Spielplan 2024/2025
Miranda im Spiegelland 6 +
von Alan Ayckbourn
Deutsch von Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting
Stückinfo
Ort: | Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien |
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Zeitraum: | 12. Februar 2025 - 09. März 2025 |
Premiere: | 14. Februar 2025 |
Dauer: | 01:55 inkl. Pause |
Regie: | Nicole Claudia Weber |
»Die unheimlichste aller Erfindungen ist der Spiegel. Woher nehmen die Menschen nur den Mut, da hineinzuschauen?«
Brendan Behan
Miranda bekommt immer, was sie will. Außerdem ist sie das hübscheste Kind der Welt. Und da sie dies jeden Tag von ihren Eltern zu hören bekommt, darf man sich nicht wundern, dass Miranda das selbst auch glaubt. Als sie zu ihrem Geburtstag einen lang ersehnten Spiegel bekommt, ist Mirandas Glück perfekt! Denn von nun an wird sie nicht müde, sich Tag und Nacht selbst zu bewundern – von vorne, von oben und wenn man sich ein bisschen verrenkt, dann kann man sich auch von hinten betrachten. Für ihre Freundin Tina ist kein Platz vor dem Spiegel, die wird eines Tages beiseite geschubst, denn ihr Spiegelbild will Miranda mit niemandem teilen.
Aber jedes Ding hat so seine zwei Seiten, auch ein Spiegel. Und als Miranda eines Tages plötzlich anstelle des eigenen Spiegelbildes ein Junge namens Kram entgegenblickt, ist die Aufregung groß. Denn Kram hat gar keine Lust, sich Tag für Tag stundenlang nach Miranda zu richten. Da bleibt nur eines: Miranda will ihr richtiges Spiegel-Ich zurück, und so beginnt eine abenteuerliche Reise ins Wunderland der Spiegel, in welchem Miranda viele neue Erfahrungen macht. Denn im Spiegelland spricht man von hinten nach vorne, und man kann sich leicht verlaufen, weil man kein einziges Zimmer ganz sieht. Und überhaupt möchte man meinen, das Land der Spiegel steht ganz schön auf dem Kopf.
Der britische Erfolgsdramatiker Alan Ayckbourn hat mit »Miranda’s Magic Mirror« speziell für Kinder eine philosophische Geschichte geschrieben.
Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Hamburg
Besetzung
Erzähler | Jonas Graber |
Miranda / Adnarim | Charlotte Zorell |
Tina / Anit / Spiegelbild | Olivia Marie Purka |
Mirandas Mutter / Tergram / Spiegelbild | Christine Garbe |
Mirandas Vater / Trops Gnagflow / Wolfgang Sport / Hauptmann / Spiegelbild | Frank Engelhardt |
Allebasi, Spiegelfürstin / Tinas Mutter / Spiegelbild | Pia Baresch |
Tinas Vater / Wache / Spiegelbild | Uwe Achilles |
Kram / Spiegelbild | Fabian Cabak |
Regie | Nicole Claudia Weber |
Bühnenbild | Judith Leikauf und Karl Fehringer |
Kostümbild | Elena Kreuzberger |
Licht | Christian Holemy und Barbara Zukal |
Dramaturgie | Sarah Caliciotti |
Assistenz und Inspizienz | Natalie Ogris |
Hospitanz | Elizaveta Bezman |
Kritiken
Falter – 18.02.2025Sympathisches Märchen mit klarer Moral
Im Land hinter den Spiegeln ist alles verkehrt: Links heißt rechts, und die Sätze werden von hinten nach vorne gesprochen. „Heißen denn das soll was?“ Genau das. „Miranda im Spiegelland“ wurde 2006 im Theater der Jugend erstmals auf Deutsch aufgeführt. Fast 20 Jahre später greift das Haus wieder zurück auf das Stück des Briten Alan Ayckbourn, der sonst für Erwachsene schreibt.
Ein Zeremonienmeister (Jonas Graber als augenzwinkernder Entertainer) erzählt von Miranda, die sich, wie der mythologische Narziss, ins eigene Spiegelbild verliebt. Nur ist Miranda im Alter der Zielgruppe (etwa sechs Jahre alt) und ein ziemlich verwöhntes Gfrast. So egoistisch führt sie sich auf, dass sogar ihr Spiegelbild – es heißt natürlich Adnarim – die Flucht ergreift. Adnarims kurzfristiger Ersatz Kram zieht Miranda ins Spiegelland und hilft ihr bei der Suche. Unterwegs sieht die Protagonistin allerlei Schlaf- und Badezimmer, Brillen- und Schuhgeschäfte von der anderen Seite. Sie trifft weitere Spiegelbilder, die meisten können zum Glück ganz gut „Vorwärts“.
Regisseurin Nicola Claudia Weber führt ein energiegeladenes Ensemble auf einer sich viel drehenden Bühne durch Ayckbourns fantasievolles und harmloses Märchen, dessen Moral rasch klar wird: Anderen zu lieb gefälligst sei!
