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Echtzeitalter 13 +

von Tonio Schachinger
in einer Bühnenfassung von Gerald Maria Bauer

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 17. Januar 2025 - 30. März 2025
Premiere: 20. Januar 2025
Dauer: 02:40 inkl. Pause
Regie: Gerald Maria Bauer

»Das Besondere an Wien sind die Wahnsinnigen mit bürgerlicher Fassade…«

Tonio Schachinger. »Echtzeitalter«

Hinweis: Bei dieser Produktion wird mit Stroboskop-Licht gearbeitet.

Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in einer ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft sind Computerspiele, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel »Age of Empires 2«. Ohne dass jemand aus seiner Umgebung davon wüsste, ist er mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück?

Tonio Schachinger erzählt von einer Jugend zwischen Gaming und Klassikerlektüre, von Freiheitslust, die sich bewähren muss gegen flammende Traditionalisten – und von dem unkalkulierbaren Rest, der nicht nur die Abschlussklasse 2020, sondern ganz Österreich vor ungesehene Herausforderungen stellt.
Im Zeitalter digitaler Revolution und virtueller Welten kämpft eine Generation darum, ihre Identität und ihren Platz in einer sich rasch verändernden Gesellschaft zu finden. Tonio Schachingers »Echtzeitalter« fängt die Essenz dieser modernen Herausforderung meisterhaft ein und führt uns tief in die Gedankenwelt seiner Protagonist*innen.
Schachinger spiegele in seiner Coming-of-Age-Geschichte mit feinsinniger Ironie die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart und verhandele auf erzählerisch herausragende Weise die Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur, so die Begründung der Jury des Deutschen Buchpreises, der Schachinger 2023 für »Echtzeitalter« verliehen wurde.

Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

Besetzung

Till Kokorda Ludwig Wendelin Weißenberger
Der Dolinar Sebastian Pass
Tills Mutter / Direktorin / Therapeutin / Buchhändlerin / Fina Sophie Aujesky
Tills Vater / Klaus / Ein Sektionschef / Der Feichtler / Clemens Exner-Ewarten Clemens Matzka
Khakpour / Ein Typ / Ein Notar Curdin Caviezel
Palffy / Georg / Ein 7cler / Palffys Opa Stefan Rosenthal
Feli / Tills Tante Aña-Maria Kunz
Regie Gerald Maria Bauer
Ausstattung und Licht Friedrich Eggert
Dramaturgie Sebastian von Lagiewski
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz Maximilian Hassler

Kritiken

Falter – 04.02.2025

Der Endgegner lauert in der Echtzeit

War je ein mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneter Roman zur Adaption am Theater der Jugend geeignet? Tonio Schachingers „Echtzeitalter“, Preisträger 2023, passt jedenfalls perfekt für ein Wiener Publikum ab 13. Denn das Buch schildert humorvoll und klug die Gymnasialjahre des Teenagers und Profi-„Age of Empires“-Spielers Till Kokorda (Ludwig Wendelin Weißenberger).

Wir erleben, wie Till den Tod seines Vaters, dem er nie nahekam, verarbeitet; wie er sich in die aufgeweckte Mitschülerin Feli (Aña-Maria Kunz) verliebt und wie er mit seinem Endgegner umgeht: dem Dolinar (Sebastian Pass), einem Klassenvorstand wie aus einer anderen Ära. Wehe, man hat nicht das richtige Reclam dabei!

In seiner Bühnenfassung gibt Regisseur Gerald Maria Bauer besonders den typisch wienerischen Elementen viel Zeit. Wie schon im Buch sind alle Dialoge in analytische Erzählpassagen eingebunden, stets folgt der direkten Rede ein „sagt Feli“ oder „findet Till“. Was zäh sein könnte, ist hier zackig inszeniert und flutscht daher erstaunlich sympathisch.


Die Presse – 21.01.2025

Rasantes „Echtzeitalter“ im Theater der Jugend

Tonio Schachingers Roman „Echtzeitalter“ hat im Vorjahr den deutschen Buchpreis gewonnen, die Bühnenfassung von Gerald Maria Bauer hatte am Montag Premiere.

Für einen, der unauffällig bleiben will, hat er ganz schön viel Präsenz. Ludwig Wendelin Weißenberger, der den Hauptdarsteller Till Kokorda mimt, verleiht seinem Spiel eine Intensität, die seinesgleichen sucht: Er verzweifelt und schweigt, er leidet und kämpft, er diskutiert und liebt, er zockt und triumphiert so glaubwürdig, dass man ihm Mut zusprechen oder ihm auf die Schulter klopen möchte. Es sind die ganz normalen Probleme eines Teenagerlebens, mit denen er hadert. Desinteresse für schulische Belange, ein autoritärer Klassenvorstand, Scheidung der Eltern, Unverstädnis der Eltern für sein liebstes Hobby, das Computerspielen, Krebserkrankung und Tod des Vaters, erste Liebe und deren Scheitern.

