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2011/2012

Odysseus 11 +

von Kim Nørrevig in der Übersetzung aus dem Dänischen von Kerstin Kirpal
Österreichische Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 13. Oktober 2011 - 22. Dezember 2011
Premiere: 18. Oktober 2011
Dauer: 01:15
Regie: Michael Schachermaier

»Poseidon: Ist es nicht seltsam: Wenn Menschen erfolgreich sind, glauben sie, dass nur sie selbst für das Glück gesorgt haben und nur ihrer Tüchtigkeit, ihrem Fleiß und Talent ihr Glück verdanken. Doch wenn Unglück sie trifft, dann tadeln sie Götter.«

Kim Nørrevig. Odysseus.

»Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen«, behauptet ein bekanntes Sprichwort. Und der griechische Held Odysseus hätte allein schon aufgrund der zehn Jahre andauernden Belagerung der Stadt Troja eine ganze Menge zu berichten! Immerhin war er es, der mit seiner genialen Idee den Krieg gewonnen hat, indem er den Trojanern ein mit griechischen Soldaten gefülltes Pferd schenkte. Seine List schaffte, was die rohe Gewalt nicht konnte. Voller Vorfreude auf seine Frau Penelope und seinen Sohn Telemachos tritt der listenreiche Odysseus schließlich die Heimreise nach Griechenland an. Was er zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht ahnt: Es wird weitere zehn Jahre dauern, bis er Frau und Kind endlich wieder in die Arme schließen kann. Denn ohne es zu wissen, macht er sich den rachsüchtigen Meeresgott Poseidon zum Feind, der fortan Wind und Wellen verrückt spielen lässt, um eine sichere Heimkehr des griechischen Helden zu verhindern. Ein Abenteuer jagt das nächste, Prüfung um Prüfung muss Odysseus bestehen – und dabei will der arme Mann doch nur eines: nach Hause.
Wodurch sich Odysseus den Zorn Poseidons zugezogen hat und ob seine turbulente Irrfahrt jemals ein glückliches Ende finden wird, davon erzählt der Dichter Homer in einem der ältesten Texte der Menschheitsgeschichte. Regisseur Michael Schachermaier wagt sich – nach seiner spannenden Schatzinsel-Interpretation in der Vorsaison – nun abermals an einen der großen Klassiker der Weltliteratur heran und bringt die Abenteuer des Odysseus in einer österreichischen Erstaufführung auf die Bühne des Theaters im Zentrum.

Aufführungsrechte: Harlekin Theaterverlag Tübingen

Besetzung

Odysseus Georg Münzel
Telemachos Raphael Nicholas
Penelope / Pallas Athene / Circe, die Zauberin / Tote Mutter / Sirene Karin Yoko Jochum
Eurylochos, ein Gefährte / Polyphem, der Zyklop / Teiresias, der Seher / Bote / Sirene Simon Jaritz
Argos, der Hund / Kratos, ein Gefährte / Tote Seele / Sirene / Freier auf Ithaka Daniel Jeroma
Antinoos, ein Freier / Polytes, ein Gefährte / Tote Seele Sebastian Eckhardt
Mentes, ein Gefährte / Menelaos / Freier auf Ithaka Horst Eder
Poseidon / Freier auf Ithaka Peter Steiner
Chor Ensemble
Regie Michael Schachermaier
Bühnenbild Judith Leikauf und Karl Fehringer
Kostüme Susanne Özpinar
Licht Lukas Kaltenbäck
Musik Thomas Felder
Kampfcoaching Martin Woldan
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz und Inspizienz Florian Pilz
Hospitanz Barbara Bogdany

Kritiken

Der Standard – 08.11.2011

Sandalentheater ganz groß Theater, das ziemlich gerissen mit dem Film konkurriert: "Odysseus" von Regisseur Michael Schachermaier

