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2002/2003

Jumping Jack 13 +

Ein Musical
von Peter Lund (Text) und Wolfgang Böhmer (Musik)


Uraufführung

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 10. Februar 2003 - 09. April 2003
Premiere: 12. Februar 2003
Regie: Peter Lund


Janeks Mutter hat psychische Probleme. Deshalb soll Janek die nächsten drei Monate bei seinem Vater wohnen. Das ist weder für Janek noch für seinen Vater ein Vergnügen. Denn erstens hat der mit seiner Werbeagentur genug um die Ohren und zweitens sich gerade frisch verliebt. Da ist der verstörte vierzehnjährige Filius, der so gar nicht nach der Art des Papas geraten ist, nicht unbedingt das, was man in der Wohnung braucht.

Vergeblich versucht der erfolgsverwöhnte Vater den melancholischen Sohn mit kernigen Sprüchen und guten Tipps zu mobilisieren. Papas neue Freundin sieht das mit Skepsis, und ihre spitzen Bemerkungen bringen den empfindlichen Janek vorerst dazu, Papas »Neue« aufrichtig zu hassen. Dieser Hass wandelt sich schnell in Verwirrung und bald darauf in Verliebtheit. Langsam wächst Janek das Leben endgültig über den Kopf. Doch da beginnt Jumping Jack zu sprechen, wie schon öfter...

Jumping Jack ist eine abgeliebte Puppe, der Janek alles anvertrauen kann. Jumping Jack ist außerdem cool. Und coole Puppen lassen sich nicht so leicht unterkriegen, auch wenn sie nur Spielzeug sind. Janek ist fasziniert von Jumping Jack, der alles im Griff hat und ihm das Leben erklärt: Wie das mit der Liebe läuft, was der Tod ist, wie man die Frauen in Schach hält, warum es Kalt- und Warmduscher auf der Welt gibt und wie man beide unterscheidet.

Jumping Jacks Ratschläge funktionieren ganz hervorragend. Binnen kürzester Zeit hat Janek einiges begriffen. Er lässt seinen Vater abblitzen und erniedrigt den Typen vom 8. Stock, der ihn in die Enge getrieben hat, gründlich. Dies könnte also das Ende der Geschichte sein, aber natürlich ist es das nicht. Und es dauert eine ganze Weile, bis Janek merkt, dass sein guter Geist von allen guten Geistern verlassen ist.

Besetzung

Janek Benjamin Zobrys
Henning, sein Vater Christian Grygas
Franziska, Hennings neue Freundin Melanie Waldbauer
Claudia, Janeks Mutter Antje Rietz
Berg der Achte Roman Straka
Dünner vier Lukas Sartori
Jumping Jack Markus Schöttl
Musiker Klaus Gesing, Marcus Ratka, Vitus Pirchner, Gerald Schuller, Johannes Strasser
Musikalische Leitung Gerald Schuller
Regie Peter Lund
Bühnenbild und Lichtgestaltung Jürgen Kirner
Kostüme Heide Schiffer-El Fouly
Musik Wolfgang Böhmer
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz Markus Felkel

Kritiken

Kurier – 14.02.2003

Perfide Studie über die Pubertät

Es ist die bisher mutigste Produktion in der noch jungen Ära von Intendant Thomas Birkmeir für das Theater der Jugend: Wolfgang Böhmer (Musik) und Peter Lund (Text und Regie) haben mit »Jumping Jack« ein Musical über die Schattenseiten der Pubertät und über die Orientierungslosigkeit der Wohlstandskinder geschrieben, das trotz einiger Längen (bei fast drei Stunden Spielzeit) in den Bann zieht und »pädagogisch wertvollen Klischees« gut aus dem Weg geht.

Janeks Vater ist ein Charakterschwein ersten Grades, die Mutter badet in Selbstmitleid, und Papas junge Geliebte wird für den adoleszenten Janek bald zum Objekt der sexuellen Begierde. Dazu aber gibt es die höchst lebendige Puppe Jumping Jack, die auf Jürgen Kirners atmosphärischer Bühne ein perfides Computer-Spiel treibt.