Ein knapp 400 Seiten Buch auf die Bühne zu bringen ist eine Herausforderung, Regisseur Gerald Bauer gelingt das Kunststück: Er macht „Echtzeitalter“ zu einem kurzweiligen Theaterabend (nur der Schluss franst etwas aus), der auf angenehm reduzierten Bühnenbild (ein Doppeladler vor grauen Fliesen) viel Raum für die Schauspielerinnen und Schauspieler lässt. Die textlich ganz schön gefordert sind, weil sie auch immer wieder in die Erzählerrolle gedrängt werden. Die Romanvorlage ist eine Fundgrube für pointierte Sätze, die im Publikum für viele Lacher sorgen: „Das Marianum ist wie Österreich: Akademisch mittelmäßig, ambitionslos und trotzdem eingebildet.“ „Das Besondere an Wien sind die Wahnsinnigen mit bürgerlicher Fassade.“ „Auf Karl Lueger war man am Marianum früher stolzer als heute.“ „Köhlmeier ist für den Dolinar schon ein Schimpfwort.“

Das Marianum ist natürlich das Theresianum, der Autor hat seine eigene Schulzeit verarbeitet, die für heutige Teenies aber eher wie eine Welt von gestern anmutet. Womit wir auch bei der Schwachstelle des Stücks wären – der Schüler-Gerber Story, die darauf beruht, dass der Dolinar (hervorragend gespielt von Sebastian Pass) von seinen Schülern verlangt, Reclam-Hefte zu lesen, sie heruntermacht, wenn sie ahnungslos sind und zum nachsitzen am Nachmittag verdonnert. Alles Dinge, die sich Kids heute nicht mehr gefallen lassen würden...

Bücher vermitteln Mitgefühl

Was dem Dolinar nicht gelingt, gelingt Tills erster Liebe, Feli (charakterstark: Ana-Maria Kunz): Sie macht ihm klar, dass die verhasste Literatur etwas mit seinem Leben zu tun hat. „Bücher sind wichtiger als Spiele, weil Bücher Mitgefühl vermitteln.“ Gleiches gilt auch fürs Theater und es wäre schön gewesen, dem mehr Platz einzuräumen: Die berührendsten Szenen sind jene, wo Till nach Verständnis seiner Mutter heischt, indem er sie versucht in die Welt des Gamings einzuweihen, wo Till verzweifelt, weil ihn sein Vater als Versager bezeichnet und wo er Feli seine Liebe gesteht – die diese erstmals nicht erwidert.

Dafür bekommt das junge Publikum ein bisschen Zeitgeschichte mitgelifert: Das Ibiza Video und der Strache-Rücktritt wird von Till und seinen Freunden (mitreißend: Curdin Caviezel und Stefan Rosenthal) im Volksgarten gefeiert, an Kickls Polizeipferde wird erinnert und an die Mühen der Corona Pandemie, die Till und Feli in ihrer Zweisamkeit allerdings großes Glück beschert - trotz des allgemeinen Unglücks.


Daniela Tomasovsky


Der Standard – 23.01.2025

Zwischen Reclam-Gelb und Pixelkrieg: "Echtzeitalter" im Theater der Jugend

Von der Buchsensation auf die Wiener Theaterbühne: Tonio Schachingers Erfolgsroman "Echtzeitalter" in einer Bühnenfassung von Gerald Maria Bauer

Ein Wiener Elitegymnasium als Hochglanzkulisse statt Bildungsstätte und ein Lehrer mit sadistischem Eifer, der das Reclam-Gelb als unantastbares Heiligtum verteidigt. Mittendrin ein junger Till Kokorda, der abends zum Shootingstar in der virtuellen Welt eines Computerspiels aufsteigt, anstatt zu lernen. Jedes Schuljahr wird für ihn zum eigenen Kapitel – mit neuem Schulfrust, frischen Freundschaften und der ersten Liebe. Tonio Schachingers preisgekrönte Coming-of-Age-Geschichte beweist auch in der Bühnenfassung von Gerald Maria Bauer im Theater im Zentrum ganz große Klasse.

Till (Ludwig Wendelin Weißenberger) ist ein gewöhnlicher Jugendlicher, der sich lieber in virtuelle Welten flüchtet, als den Konventionen des Wiener Oberschichtmilieus nachzugeben. Er hält nichts von der bürgerlichen Etikette und den snobistischen Gepflogenheiten seiner Eltern oder Mitschüler. Noch weniger kann er mit seinem Klassenlehrer Herrn Dolinar (Sebastian Pass) anfangen, einem Anhänger "schwarzer Pädagogik", der stur aus dem hehren Literaturkanon zitiert und seine Schützlinge mit einem Gemisch aus sadistischer Strenge und väterlicher Fürsorge drangsaliert – ein Lehrertypus, den man zwar satirisch überzeichnet wähnen könnte, der aber in Wirklichkeit nur allzu bekannt scheint.

