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Momo 6 +

von Michael Ende
in einer Fassung des Theaters der Jugend

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 09. Oktober 2015 - 21. November 2015
Premiere: 13. Oktober 2015
Dauer: 02:00
Regie: Michael Schachermaier

»Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die Zeit vorüber,
in der man kann.«

Marie von Ebner-Eschenbach

Wer ist dieses seltsame Mädchen, das im alten, verfallenen Amphitheater sitzt, vor sich hin lächelt und offensichtlich die beste Zuhörerin der Welt ist?
Warum fühlt man sich wie verwandelt, wenn man mit ihr gesprochen hat? Gescheiter, glücklicher, irgendwie gelöst? Wäre sie mit ihrem Lockenkopf und ihrem Lächeln nicht so unglaublich sympathisch, dann könnte einem fast unheimlich werden vor Freude, dass sie da ist.
Momo scheint vom Himmel gefallen zu sein, und alle Bewohner der kleinen namenlosen Stadt im Süden – Nino, der Wirt, seine Frau, Beppo Straßenkehrer, Gigi Fremdenführer und wie sie alle heißen – sind wie verwandelt, denn Momo schenkt ihnen Zeit.
Doch ein dunkler Schatten legt sich über die scheinbare Idylle. Graue Herren erscheinen plötzlich im Ort und beginnen den Menschen vorzurechnen, wieviel Zeit sie sparen könnten, wenn sie angeblich nutzlose Tätigkeiten ganz einfach aus ihrem Leben streichen. Immer gehetzter werden die Tage, es gibt weder Pausen noch Vergnügen. Besonders die Kinder leiden darunter, denn sie werden seit Neuestem in sogenannten Depots verwahrt, wo sie »Nützliches« für das Leben lernen sollen …
Nur das Geheimnis um Meister Hora, dem »Hüter der Zeit und der Stundenblumen«, kann diese freudlose Welt noch bannen. Wird es Momo gemeinsam mit ihrer neuen Gefährtin Kassiopeia gelingen, ihre Freunde vom Wahnsinn des Zeitsparens zu befreien?
Michael Endes vielfach ausgezeichneter Roman wirbt für die Kraft der Muße, die definitionsgemäß nichts anderes ist als die »Zeit, die eine Person nach eigenem Wunsch nutzen kann«. Dass wir dieser bereits verlustig gegangen sind, in einer »Wüste der Ordnung« leben, ortet Ende kritisch in unserem Geldsystem, mit dessen Problemen er sich zeitlebens auseinandergesetzt hat. Schon vor über 40 Jahren schrieb er: »In den alten Kulturstätten der Welt stand im Mittelpunkt der Tempel, die Kirche oder der Dom. Von dort ging die Ordnung des Lebens aus. Heute steht im Mittelpunkt jeder Großstadt das Bankgebäude.«

Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH

Besetzung

Momo Shari Asha Crosson
Beppo Straßenkehrer / Meister Hora Frank Engelhardt
Gigi Fremdenführer / Kassiopeia (Puppe) Michael Schusser
Ettore / Kassiopeia (Stimme) / 3. Grauer Herr Horst Eder
Nino, Gastwirt / Polizist / 4. Grauer Herr Clemens Matzka
Nicola, Maurer / 1. Grauer Herr Emanuel Fellmer
Claudio / 2. Grauer Herr Stefan Rosenthal
Paolo / Friseur Fusi / 5. Grauer Herr Anatol Käbisch
Liliana, Ninos Frau / Maria / Bibigirl / Managerin / 6. Grauer Herr Julia Edtmeier
In weiteren Rollen Ensemble
Regie Michael Schachermaier
Ausstattung Jan Meier / Karoline Hogl
Figurenbau Julia-Elisabeth Beyer
Licht Christian Holemy
Dramaturgie Wolfgang Türks
Assistenz, Inspizienz Felix Metzner
Regiehospitanz Alexandra Fierascu

