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  • Vorstadtkrokodile Vorstadtkrokodile
 

2012/2013

Vorstadtkrokodile 6 +

von Max von der Grün
in der Bearbeitung von Martin Burkert

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 24. Mai 2013 - 25. Juni 2013
Premiere: 28. Mai 2013
Dauer: 02:00
Regie: Frank Panhans

»Olaf: komm rein.
Kurt: Schaff ich nicht. Die Stufe ist zu hoch.
Da komme ich nicht drüber.
Frank: Ach nein. Ich dachte, du weißt alles und kannst alles. Wenn du nicht fliegen kannst, dann schau, wie du reinkommst.
Kurt: Natürlich weiß ich es. Ihr müsst mit Brettern eine Rampe bauen, dann schaffe ich das schon allein.«

Max von der Grün. Vorstadtkrokodile

Wer sich ein »Vorstadtkrokodil« nennen will, muss eine gefährliche Mutprobe bestehen. Lebensgefährlich…
Hannes, der sich nichts sehnlicher wünscht, als Teil dieser Bande zu sein, schaltet sein Hirn aus – und klettert auf das baufällige Dach einer einsturzgefährdeten Lagerhalle. Doch er rutscht aus und kann sich nur noch mit einer Hand festhalten! Unter ihm gähnt der Abgrund, aber keines der Bandenmitglieder ist tapfer genug zu helfen – im Gegenteil: Die mutigen »Krokodile« bekommen es mit der Angst zu tun – und laufen davon!
Wäre da nicht im richtigen Moment die Feuerwehr zur Stelle gewesen, Hannes hätte sich wohl zu Tode gestürzt. Doch wie konnte sie so schnell zur Stelle sein? Wurde sie etwa von jemandem informiert?
Als sich herausstellt, dass ein behinderter Nachbarsjunge die Feuerwehr alarmiert hat, soll sich Hannes auch noch bei diesem bedanken…
Kurt hat tatsächlich den ganzen Tag nichts Besseres zu tun, als in seinem Rollstuhl am Fenster zu sitzen und mit seinem Fernglas die Gegend zu erforschen. Zunächst weiß Hannes nicht viel mit Kurt anzufangen, doch spätestens als dieser Hannes in ein Geheimnis einweiht, werden die beiden dicke Freunde. Kurt hat nämlich in der Nacht die Einbrecher beobachtet, die seit längerem das Viertel unsicher machen.
Mit dem gefährlichen Plan, den Verbrechern das Handwerk zu legen, gehen die beiden zu den »Vorstadtkrokodilen« – und siehe da, die Bande zeigt sich interessiert den »Fall« zu lösen! – Aber kann ein Rollstuhlfahrer Mitglied einer Bande sein? Ist es nicht uncool, mit »so einem« gesehen zu werden? Ist Kurt nicht vielmehr im Weg, als dass er bei der Verhaftung der Einbrecher helfen könnte?
Das vielfach preisgekrönte und verfilmte Buch von Max von der Grün, der selbst Vater eines behinderten Sohnes war, ist ein leidenschaftlicher Appell an die Integrationsfähigkeit des »Andersartigen«.

Aufführungsrechte: Verlag Autorenagentur, Berlin

Besetzung

Kurt Jürgen Heigl
Olaf, genannt Olli Joe Ellersdorfer
Maria Felicitas Franz
Hannes Benjamin Levent Krause
Frank Bernhard Georg Rusch
Theo Horst Schirmbrand
Egon Steffenhagen, Franks großer Bruder Markus Schöttl
Egons Kumpel Korbinian Josef Müller
Herr Wolfermann, Kurts Vater / Minigolfplatzbesitzer / Polizist / Feuerwehrmann Frank Engelhardt
Frau Wolfermann, Kurts Mutter / Frau Sermon Pilar Aguilera
Hannes' Mutter / Polizistin Stephanie K. Schreiter
Regie Frank Panhans
Bühne und Licht Jan A. Schroeder
Kostüme Andrea Bernd
Rollstuhlcoaching Sepp Loisinger
Bewegungstraining Joe Ellersdorfer
Dramaturgie Marlene Schneider
Assistenz und Inspizienz Nina Baak
Hospitanz Magdalena Gartner
Bühnenbildhospitanz Silke Pielsticker

Kritiken

Wiener Zeitung – 31.05.2013

Vom Paria zum Helden einer Kinderbande

Am Anfang steht eine Mutprobe. Wer das Emblem der Krokodile tragen und ein vollwertiges Mitglied der Kinderbande werden will, muss schon ein Abenteuer wagen. Bereits in den ersten Minuten von "Vorstadtkrokodile", der zweistündigen Bühnenadaption von Max von der Grüns gleichnamigem Kinderbuchklassiker im Theater der Jugend, ist Hochspannung angesagt: Benjamin Levent Krause als Hannes erklimmt eine wackelige Leiter und verschwindet schließlich im Schnürboden. Beine baumeln in luftiger Höhe. Schlägt Hannes gleich auf dem Bühnenboden auf?
Max von der Grün (1926-2005) zählt nach wie vor zu den bekanntesten Arbeiterdichtern deutscher Sprache. Sein 1976 erschienener Kinderroman ist um jene sozialkritischen Tangenten erweitert, die das mehrfach verfilmte Werk weit über die sattsam bekannten Motivlagen eines Kinderkrimis hinaustragen: Von häuslicher Gewalt über das Aufwachsen mit alleinerziehenden Eltern bis hin zu Fragen der Integration von Ausländern reicht die Themenpalette, die sich um einen Jungen gruppiert, der im Rollstuhl sitzt (glänzend gespielt von Jürgen Heigl) und der im Lauf der Handlung vom Outsider zum Lebensretter, vom Paria zum Helden der Gang wird.

