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  • The London Eye Mystery The London Eye Mystery
 

2011/2012

The London Eye Mystery 11 +

von Carl Miller nach Siobhan Dowd in der Übersetzung von Marlene Schneider
Deutschsprachige Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Theater im Zentrum, 1010 Wien, Liliengasse 3
Zeitraum: 19. April 2012 - 26. Juni 2012
Premiere: 24. April 2012
Dauer: 02:00
Regie: Frank Panhans

»Christy: Ihr schaut aus, als könntet ihr eine Karte brauchen.
Ted: Tun wir das?
Christy: Wollt ihr vielleicht diese da haben? Ich habe nämlich Platzangst, ich würde ohnmächtig werden in einer Gondel aus Plexiglas.
Ted: Sie sind nicht aus Plexiglas. Verstärktes Sicherheitsglas.«

Carl Miller. The London Eye Mystery

Ein Sturm braut sich über dem Hobby-Meteorologen Ted zusammen, als Tante Gloria und Cousin Salim wie ein Hurrikan anrauschen und das Familien-Klima ganz schön durcheinanderwirbeln. Denn schon die Planung für den nächsten Tag birgt jede Menge Gewitterpotential. Der eine will dies, die andere das; – Kompromiss? Fehlanzeige! Am Ende setzt sich schließlich Salim durch. Der will unbedingt eine Runde mit dem Londoner Riesenrad »The London Eye« drehen. Er hat Glück: Am nächsten Tag haben sich die Gewitterwolken verzogen, und die Sonne scheint. Und noch größeres Glück ist es, dass ihm ein Unbekannter die Wartezeit in der langen Schlange verkürzt und ihm ein Ticket anbietet. Als Salims Gondel nach exakt 30 Minuten wieder den Boden erreicht, trifft Ted und seine Schwester Kat, die unten auf ihn gewartet haben, fast der Schlag: Salim steigt nicht aus. Er muss sich in Luft aufgelöst haben! Oder ist er gar in eine Zeitschleife geraten und in einem Paralleluniversum gefangen, wie Ted vermutet? Zwar findet Kat diese Idee des Meteorologie- und Zahlengenies mindestens genauso bescheuert wie die übrigen sieben Theorien, die er zum Verschwinden seines Cousins aus dem Hut zaubert, aber Fakt ist: Salim ist weg! Die Erwachsenen jedenfalls werden zunehmend nervös, und auch die eingeschaltete Polizei tappt im Dunkeln. Gemeinsam mit seiner patenten Schwester macht sich Ted, der ein klein wenig anders tickt als andere Menschen, auf den Weg quer durch London, um dem Rätsel von Salims Verschwinden auf die Spur zu kommen …
Die Dramatisierung des preisgekrönten Romans von Siobhan Dowd ist eine spannende Reise durch die englische Hauptstadt – mit überraschenden Einsichten und Antworten auf viele Fragen.

Aufführungsrechte: Hartmann und Stauffacher Verlag, Köln

Besetzung

Ted Jürgen Heigl
Kat Felicitas Franz
Faith Seraphine Rastl
Ben Klaus Huhle
Salim Benjamin Levent Krause
Gloria Stephanie Katharina Schreiter
Rashid Jürgen Schüller
Marcus / Christy Daniel Jeroma
In weiteren Rollen Ensemble
Regie Frank Panhans
Ausstattung Jan A. Schroeder
Musik Josef Altersberger
Videogestaltung Jacob Groll
Bewegungscoach Christoph Riedl
Dramaturgie Markus Felkel
Assistenz und Teilinspizienz Clemens Pötsch
Teilinspizienz Florian Pilz
Hospitanz Raimund Rosarius

Kritiken

Kurier – 09.05.2012

Verschwunden nach der Fahrt mit dem Riesenrad

Es steht am Südufer der Themse und ist eines der Wahrzeichen Londons: das London Eye mit seinen 32 Gondeln. Für die Briten ist das Riesenrad, das als Attraktion der Millenniumsfeiern vor zwölf Jahren erbaut wurde, ein beliebtes Ausflugsziel – auch für Salim, der mit seiner Mutter auf Besuch in London ist. Gemeinsam mit Cousine Kat und dem autistischen, aber genialen Cousin Ted stürzt er sich ins Vergnügen. Doch als das Rad wieder zum Stillstand kommt, ist Salim verschwunden. Unauffindbar. Wie vom Erdboden verschluckt. Keiner kann sich seine Absenz erklären, es gibt keine Spur des Teenagers – Familie und Polizei tappen im Dunkeln.
Siobhan Dowd, die große irische Schriftstellerin, die 2007 mit nur 47 Jahren an Brustkrebs starb, beschrieb dieses Mysterium, dieses „London Eye Mystery“, mit geradezu diebischem Vergnügen. Ganz bewusst machte sie Ted, den Underdog, den von allen als „behindert“ Betrachteten, zum Helden.
Das belässt auch Frank Panhans bei seiner Inszenierung im Theater im Zentrum so: Wenn Salim am Ende wieder gesund und munter auftaucht, ist das zu einem großen Teil Teds Verdienst.
Dargestellt wird Ted vom hinreißenden Jürgen Heigl, aber auch „Kat“ Felicitas Franz und „Salim“ Benjamin Levent Krause überzeugen mit ihrer Spielfreude. Ein Stück über Außenseiter und Problemkinder, das nicht zum Grübeln anregt, sondern einfach gut unterhält.