Kritiken

ORF Online - orf.at – 14.10.2015

Theater der Jugend: „Momo“ verbreitet „Felicita“

Seit über 40 Jahren ist Michael Endes „Momo“ ein Klassiker der Kinderbuchliteratur. Das Theater der Jugend (TDJ) eröffnete die Saison heuer mit einer Inszenierung des Werks von Michael Schachermaier und traf dabei einen aktuellen Nerv. Nicht nur, weil man die Geschichte des kleinen Mädchens, das als Fremde in einem Dorf auftaucht, dort mit offenen Armen empfangen wird und letztlich die Gesellschaft rettet auch als Kommentar zur Flüchtlingskrise lesen kann, sondern vielmehr als Parabel auf die im wahrsten Sinne des Wortes zeitlose Gegenwart.
Stress, Burn-out und Hektik kommen in „Momo“ durch die Zeitblumen rauchenden grauen Herren – im TDJ unheimlich an eine Armee aus geklonten Lord Voldemorts erinnernd – in die beschauliche Kleinstadt.
Schachermaier erzählt das Märchen schlüssig für Kinder ab sechs Jahren mit traumschönen, gruseligen und zum Teil opernhaften Bildern. Kostüme und Bühnenbild von Jan Meier und Karoline Hogl versprühen dazu Italocharme, den es dank „Felicita“ auch als Ohrwurm auch zum Mit-nach-Hause-Nehmen gibt.
Shari Asha Crosson ist als sympathische Momo die „beste Zuhörerin der Welt“, die mit Hilfe der äußerst gelungenen Riesenschildkrötenpuppe Kassiopeia die Zeit befreit. Das TDJ-Ensemble begeistert in wechselnden Rollen das junge Publikum, wie der Schlussjubel bei der Premierenvorstellung deutlich spüren ließ.


Wiener Zeitung - www.wienerzeitung.at – 15.10.2015

Keine Chance für Zeitdiebe

Was ist Zeit? Michael Endes "Momo" im Theater der Jugend.

[…] Regisseur Michael Schachermaier setzt die Bühnenfassung gekonnt um. Er konterkariert eine südländisch-gemütliche Dorfatmosphäre, in der die Bewohner zwar wenig Geld, aber Zeit im Überfluss haben, mit Szenen einer neokapitalistisch-effizient organisierten Arbeitswelt. Der mittellose Geschichtenerzähler Gigi (Michael Schusser) steigt dabei zum erfolgreichen TV-Entertainer auf, der Trattoria-Wirt Nino (Clemens Matzka) wird zum Fast-Food-Pizzabäcker. Die Moral ist unmissverständlich: Die Leute mögen zwar reicher sein, sind aber unglücklicher als vorher. Shari Asha Crosson erinnert ein wenig an die Momo aus der Verfilmung von 1986: Im Grunge-Look kämpft sie gegen die grauen Männer, setzt Warmherzigkeit gegen kalte Vernunft. […]

Petra Paterno


Der Standard - derstandard.at – 15.10.2015

Mit Dolce Vita gegen das Diktat der grauen Männer

Das Theater der Jugend stemmt Michael Endes "Momo"

[…] Die solide Inszenierung von Michael Schachermaier betont durch den Einsatz von Italo-Schlagern und allerhand "Ciao!" und "Benvenuto!" die in der Vorlage nur angedeutete Situierung des Geschehens in Italien. Das ist putzig, verstärkt zugleich aber auch den Kontrast zwischen dem sonnigen Dolce Vita zu Beginn und der von Neonlicht geprägten Leistungsoptimierungswelt der grauen Männer (Ausstattung: Jan Meier und Karoline Hogl).
Insgesamt geht es jedoch sehr werktreu zur Sache, entsprechend handlungsreich verlaufen die zwei kurzweiligen Stunden. Mehrere Holzrahmen sowie ein paar Trennwände reichen aus, um blitzschnell neue Bühnenräume zu gestalten. Einzig im Reich von Meister Hora, dem Herren der Zeit, schwingt ein kapitales Pendel hin und her.
Fast das ganze neunköpfige Ensemble ist in mehreren Rollen unterwegs, nur Shari Asha Crosson ist allein als Momo zu sehen. […]