Der Glaube, das junge Theaterpublikum nur mehr mit kinematografischen Effekten anlocken zu können, ist grundverkehrt. Doch kann es sich ein Theater mit entsprechender technischer Ausstattung wie das Theater der Jugend in der Liliengasse leisten, den Bombast und die Bildmächtigkeit eines Hollywood-Blockbusters mit eigenen Mitteln zu imitieren.
Die Diskrepanz zwischen dem martialischen Gebaren eines zeitgenössischen Hightech-Sandalenfilms mit Starbesetzung und dem martialischen Gebaren eines zeitgenössischen Guckkastenbühnen-"Odysseus" mit starker Besetzung erzeugt Spannung. Die Illusionskraft des Theaters folgt dabei freilich eigenen Gesetzen.
Diese legt Regisseur Michael Schachermaier, derzeit auch Regieassistent am Burgtheater, in verblüffenden Schachzügen frei. Er erzeugt für Kim Nørrevigs Erzähldrama Odysseus etwa mythisch-vernebelte Schattenbilder in Cinemascope oder sorgt bei heldenhaften Begegnungen Odysseus' mit seinen Gegnern für markerschütternden Sound (tosendes Meeresrauschen oder die wuchtigen Fußauftritte des einäugigen Riesen).
Um das Heldenhafte an dem Helden ein wenig zu dämmen, verfügt dieser Odysseus (Georg Münzel) zum Glück über genügend Selbstironie, wenn er seinem Sohn Telemachos (Raphael Nicholas) von seinen Reisen erzählt. Das Geständnis seiner Untreue bei den Zirzen fällt dabei besonders kleinlaut aus. Der Sohn: "Und was ist mit Mutter!?" Diese (Karin Yoko Jochum) wartet bekanntlich in aller Entschlossenheit jahrelang auf ihren Gemahl.
Dieser Odysseus entzaubert den Macho, erzählt von abwesenden Vätern und Abenteuerlust. Und kombiniert auf bestechende Weise Action mit Bühnenzauber. Ab elf Jahren.

Margarete Affenzeller


Kurier – 25.10.2011

Entstaubt und packend aufbereitet. Michael Schachermaiers „Odysseus“ im Theater der Jugend

Es ist immer wieder ein kleines Wunder, was man auf der kleinen Bühne des Theaters im Zentrum für Welten erschaffen kann: Das tosende Meer, in dem Moby Dick wütet. Die Gestade einer Schatzinsel. Das Londoner Westend-Theater, in dem der Mord in „Die 39 Stufen“ passiert. Oder, aktuell: Die verschiedenen Stationen der Irrfahrten des Odysseus.
Regisseur Michael Schachermaier macht – dank der Bearbeitung des dänischen Dramatikers Kim Nørrevig – aus Homers sprödem Klassiker der Weltliteratur eine Abenteuerfahrt, die keine Sekunde langweilig wird. Lässt Odysseus und seine Mannen Riesen blenden, das Trojanische Pferd bauen, dem Charme der Circe erliegen, ins Totenreich steigen und sie gegen Skylla, den Drachen mit sieben Köpfen und sieben Mündern, kämpfen. Was mit den wenigen, nach Bedarf schlichtbaren Holzrequisiten nicht machbar ist, wird kurzerhand als Video an die Rückwand der Bühne projiziert. Man muss sich nur zu helfen wissen.
Das Ensemble ist harmonisch: Georg Münzel ist ein Odysseus mit Muskeln und Herz, Raphael Nicholas ein temperamentvoller Telemachos, Odysseus’ Sohn. Karin Yoko Jochum überzeugt gleich in fünf Rollen: als Penelope, Pallas Athene, Circe, Sirene und Tote Mutter. Publikumsliebling ist Daniel Jeroma, der ebenfalls in fünf Rollen, vor allem in der von Telemachos’ Hund Argos, glänzt. Wenn er im Vierfüßlerstand über die Bühne kriecht und hörbar hechelt, verschwimmen kurz die Grenzen der Kreaturen.
Fazit: So ist „Odysseus“ absolut zeitgemäß. Und jede Sekunde wert.

Susanne Lintl


Kronenzeitung – 20.10.2011

Tdj/Zentrum: K. Nørrevig, „Odysseus“ Ein Sieg der Fantasie

Nur Lesen ist noch schöner! Mit einer knappen, sehr spannenden und fantasievollen Produktion von Homers „Odysseus“ (in einer Version des dänischen Dramatikers Kim Nørrevig) begeisterte das Ensemble des Theaters der Jugend bereits bei der Premiere: eine perfekte Inszenierung von Regisseur Michael Schachermaier.

