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  • Die Mitte der Welt Die Mitte der Welt
 

2018/2019

Die Mitte der Welt 13 +

von Andreas Steinhöfel
in einer Fassung von Werner Sobotka

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 28. März 2019 - 30. April 2019
Premiere: 30. März 2019
Dauer: 02:10
Regie: Werner Sobotka

»Wahrheiten sind so zerbrechlich wie die Menschen,
die sie erschaffen.«

»Die Zukunft ist nie weiter als den nächsten Augenblick entfernt.«

Andreas Steinhöfel. Die Mitte der Welt

In diesem Kultbuch der Jugendliteratur berichtet Andreas Steinhöfel aus der Sicht des siebzehnjährigen Phil von einem schmerzhaft-schönen Prozess: dem Erwachsenwerden.
Gemeinsam mit seiner schrägen Zwillingsschwester Dianne und seiner chaotischen Mutter Glass bewohnt Phil ein ebenso märchenhaftes wie baufälliges Anwesen namens Visible. Vor den Grenzen eines verschlafenen Dorfes wie auf dem Präsentierteller auf einem Hügel gelegen, verbildlicht die alte Villa ein zentrales Thema des Romans – die Ablehnung des Fremden sowie den Umgang mit Ausgrenzung.
Dass die ungewöhnliche Familie bei den konservativen Mitgliedern der benachbarten Dorfgemeinschaft auf Abneigung stößt, daran hat Phil sich schon lange gewöhnt, gemeinsam mit seiner besten und einzigen Freundin Kat hat er sich ausgezeichnet mit seinem Außenseitertum arrangiert. Als jedoch aus heiterem Himmel die erste große Liebe in Phils Leben tritt, beginnt seine Welt aus den Fugen zu geraten. Dass es sich dabei um einen Jungen namens Nicholas handelt, kommt erschwerend hinzu. Während sich sein Leben zunehmend komplizierter gestaltet, droht auch die kleine Familie auf Visible an einem schrecklichen Geheimnis zu zerbrechen. Was ist zu Hause vorgefallen, als Phil für drei Wochen im Französisch-Camp war? Eines ist sicher: Seitdem ist nichts mehr so, wie es war.
Je stärker die Erschütterungen werden, die Phils »Mitte der Welt« ins Wanken bringen, desto deutlicher tritt die größte Leerstelle seines bisherigen Lebens zutage – die Frage: Wer war mein Vater?
Steinhöfels poetisch-bittersüße Schilderung der ersten Liebe brachte dem vielfach ausgezeichneten Autor 1999 eine Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis ein und gehört heute zum festen Bestandteil der Schullektüre.


Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH

Besetzung

Phil Niklas Doddo
Glass, seine Mutter Marianne Thies
Dianne, seine Zwillingsschwester Clara Schulze-Wegener
Kat, seine beste Freundin Celina Dos Santos
Nicholas, der Neue Rafael Haider
Tereza, Glass' beste Freundin Simone Kabst
Pascal, ihre Partnerin / eine besorgte Mutter / Frau Hebeler, Bibliothekarin Sophie Aujesky
Michael / Polizist Frank Engelhardt
Regie Werner Sobotka
Bühne Judith Leikauf und Karl Fehringer
Kostüme Elisabeth Gressel
Videoanimationen Schorsch Feierfeil
Licht Christian Holemy
Dramaturgie Sebastian von Lagiewski
Assistenz und Inspizienz Simone Tomas
Hospitanz Simon Löcker

Kritiken

Wiener Zeitung – 09.04.2019

Kiss me, Phil

Erfrischend leicht: eine schwule Jugendliebe im Theater der Jugend

Wie erzählt man Liebe auf den ersten Blick am Theater? Durch Licht! Sämtliche Scheinwerfer richten sich im Renaissancetheater auf den Schauspieler Rafael Haider, der den Schönling Nicholas verkörpert. Und durch Musik. Die bombastischen Klänge von "O Fortuna" aus Carl Orffs "Carmina Burana" sind bei seinem ersten Auftritt zu hören. Dann regnet es auch noch rote Herzen vom Bühnenhimmel. Mehr geht nicht. Was für ein Moment der Überwältigung.

Keine Frage, Regisseur Werner Sobotka scheut weder Pathos noch Kitsch, wenn es um einen knalligen Bühneneffekt geht - und liegt damit vollkommen richtig.

Andreas Steinhöfels Jugendroman "Die Mitte der Welt", 1998 erschienen, 2016 verfilmt, erzählt auf erfreulich leichtfüßige Weise von einer schwulen Jugendliebe. Homosexualität wird hier nicht problematisiert, sondern mit größter Selbstverständlichkeit gelebt. Auch wenn die erste Liebe durchaus ihre Schattenseiten hat. Sobotka und seinem achtköpfigen Ensemble, mit Niklas Doddo und Rafael Haider in den Hauptrollen, gelingt ein kurzweiliger Theaterabend für Jugendliche ab 13. Herzerfrischend nach all den bleischweren Coming-out Dramen.