Dorian Waller


Kurier Online - KiKu – 13.10.2015

Bezauberndes Mädchen aus einer anderen Welt

[…] Michael Ende müsste für „Momo“, seine Geschichte gegen Stress und Zeitdiebstahl, vielleicht schon mit der Lupe suchen, um jene Kinder zu finden, die einfach so, ganz allein ohne Animation und Anleitung im alten Amphitheater spielen, als das wuschelköpfige Mädchen wie aus dem Nichts auftaucht. Obwohl scheinbar aus Zeit und Raum entrückt, findet sie sich auf derselben Wellenlänge wie die Kinder, die hier auf sie stoßen. Mehr als 40 Jahre nachdem Ende seinen Roman veröffentlicht hat, würden vielleicht auch viele Kinder schon hektisch weiter müssen, wenn sie auf Momo träfen. […]
Wobei sie, vielleicht aber sogar manch Erwachsene, sich vom fast magischen entrückten und verzückenden Charme der Momo-Darstellerin Shari Asha Crosson verzaubern lassen würden. […]
Neben der Momo-Darstellerin und dem spitzbübischen Ettore-Spieler verdient aber das gesamte Team großes Lob. Nicht zuletzt dafür, dass fast alle in mehrere Rollen schlüpfen. Auch jene der Grauen Herren mit unsympathischen braunen Stoffmasken. Womit sie sozusagen beide Seiten in sich vereinen – die der getriebenen Treibenden und jene derer, die doch gern ein wenig weniger Hektik hätten, sich dem Hamsterrad aber doch nicht entziehen können/wollen.

Heinz Wagner


Kronen Zeitung – 16.10.2015

Das Mädchen & die Schildkröte

„Momo“, den berühmten Jugendroman von Michael Ende, haben die Dramaturgen und Schauspieler des Theaters der Jugend für die Bühne bearbeitet. Gut gelungen!
Regisseur Michael Schachermaier führt die Produktion nun im Renaissancetheater in der Neubaugasse zum Erfolg. Ende befasst sich mit den Fragen der Zeit und ihrer Bedeutung für die menschliche Gesellschaft: […]
Hier wird ein kleines fremdes Mädchen von den Menschen rund um das Amphitheater eines kleinen […] Ortes zuerst mit Befremden, dann aber liebevoll aufgenommen. Sie schließt Freundschaft mit dem liebenswerten Straßenkehrer und mit dem geheimnisvollen Meister Hora — beide Rollen spielt überzeugend Frank Engelhardt.
Sie versuchen, das kraushaarige fremde Mädchen über die Zeit und ihre Wichtigkeit für die Menschen aufzuklären und sie gegen die grauen, nichtssagenden fünf Männer zu verteidigen.
Die Schildkröte Kassiopeia - als Puppe mit Witz geführt von Michael Schusser, mit der Stimme vom Tonband von Horst Eder - will Momo hilfreich zur Seite stehen.
Das wilde fremde Mädchen spielt quirlig und überaus sympathisch: Ein Erfolg für die kleine Shari Asha Crosson. Noch immer ein sehr poetischer Text, der eine ganze Skala von Stimmungen, Gefühlen, aber auch Fragen auffächert. Viel herzlicher Beifall.

Volkmar Parschalk


Materialien

Unsere theaterpädagogischen Materialien zu "Momo" bieten Ihnen Informationen, Fragebögen, Spiele und Szenenvorschläge! So können Sie die besuchte Aufführung mit Ihrem Kind oder Ihrer Klasse auf phantasievolle Weise vor- und nachbereiten. Schicken Sie uns eine E-Mail an [YjY0dGFnOmZyZWRlcmlrZS5zdG9semVuYnVyZ0B0ZGouYXQ=] und Sie bekommen die Materialien umgehend zugesandt.