Nichts fehlt bei dieser vom beleidigten Meeresgott Poseidon inszenierten Irrfahrt Odysseus’ und seiner Mannen: weder das Trojanische Pferd noch der einäugige Riese Polyphem, weder die Zauberin Circe noch die säuselnden Sirenen, das Treiben zwischen Skylla und Charybdis! Michael Schachermaier ist ein Bühnenerzähler, der ohne viel Aufwand zwischen den beweglichen Spanten eines Schiffes und ein paar Versatzstücken (Bühne: Judith Leikauf und Karl Fehringer) eine packende Geschichte zeigt.
Eine Geschichte vom Trojanischen Krieg, von der Liebe des griechischen Helden Odysseus (Georg Münzel) zu seiner schönen Penelope (Karin Yoko Jochum), von der zehnjährigen Reise mit all ihren Tücken bis hin zum Abstieg in den Hades, von Intrigen am Hof von Ithaka und vom ewigen Spinnen eines neuen Hochzeitkleides der treuen Gattin …
Schachermaier gibt der dichten Version von Nørrevig, die Odysseus’ Sohn Telemachos (Raphael Nicholas) ins Zentrum rückt, spielerischen Witz und Tempo – ohne aber dieses Stück klassische Weltliteratur zu verunglimpfen. Das bis in die kleinste Rolle hervorragend besetzte Ensemble hat sichtbar Spaß an seiner Fantasie, bei der auch die Stille, das Innehalten (ob im Schrecken oder in der Trauer) einen Platz hat. Theaterherz, was willst du mehr?

Thomas Gabler


Wiener Zeitung – 20.10.2011

Selbstinszenierung eines Helden

Die klassischen Mythen haben noch lange nicht ausgedient. Im Theater für junge Menschen sind die Irrfahrten des Odysseus in jüngster Zeit geradezu ein Publikumshit geworden. Kann man doch den Stoff aus verschiedenen Perspektiven neu aufrollen: Der niederländische Theatermacher Ad de Bont, dessen "Odyssee" 2008 bei den Wiener Festwochen gastierte, machte daraus eine Migrationsgeschichte.
Den dänischen Autor Kim Nørrevig, dessen Version nun im Theater der Jugend als österreichische Erstaufführung zu sehen ist, interessiert an der Heldensaga vorrangig der Familienkonflikt: Der endlich heimgekehrte Vater rechtfertigt sich gewissermaßen vor dem Sohn für seine zwanzigjährige Abwesenheit, indem er aus seiner Sicht von seinen gefahrvollen Abenteuern berichtet, was Telemachos dann und wann durch naive Fragen relativiert. Dies lässt sich entweder als Performance in der alten Erzählertradition realisieren oder, wie es Michael Schachermaier in seiner Inszenierung zeigt, als szenisch-komödiantisches, oft recht witziges Spiel. Die verschiedenen Stationen werden dabei in - manchmal mit sparsamen Videoprojektionen verdeutlichten - Rückblenden vergegenwärtigt.

Erfrischende Fassung
Neben Georg Münzel als Odysseus und Raphael Nicholas als Telemachos switchen die übrigen Ensemblemitglieder in virtuosem Tempo von einer Rolle zur anderen, wobei in dieser Männerwelt alle Frauenfiguren von einer Darstellerin (Karin Yoko Jochum) gekonnt verkörpert werden.
Theaternebel wallt, Blitze zucken, der Sturm heult, als Odysseus (Georg Münzel) endlich als zerlumpter Schiffbrüchiger an Ithakas Küste strandet. So hat sich Telemachos (Raphael Nicholas) die Heimkehr des für ihn bereits zum Mythos gewordenen Vaters gewiss nicht vorgestellt. Was Odysseus widerfahren ist, bestätigt in der Tat seinen legendären Ruf als listiger Stratege und tapferer Krieger, der mit dem hölzernen Pferd den Fall Trojas besiegelte, den Riesen Polyphem blendete, so sich und seine Gefährten rettete, dafür aber die Rache des Meeresgottes Poseidon zu spüren bekam und schließlich sogar als erster Sterblicher von einer Fahrt ins Totenreich zurückkehrte. Trotzdem gerät die Selbstdarstellung des Heros dann und wann ins Wanken.
Nicht so recht nachvollziehen vermag Telemachos etwa, warum der Vater trotz vorgeblicher Sehnsucht nach der Familie so lange bei der Zauberin Circe hängenbleiben konnte. Musste sich doch Penelope standhaft einer ganzen Schar nach dem Thron Ithakas trachtender Freier erwehren. Diese Situation bereinigt Odysseus, seinen Bogen selbst in die Hand nehmend, schließlich ohne Rücksicht auf Verluste, wie es ja schon bei Homer steht.
Ob Homer oder nicht Homer ist eine Frage, die man getrost der Altertumswissenschaft überlassen darf. Eine erfrischende, komprimierte Kurzfassung der Odyssee in teils flapsiger, teils rhythmisch gehobener Sprache bietet der Abend allemal.