Nostalgie mit 3D-Effekt

Auch abseits des Klassenzimmers stößt Till auf neue Hürden des Erwachsenwerdens: Zukunftsängste und Leistungsdruck, die Scheidung seiner Eltern und der frühe Tod seines Vaters sind nur einige der Schwierigkeiten, die ihm auf seiner Suche nach der eigenen Identität begegnen. Die Inszenierung spielt dabei mit einer Metaebene: Häufig durchbrechen die Figuren die Handlung, treten aus der Szene heraus und sprechen direkt zum Publikum.

Dazu kommentieren sie en passant die politische Lage – vom Ibiza-Skandal bis zum türkis-blauen Regierungsende –, während sie sich privat mit Liebesdramen und Drogenexperimenten herumschlagen. Es entsteht ein reizvoller 3D-Effekt, der die Romanstruktur – ein großes Panorama über acht Schuljahre – in jugendliche Bühnensprache übersetzt. Der Einsatz der Jugendsprache an sich, reichlich gespickt mit Schimpfwörtern und Anglizismen, könnte den einen oder anderen ansprechen – oder abschrecken.

Das Bühnenbild – ein wendbarer, an Pixelstrukturen erinnernder Raum – unterstreicht den schnellen Wechsel zwischen Klassenzimmer und der virtuellen Scheinwelt. Klappbare Wände offenbaren digitale Spielflächen, während ein prangender Reichsadler und Anspielungen auf die Tanzschule Elmayer das Wiener Lokalkolorit aufblitzen lassen.

Wenn Tills Schulkameraden in der großen Pause über Wiens politische Turbulenzen nach Ibiza, die Corona-Pandemie oder die Raucherecke parlieren, dann ist das nicht nur Satire, sondern eine treffend eingefangene Gegenwartsstudie. Hier stoßen Gaming-Faszination, Wiener Kuriosität und bittersüße Schulnostalgie auf große Fragen nach Freiheit und Identität. Wer sich an eigene Schuljahre erinnern will, findet garantiert Stoff zum Lächeln, zum Kopfschütteln und vielleicht sogar zum leisen Seufzen.

Sofia Teresa Müller


Kronen Zeitung – 22.01.2025

Bestseller „Echtzeitalter“ als Bühnenerlebnis!

Nach dem Grazer Schauspielhaus hebt nun das „Theater der Jugend“  Tonio Schachingers, mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichneten Coming-of-Age-Roman »Echtzeitalter« auf die Bühne – eine temporeiche Inszenierung –  empfohlen ab 13 Jahren, die fast besser als das Buch selbst ist!

Die Dramatisierung von erfolgreichen Romanen liegt derzeit stärker im Trend denn je und gelingt bisweilen, wenn mit Verstand und Feingefühl gemacht. So auch im Fall des mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichneten 33-jährigen österreichischen Schriftstellers Tonio Schachinger. Die vom Theater der Jugend in Szene gesetzte Geschichte rund um den 15-jährigen Till Kokorda, der am Wiener Elitegymnasium vor dem Terror des gefürchteten Klassenvorstands, dem Dolinar, in die Cyber-Game-Welt flüchtet, ist eine Punktlandung.

Chefdramaturg Gerald Maria Bauer filetiert die Längen aus den 365 Seiten und erweckt das bisweilen zähe „Echtzeitalter“ nahezu hundertprozentig textgetreu zu temporeichem und authentischem Leben. Die Bühne hält sich grau gepixelt dezent im Hintergrund und darf gleichsam diffuser PC-Screen oder Internatsmauer sein – im Vordergrund steht ohnedies die großartige, in Mehrfachbesetzungen agierende Schauspielertruppe. Angeführt von Ludwig Wendelin Weißenberger, der die textlawinöse Rolle des Till mit umwerfender und berührender Hingabe spielt. Sebastian Pass als „Dolinar“ ist einfach nur brutal gut, Clemens Matzka holt als Sektionschef Zwischenapplaus, auch Sophie Aujesky, Aña-Maria Kunz, Curdin Caviezel und Stefan Rosenthal bekamen am Schluss verdient und viel Beifall. Wer hier am besten mit der ganzen Klasse reingeht – und seine Eltern mitnimmt, hat gewonnen! 


Stefan Weinberger


Materialien

Unsere theaterpädagogischen Materialien zu »Echtzeitalter« bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf fantasievolle Weise vor- und nachbereiten.

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Bei eventuellen Fragen und für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an [YjY0dGFnOmthdGphLnNlZ2VsYmFjaGVyQHRkai5hdA==]

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Termine

  • 22. März 2025

    • 20:00 - 22:40
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  • 25. März 2025

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  • 27. März 2025

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  • 28. März 2025

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  • 29. März 2025

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    • 19:00 - 21:40
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  • 30. März 2025

    • 16:00 - 18:40
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