Beachtlich lässig

In der Bühnenfassung von "Vorstadtkrokodile" vermag der auf Kinder- und Jugendtheater spezialisierte Regisseur Frank Panhans die Spannung durchgehend zu halten; gespickt ist die Aufführung zudem mit Anspielungen auf Kino und kinderkompatiblen Pop (Gangnam Style!). Überhaupt fegt das elfköpfige Ensemble mit beachtlicher Lässigkeit durch die Handlung: Selbsternannte Kinderdetektive spüren zufällig Einbrecher auf und hecken einen Plan aus, um die Täter in flagranti zu ertappen, perfekt in Szene gesetzte Raufereien inklusive. Hochspannung bis zuletzt.

Petra Paterno


Falter – 19.06.2013

Spannung, Witz und soziales Anliegen

Max von der Grüns Jugendroman „Vorstadtkrokodile“ (1976) wurde bereits mehrmals verfilmt. Im Theater der Jugend sorgt derzeit eine Bühnenfassung für beste Stimmung im Publikum. Die Geschichte verbindet Spannung mit sozialem Anliegen: Der Rollstuhlfahrer Kurt (Jürgen Heigl) wird wegen seiner Behinderung nicht bei
den Vorstadtkrokodilen, einer Kinderbande, aufgenommen. Aber als es darum geht, einer Räuberbande auf die Schliche zu kommen, ist es Kurt, der den Fall löst. Die Inszenierung (Regie: Frank Panhans) ist flott und witzig; besonders gut sind die Bösen – etwa Frank Engelhardt als Minigolfnazi oder Markus Schöttl als Halbstarker.
Empfohlen wird die Aufführung ab 6 Jahren, sie ist aber auch für 10-Jährige sicher noch cool.

Wolfgang Kralicek


KiKu – 29.05.2013

Cool und mutig! Stets aktuell die Story um die Bande mit Biss: "Vorstadtkrokodile" derzeit im Theater der Jugend in Wien

Mutprobe, um in die Bande aufgenommen zu werden. Sie droht für Hannes ziemlich gefährlich auszugehen, weil das Dach der alten Ziegelei, auf das er dafür klettert, ziemlich bröckelt. Als Maria Hilfe rufen will – kein Handynetz. Doch zum Glück hat Kurt mit seinem Fernrohr das Geschehen gesehen und Hilfe herbei gerufen. Als sich Hannes bedanken will, wünscht sich Kurt dafür auch in die Bande – die Krokodile – aufgenommen zu werden. Das wollen dort nicht alle, weil Kurts Beine der Rollstuhl sind. Schon Theo, den Griechen, haben sie nur widerwillig akzeptiert. „Behinderte und Ausländer aller Länder vereinigt euch!“…
Natürlich wird er dann doch aufgenommen und gemeinsam legen die Kids in „Vorstadtkrokodile“ derzeit im Theater der Jugend einer Verbrecherbande das Handwerk. Auch wenn die Polizei den Fall schon für gelöst hinausposaunt, eine Rumänenbande seien die Täter. Sind sie aber mitnichten, wie die Kids herausgefunden haben.

Immer aktuell

Das Stück baut auf Max von der Grüns berühmtem gleichnamigen Roman auf, der mittlerweile rund 35 Jahre alt ist. Aber – nur mit wenigen kleinen Neuerungen (Handys, Computer als Diebsgut…) ewig jung und zeitlos aktuell bleibt. Außenseiter aufnehmen oder nicht. Zusammenhalt oder nicht, Bande, Abenteuer, Detektivspielen… Oder auch Sprach- und Lieblosigkeit in der Familie (von Kurt), soziale Not und Schulden (Hannes und seine alleinerziehende Mutter), Angst vor elterlicher Gewalt (Franks Vater und sein Bruder Egon).
Und das Geniale an Roman und dieser Inszenierung: Trotz der Häufung von „Problem“-Geschichten kommt die Story unaufdringlich und flott daher, die „Außenseiter“ agieren auch mit einer Portion Selbstironie und bringen über Humor die anderen dazu, deren Vorurteile selbst teils lächerlich zu finden.

Draufgabe

Und zum Drüberstreuen „nervt“ Pilar Aguilera köstlich und sorgt für Lachanfälle, wenn sie in einer ihrer Rollen eine alte Frau gibt, die mit unheimlichem Sprechdurchfall wieder einmal bei der Polizei den Verlust ihres Hundes Lumpi anzeigen will, wie sie das offenbar seit Jahren täglich zu tun scheint.

Banden-Motto

Achja: Der Banden-Slogan lautet:

Ein Krokodil ist cool und mutig,
manchmal schlägt sich’s die Nase blutig –
doch eines ist am End’ gewiss –
jeder hat Angst vor seinem Biss!


Heinz Wagner


Materialien

Unsere theaterpädagogischen Materialien zu "Vorstadtkrokodile" bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf phantasievolle Weise vor- und nachbereiten. Schicken Sie uns eine E-Mail an [YjY0dGFnOnRoZXJlc2Euc3RvcmNoQHRkai5hdA==] und Sie bekommen die Materialien umgehend zugesandt.