Hilde Haider-Pregler


www.orf.at – 19.10.2011

„Odysseus“: Spannende Irrfahrt für Jugendliche

„Odysseus“ zwischen Abenteuer und Familie: Das Theater der Jugend (TDJ) hat gestern Abend die Saison in der Dependance Theater im Zentrum (TIZ) mit der packenden Inszenierung des mythologischen Stoffes eröffnet.
In der Regie von Michael Schachermaier liegt der Fokus auf der Vater-Sohn-Beziehung zwischen dem Troja-Bezwinger Odysseus und seinem Sohn Telemachos. Mit den Worten „Es war eine dunkle und stürmische Nacht“ beginnt ein Schnelldurchlauf des Homer’schen Heldenepos’ in einer Fassung des dänischen Autors Kim Norrevig, die es geschafft hat, in der knapp siebzigminütigen Fassung neben der „Odyssee“ auch noch Teile der „Ilias“ zu verbraten, ohne Wesentliches auszulassen.

Ein Vater in Erklärungsnot
Als der griechische Held seine Familie verlassen muss, um in den Krieg zu ziehen, ist sein Sohn noch ein kleines Baby. Bei seiner Rückkehr zwanzig Jahre später steckt er gegenüber dem inzwischen erwachsenen Telemachos ordentlich in Erklärungsnot.
Immerhin hat er auch nach der (zehn Jahre dauernden) Eroberung Trojas weitere zehn Jahre gebraucht, um nach Hause zu seiner treu wartenden Frau Penelope zu finden. So beginnt der Held, dem Sohn die Geschichte seiner abenteuerlichen Irrfahrt zu erzählen. Von der Blendung des Zyklopen Polyphem über die Verführung durch Circe und den Kampf gegen die Seeungeheuer Skylla und Charybdis bis hin zum Abstieg in den Hades.

Brutale Geschichte, kreativ umgesetzt
Schachermaier, der schon in den letzten beiden Jahren für die TIZ-Saisoneröffnung zuständig war und mit „Krabat“ und „Die Schatzinsel“ beeindruckte, beweist mit „Odysseus“ erneut sein Händchen für große Bilder, dramatische Effekte und eine präzise Ensembleführung. Statt plakativer Gewalt findet er kreative Umsetzungen für die brutale Geschichte. Mittels Schattenspielen, Livekamera und Lichteffekten sorgt der junge Oberösterreicher für eine spannungsgeladene Inszenierung, die einen perfekten Homer-Crashkurs abgibt.
Das Bühnenbild von Karl Fehringer und Judith Leikauf ist einfach, aber kann vieles: Aus den Rippen eines Schiffswracks werden durch einfache Umbauten fast ein Dutzend verschiedene Schauplätze, die durch unterschiedliche Lichtstimmungen (Lukas Kaltenbäck) immer wieder neue Spielräume eröffnen.

Motiviertes Ensemble
In der Titelrolle glänzt der Hamburger Schauspieler Georg Münzel, der erstmals am TDJ zu sehen ist und die Rolle mit sehr feiner Klinge und viel Gespür für Witz und Zwischentöne anlegt.
Außer Münzel und Raphael Nicholas (der als Telemachos ein Spielalter zwischen zehn und zwanzig Jahren abdecken muss) sind alle anderen Schauspieler des Ensembles gleich in mehreren Rollen zu sehen. Der erkorene Liebling des jungen Publikums ist, wie schon in früheren TDJ-Inszenierungen, Daniel Jeroma, dem unter anderem die schwierige, aber souverän gelöste Aufgabe zukommt, den Hund Argos darzustellen.
Alles in allem ist „Odysseus“ eine Inszenierung, mit dem der Jugend auf sehr charmante Weise ein Stück Weltliteratur näher gebracht wird - und dabei auch Erwachsenen noch wirklich Spaß macht.


www.der-neue-merker.eu – 19.10.2011

WIEN / Theater der Jugend im Theater im Zentrum: ODYSSEUS von Kim Norrevig Österreichische Erstaufführung Premiere:18. Oktober 2011

Empfehlenswerte Nachhilfe in Weltliteratur: Odysseus ist im Theater der Jugend im Schnelldurchgang unterwegs. Eineinviertel Stunden brauchen der dänische Autor Kim Norrevig und der Regisseur Michael Schachermaier, um die Essenz der „Odyssee“ auf die Bühne zu bringen. Und das von allem Anfang an, auch noch die Vorgeschichte des Odysseus in der „Ilias“, dann erst die Irrfahrten und die Heimkehr zu Penelope.