Martin Pesl
Kurier – 19.02.2025
"Miranda im Spiegelland": Wenn das Spiegelbild nicht mehr mitspielt
Miranda bekommt immer alles, was sie will – bis ihr Spiegelbild "Adnarim" genug von ihrer Selbstverliebtheit hat. Im Theater der Jugend in Wien muss sie nicht nur ihr Spiegelbild, sondern auch sich selbst finden.
Miranda ist klug, schön, intelligent. Das bekommt sie zumindest jeden Tag mehrfach von ihren Eltern zu hören, die sie so zu einer verwöhnten Göre machen. Wenn Miranda einmal etwas nicht bekommt, tobt sie schreiend im Kinderzimmer herum und beleidigt alle. Auch die schüchterne wie vernachlässigte Nachbarin Tina, deren Eltern lieber auf ihr Handy starren als ihr zuzuhören, bekommt es ab: Miranda sagt ihr, wie hässlich sie nicht sei.
Miranda ist also alles andere als sympathisch – sie ist eine egoistische Nervensäge. Aber ihre Eltern lieben sie trotzdem. Und so bekommt das liebe Töchterlein auch immer alles, was es will: Miranda will einen Spiegel? Miranda bekommt einen Spiegel. Vor diesen stellt sie sich dann stundenlang und bewundert sich: Spieglein, Spieglein an der Wand ...
Alles anders
Von dieser Selbstverliebtheit will ihr Spiegelbild – „Adnarim“ – aber bald nichts mehr wissen und haut ab. Stattdessen blickt ihr der Junge namens Kram entgegen. Dieses taktgenaue und präzise und doch sehr locker wirkende Performance zwischen Charlotte Zorell (als Miranda) und Fabian Cabak (als Kram) zählt zu den besten Momenten der gelungenen Aufführung. „Miranda im Spiegelland“ (Original: „Miranda's Magic Mirror“) stammt vom britischen Autor Alan Ayckbourn und wurde fürs Theater der Jugend Wien (...) von Regisseurin Nicole Claudia Weber überarbeitet. Für Kinder ab 6 Jahre.
Mirandas Spiegelbild ist erstmal weg. Um es wieder zu bekommen, muss Miranda ins Spiegelland, wo kein Zimmer ganz zu sehen ist und man sich leicht verläuft, links rechts bedeutet und alle Spiegelbilder rückwärts sprechen: „Heißen denn das soll was?“
Ehrenwort!
Auf ihrer Suche nach „Adnarim“ lernt Miranda viel über sich selbst und ihren Charakter. Sie will sich bessern - Ehrenwort! - und zeigt sich sogar demütig. Damit man der Geschichte gut folgen kann, gibt es einen umsichtigen Erzähler (Jonas Graber), der von Anfang bis zum Schluss das Gesehene launisch und mit einem Augenzwinkern zusammenfasst.
Das Bühnenbild (von Judith Leikauf und Karl Fehringer) ermöglicht die abenteuerliche Reise durch das Spiegelland, das Ensemble leistet hervorragende Arbeit. Es gibt zwar die eine oder andere Länge (die Bühne könnte sich zwei-, dreimal weniger oft drehen), aber die Kinder sind bis zum Schluss fasziniert und haben auch schnell verstanden, was die Moral der Geschichte ist: "Weit nicht man kommt Egoismus mit“.
Marco Weise
Kronen Zeitung – 16.02.2025
Miranda glänzt im Land der Spiegel
Da hat man infolge Herangewachsenseins der Töchter das Theater der Jugend lang nicht mehr besucht, nur die mehrheitlich erfreuten Kritiken gelesen. Und gleich fängt einen die Atmosphäre wieder ein: diese zuerst atemlose, zuletzt schrille Begeisterung! Alan Ayckbourn hat ein glänzendes Stück geschrieben: Einem verwöhnten, selbstverliebten Kind ist das überstrapazierte Spiegelbild ausgebüxt. Nun muss Miranda zur Läuterung ins Land hinter der Spiegelscheibe, um das Verlorene wiederzufinden.
Das berühmte Motiv hat Ayckbourn mit warmherzigem Sarkasmus und entspannter Pädagogik umgesetzt. Und was die Regisseurin Nicole Claudia Weber zeigt, ist allerhand: Ein entfesseltes und doch hochpräzises Ensemble um die Titelheldin Charlotte Zorell glänzt mit pantomimischer und sprachlicher Exzellenz. Ayckbourns spiegelverkehrtes Von-hinten-nachvorn-Sprechen dürfte jetzt bei vielen der 45.000 Abonnenten (mehr als Burg, Josefstadt und Volkstheater mitsammen) für längere Zeit Standard werden. So stellt man sich, kurz gesagt, ein gut geführtes Haus vor.
Heinz Sichrovsky
Materialien
Unsere theaterpädagogischen Materialien zu »Miranda im Spiegelland« bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf fantasievolle Weise vor- und nachbereiten.
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Bei eventuellen Fragen und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an [YjY0dGFnOmthdGphLnNlZ2VsYmFjaGVyQHRkai5hdA==]