeir ist es wahrlich wunderbar gelungen, das Stück ernst, realistisch, jedoch auch sehr lustig zu inszenieren.

Abwechslung bieten die Nächte, in denen laute russische Musik, blaues Licht und eine gestresste Altenpflegerin den Schauplatz schlagartig verändern. Dabei behauptet Birkmeir im anschließenden Gespräch mit dem »Schüler-Standard« selbst: »Theater kann mit der von MTV abgeschauten Schnitttechnik nicht mithalten und soll es auch nicht.« Er hat Recht. Jugendliche können diese Aufführung jederzeit dem Fernsehen vorziehen.

Benedict Feichtner


Schüler-Standard – 18.01.2005

Ein mentaler Boxkampf der Generationen

Kahle Wände, Lichtspiele und ein »mentaler Boxkampf« in einem Altersheim prägen Lutz Hübners Theaterereignis »Das Herz eines Boxers« im Theater im Zentrum, das die lebensnahe Geschichte zwischen zwei ganz verschiedenen Charakteren so richtig unter die Haut gehen lässt.

Geniale Pointen und witzige Dialoge zeigen schonungslos die Schwächen der Generationen zueinander auf. Dabei handelt es sich nicht nur um Gewohnheiten unter Senioren, sondern vor allem um den Existenzkampf. »Flexibilität« wird im Stück zu einem Fremdwort des Alters.

»Vergiss die Rosen nicht!« lautet ein immer wiederkehrender Satz. In diesem Sinne kann man jedem Theaterinteressierten empfehlen: Vergiss nicht, dir dieses Stück anzusehen. Es lohnt sich!

Sandra M. Hold


Klosterneuburger Zeitung – 27.01.2005

Das Herz eines Boxers

Im Theater im Zentrum im Rahmen des Theaters der Jugend feierte das Stück »Das Herz eines Boxers« von Lutz Hübner Premiere.

Die Story ist einfach und witzig! Jojo wurde für einen Diebstahl, den er nicht einmal begangen hat, zum gemeinnützigen Arbeitsdienst in einem Altersheim verurteilt. Darüber ist er stinksauer, denn er hat das Verbrechen um einen Freund zu decken auf sich genommen, doch durch diese Strafe lernt er den Pensionisten Leo kennen. Leo ist ehemaliger Boxer, der sich durchs Leben schlagen musste. Für Jojo sind Boxer Helden, aber er muss feststellen, das Schlagen nicht das Wichtigste ist. Die beiden schließen Freundschaft. Aber Leo ist im Altersheim unglücklich und will deswegen ausbrechen. Jojo ist anfangs dagegen, aber dann will er ihm helfen. Darum schmieden die beiden einen verrückten Plan. Was so verrückt an dem Plan ist und ob er gelingt, kann ich euch nicht verraten. Aber eins kann ich sagen, es lohnt sich das Stück anzusehen! Stefano Bernardin spielt den Draufgänger Jojo. Horst Eder den alten Boxer Leo. Beide spielen ihre Rollen grandios gut! Die Pflegerin – gespielt von Sabine Staudacher, glänzt in ihrer wortlosen Rolle. Regie hat Thomas Birkmeir geführt und Monika Rovan kümmerte sich um die Ausstattung. Um sich in ihre Rollen besser reinzuleben, unterzogen sich die Schauspieler sogar einem Boxtraining bei Benedikt Klauser. Das ganze Stück spielt in einem alten Zimmer von Leo. Dem gesamten Team, auf und hinter der Bühne, gelang es, aus der Vorlage von Lutz Hübner ein grandioses Stück zu fertigen.

Antonia Neumann