Das Innere eines Schiffsrumpfes (Bühnenbild: Judith Leikauf und Karl Fehringer) ergibt fast alle Schauplätze, wobei geringe Veränderungen in Windeseile die Handlung schon wieder um eine Station weiterbringen. Nur bei Polyphem behilft man sich mit einer Videoeinspielung, man erblickt Odysseus und die Seinen aus dem Blickwinkel des einäugigen Riesen. Einen großen Anteil an der Wirkung des Abends hat eine exzellente Tonkulisse (Thomas Felder), die mit Musik, Rhythmus und Geräuschen passende Stimmungen aller Art zaubert.

Dramaturgisch erzählt der heimkehrende Odysseus, der, wie es sich gehört, von seinem Hund Argos (auch er findet einen menschlichen Interpreten) erkannt wird, seinem Sohn Telemach die Abenteuer von Anfang an, und so schnell sie laufen, muss doch der Kenner eingestehen, dass (mit Ausnahme von Nausikaa) alles Wesentliche enthalten ist. Bis auf Georg Münzel, der einen relativ jungen Odysseus spielt, haben alle anderen Darsteller– eine Dame und sechs Herren – zahlreiche Rollen zu verkörpern: Sie tun es virtuos, die Mittel des Bewegungstheaters ausschöpfend.

Die Kinder waren begeistert, und dass man ihnen solcherart Stücke der „Ilias“ und der „Odyssee“ näher bringt, Weltliteratur so gewissenhaft und doch so leicht gemacht, ist eine Leistung, die man dem Theater der Jugend hoch anrechnen muss.

Heiner Wesemann


KiKu – 25.10.2011

Vater, wo bleibst du denn? Spannende "Odysseus"-Inszenierung im Wiener Theater im Zentrum

Krieg vor und in Troja, zehn Jahre Abenteuer auf dem Meer, gefährliche See-Ungeheuer, sogar ein Besuch in der Unterwelt … Irrfahrten, die heute noch nach diesem Helden genannt werden. Genau, Odysseus. In knapp eineinviertel Stunden wird diese jahrtausendalte klassische Geschichte im kleineren der beiden Häuser des Wiener Theaters der Jugend erzählt, gespielt, kurzweilig, jeweils auf den Punkt gebracht. In einem spannenden, sehr flexiblen - von den Schauspielern selbst immer wieder umgebauten Bühnenbild. Vom stilisierten Schiff über die Insel der Circe, die Tore zur Unterwelt bis zum Haus von Odysseus und Penelope verwandeln sich die Teile in die entsprechende Umgebung. In letzterem wird auch Sohn Telemachos geboren.

Aus Telemachs Blickwinkel
Aus der Sicht des Sohns schildert der dänische Autor Kim Nørrevig (Aufführungsrechte: Harlekin Theaterverlag Tübingen) die ganze Geschichte. Der heranwachsende Junge, den's schon ziemlich nervt, dass sein Vater nicht und nicht zurückkommen zu wollen scheint. Immerhin ist die Schlacht von Troja längst vorbei. Und als der alte Mann am Strand von Ithaka angeschwemmt wird, nimmt er ihm - wie die anderen - zunächst gar nicht ab, dass es sich um Odysseus handelt. Hält ihm danach völlig zu recht vor, wo er so lange geblieben wäre. Und erlebt dann mit dem Vater die Abenteuer durch die plastischen Schilderungen scheinbar mit. Stellt natürlich die Frage, weshalb er sich denn so wohl auf das Liebensspiel mit Circe eingelassen und Frau und Sohn scheinbar ganz vergessen hätte. Aus der Nummer kommt der Alte auch nicht leicht raus …
Eine flotte, ziemlich runde Inszenierung, die mit dem Hund Argos eine witzige, genial gespielte Figur einbaut.

Heinz Wagner


Materialien

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