Präzise Charaktere, eine gehörige, wenn auch für junge Besucher (ab 15 Jahren!) geglättete Portion Realismus, viele Songs und engagierte Darsteller – Lund und Böhmer treffen theatralisch den Nerv einer Generation, präsentieren ihre bösen Machtspielchen aber ohne jeden Zeigefinger. Gelungen.

Peter Jarolin


Kronen Zeitung – 14.02.2003

Böses Sandmännchen

Zum Startplatz für Talente scheint sich das Theater der Jugend zu entwickeln: Auch bei der Uraufführung von Wolfgang Böhmers und Peter Lunds Musical »Jumping Jack« im Theater im Zentrum gabs neue Gesichter wie das von Benny Zobrys als Scheidungskind Janek auf der pubertären Suche nach dem Glück.

Mama »ist von der Rolle« und hat soeben einen Selbstmordversuch hinter sich. Und Papa, ein Chauvinist, »riecht nach Testosteron«: Janek strandet bei seinem Erzeuger und dessen junger Freundin. »Uncool!« Sein Seelentröster in diesem Familiendilemma ist ein gar nicht netter Kerl aus Stoff, ein »Sandmännchen« der anderen, weil verführerisch-bösen Art: »Jumping Jack«.

Benny Zobrys als schmollender, sensibler, auch missverstandener Janek und sein drahtiger Begleiter in schwarzen Leggings (Markus Schöttl) spielen ein Spiel des Lebens: Aber der »Level« des grausamen Spiels scheint vorbestimmt. Und Janeks sechs Leben sind bald erschöpft.

Wolfgang Böhmer (Musik und Regie) und sein Librettist Peter Lund schafften mit Wortwitz und musikalischen Einfällen ein amüsantes, aber sehr langatmiges Spektakel samt Puppenspiel. Jugendliche Alltagsbewältigung und elterliche Selbstsucht sind das Thema, das Typen wie Christian Grygas (Vater), Antje Rietz (Mutter) oder Melanie Waldbauer (Franzi), Roman Straka und Lukas Sartori recht theatralisch zu bewältigen wissen.

TG


Wiener Zeitung – 14.02.2003

Schwierige Identitätssuche packend und berührend

Janek, gerade mal 14 Jahre alt, hat es nicht leicht im Leben. Die Eltern sind geschieden, die Mutter ist eine trinkende Neurotikerin, der Vater ein »Hurenbock«. Da die Mutter wieder einmal durchgedreht hat, zieht Janek beim Vater ein. Und bei dessen sehr jugendlicher Freundin, die darüber alles eher als begeistert ist.

Janek bringt eine Puppe mit, ein hässliches altes Ding, das er zu seinem »Freund« erkoren hat. Er spricht mit Jack und - der spricht mit ihm. Denn Jack ist längst zu Janeks zweitem Ich geworden. Und nicht gerade zu seinem besseren. Er flüstert dem Buben so manches ein, verleitet ihn, hetzt ihn auf. Und Janek weiß nicht mehr aus noch ein.

»Jumping Jack« nennt sich das Musical von Wolfgang Böhmer und Peter Lunds, das im Auftrag des Theaters der Jugend erarbeitet wurde und jetzt im Theater im Zentrum zur Uraufführung kam. Es ist packend, schwungvoll, berührend, die Geschichte wirkt vielleicht etwas überzogen, ist aber doch sehr stimmig, die Figuren sind wirkungsvoll, wenn auch ein bisschen vordergründig gebaut.
Sehr gut sind Bühnenbild, Lichtgestaltung (Jürgen Kirner) und Kostüme (Heide Schiffer-El Fouly), gekonnt ist die musikalische Begleitung unter der Leitung von Gerald Schuller.

Und hervorragend ist das Schauspielerteam in der erstklassigen Regie von Peter Lund. Benny Zobrys erschüttert als der verzweifelte, völlig allein gelassene Halbwüchsige, Antje Rietz und Christian Grygas beeindrucken als die verständnislosen Eltern. Schillernd ist Melanie Waldbauer als Vaters Freundin, Lukas Sartori und Roman Straka profilieren zwei Buben mit Gangsterzukunft. Brillant ist Markus Schöttl als Verführer Jack, eine darstellerische Leistung, die man so schnell nicht wieder vergisst.

Lona Chernel