Petra Paterno


Falter – 17.04.2019

Schwulenküsse und ein Hundebiss

Andreas Steinhöfels Kultbuch "Die Mitte der Welt" aus dem Jahr 1998 ist so verzaubert, so schön, dass am Theater leicht Kitsch daraus werden könnte. Die Bühnenversion von Werner Sobotka aber ist humorvoll, bodenständig und berührend. Der 17-jöhrige Phil (Niklas Dodd) lebt mit seiner chaotischen Mutter Glass und seiner seltsamen Zwillingsschwester Dianne in Visible, einem baufälligen Anwesen. Sonderbar finden die Kleinstadtbewohner die dreiköpfige Familie. Sonderbar findet auch Phil die Stimmung zwischen Glass und Dianne, an der die Familie zu zerbrechen droht. Und dann verliebt er sich erstmals, in einen Burschen namens Nikolas. Erfrischend, mit welcher Selbstverständlichkeit hier Schwulenküsse auf die Bühne gebracht werden. Wunderbares Coming-of-Age ab 13 Jahren.

Sara Schausberger


KinderKurier – 01.04.2019

Starkes Fundament für die Suche nach sich selbst

"Die Mitte der Welt" nach Andreas Steinhöfels Jugendroman nun im Theater der Jugend in Wien: Flott, authentisch, jugendlich.

(…) In flotten zwei Stunden spielt sich "Die Mitte der Welt" nach dem wunderbar poetisch und doch nie zu kompliziert geschriebenen Roman Andreas Steinhöfels (bereits 1998 erschienen) nun als Bühnenfassung (von Werner Sobotka) im Renaissancetheater ab. Locker, leicht und doch nie seicht stellen vor allem Celina Dos Santos als Kat - Freundin von Phil (Niklas Doddo) und Nicholas (Rafael Haider) - aber auch Clara Schulze-Wegener als Dianne authentisch, glaubhaft Jugendliche unterschiedlichen Typs dar.

Authentische Jugendfiguren

Gibt Dos Santos ein übersprudelndes, mitreißendes, phasenweise ulknudelhaftes Energiebündel, so ist Clara Schulze-Wegener eine sehr verschlossene, fast geheimnisumwitterte Zwillingsschwester des Protagonisten Phil. Aus dessen Sicht wird schon der Roman erzählt, in der Bühnenfassung wird er zum Erzähler, der sich direkt ans Publikum wendet. Er sucht nicht nur am Ende seinen Vater, sondern vor allem das ganze Stück hindurch nach sich selbst und der Liebe. Er verliebt sich in den Neuen der Klasse, in Nicholas. War das vielleicht 1998 noch fast ein Tabubruch, so wird es heute - zumindest in dieser Bühnenfassung - zu einer Selbstverständlichkeit. Allerdings leidet Phil darunter, dass Nicholas offenbar seinen Eltern gegenüber die Beziehung zu verheimlichen scheint. Noch mehr schmerzt, ja kränkt ihn, dass er sich komplett öffnet und verletzbar macht, aber nicht genau zu wissen scheint, woran er mit Nicholas ist, weil der sich zwar leidenschaftlich hingibt, aber emotional wie eine Muschel verschlossen bleibt.

(…) Die kurzweilige, durch Wort- und Spielwitz mit vielen Lachern belohnte Fassung, bringt nicht nur die Stimmung des Romans auf die Bühne, sondern erweckt auch viele Zitate aus diesem zum Leben. (…)

Heinz Wagner


Wiener Bezirkszeitung – 04.04.2019

Frühlingserwachen oder "Die Mitte der Welt"

(…) Familie, Gefühle, Liebe, Enttäuschung sind die Inhalte des humorvollen Werkes von Andreas Steinhöfel. Er lebte gleichgeschlechtlich mit Gianni Vitiello bis zu dessen Tod 2009 zusammen. Es mögen vielleicht autobiografische Züge eingeflossen sein. Es geht auch um Zusammenhalt, Pubertät, Eifersucht, Erwachsenwerden und um schwule Liebe.

Irgendwie ist das Haus mit mehreren Erwachsenen und zwei Kindern den anderen Dorfbewohnern in einer deutschen Kleinstadt suspekt. Man spricht von "Hexenkindern". In der Villa Visible tun sich Geschichten auf, die überall passieren könnten, aber für die Anrainer schwierig zu verstehen. Die schräge Mutter des jungen Zöglings Phil kann keinen Mann an sich binden. Den Jungen und seine Schwester quält die Frage, wer ihr Vater ist. Die Mutter schweigt. Während Phil mit allen Ingredienzien seiner Adoleszenz gut umgehen kann, verfällt die Schwester in Missmut, Ablehnung und Groll.

Für Phil ändert sich mit dem Auftauchen von Nicholas, einem hübschen Sportler, viel. Die Beiden spüren sofort ihre Zuneigung, vorsichtig nähern sie sich. In einer Hütte von Mutter Glass’ Freundin kommt es zum intensiveren Kontakt. Das geht so lange gut, bis Phil Nicholas mit seiner besten Freundin Kat beim Sex ertappt. Für Ihn bricht eine Welt zusammen. Kein tröstendes Wort will er hören, der Bruch kann nicht mehr gekittet werden. Phil schultert den Rucksack und begibt sich auf eine Reise nach Amerika. Neues tut sich auf.

In der Regie von Werner Sobotka tummeln sich Phil (Niklas Doddo), Mutter Glass (Marianne Thies), die schrille Kat (Celina Dos Santos), der untreue Nicholas (Rafael Haider), Dianne, Schwester von Phil (Clara Schulze-Wagner), der neue Mann an der Seite von Glass (Frank Engelhardt). Niklas Doddo bekommt den meisten Applaus. (…)

Gehen sie hin, es ist ein Märchen für Erwachsene. (…)

Reinhard Hübl


Materialien

Unsere theaterpädagogischen Materialien zu »Die Mitte der Welt« bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf fantasievolle Weise vor- und nachbereiten.
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