Susanne Lintl


Kronenzeitung – 27.04.2012

Theater der Jugend: Im London Eye verschwunden

The London Eye am südlichen Themseufer, eine Jahrmarkts- und Touristenattraktion Londons, hat dank des Dramaturgen Carl Miller Eingang in die Literatur gefunden: Er hat als Vorlange Siobhan Dowds Krimi „The London Eye Mystery“ benutzt.
Ein junger Mann, Salim aus Manchester, verschwindet da auf geheimnisvolle Weise. Die Verwandten suchen ihn. Der blitzgescheite Ted, der an einem Asperger-Syndrom leidet, stellt über dieses Verschwinden seltsame, von allen abgelehnte Theorien auf, die aber auf genauer Beobachtung fußen und letztlich zur Wiederentdeckung Salims führen.
Die zwei Stunden lange Aufführung des Theaters der Jugend in der Liliengasse vergeht wie im Flug. Regisseur Frank Panhans führt die jungen Schauspieler sicher, gekonnt, präzise (...). Aus der Besetzung ragen vor allem Jürgen Heigl als superkluger Ted, die praktisch veranlagte Kat (Felicitas Franz) und der verschwundene Salim (Benjamin Levent Krause) heraus. Seraphine Rastl und Klaus Huhle spielen die Eltern einfühlsam … Eine einfallsreiche, klug analysierte Variante der schwierigen Kinder-Eltern-Beziehungen.

Volkmar Parschalk


KiKu – 09.06.2012

"Verschwunden" im Riesenrad - Spannende zwei Theaterstunden mit "The London Eye Mystery" im Wiener Theater im Zentrum

Zwei wirklich spannende Stunden beschert das Theater der Jugend mit der „The London Eye Mystery“, der aktuellen Produktion in der kleineren Spielstätte, dem Theater im Zentrum. Gleich zu Beginn wird auf der schrägen Bühne das Theater selbst thematisiert. Ted (Jürgen Heigl), eine der Hauptfiguren des folgenden Spiels in „The Londone Eye Mystery“, erklärt, weshalb er Theater eigentlich hasst – wegen der Menschenmengen, weil Leute so tun als ob – also in Wahrheit lügen und der vielen Metaphern – Bildern, mit denen sie frisch wiederum auch und vor allem was anderes aussagen wollen, als sie direkt sagen. All das ist ihm, den die späteren mitspielenden Figuren (Eltern, Schwester, Tante usw.) für „nicht normal“ halten, höchst zuwider. Eine Art Autismus – abgekapselt sein, Nähe anderer nicht zulassen können – ist sein „Wahn“, gepaart mit dafür auch nicht untypischem großem Wissen in Spezialdisziplinen – die von Ted ist vor allem die Wissenschaft rund ums Wetter, die Meteorologie.
Nur zwei Stücke könne er ertragen, Shakespeares „Sturm“ und „The London Eye Mystery“. Letzteres, weil es von ihm selbst handle :)
Die ziemlich nervige Tante Gloria (Stephanie Katharina Schreiter) taucht mit ihrem Sohn Salim (Benjamin Levent Krause) bei Teds Familie - Schwester Kate (Felicitas Franz), Mutter Faith (Seraphine Rastl) und Vater Ben (Klaus Huhle) auf – ein Zwischenstopp von Manchester auf dem Weg zum neuen Job in New York. Doch Sohn Salim taugt das gar nicht, das mit den USA. Da hat er sogar den von der Familie getrennt lebenden Vater Rashid (Jürgen Schüller) gefragt, ob er nicht bei ihm in England bleiben könne. Doch so zerstritten die Eltern sind, in einem gleichen sie einander sehr, dem Sohn hören sie kaum zu, geschweige denn, dass sie interessieren würde, was diesen bewegt.
Ein einziges Mal kann sich Salim bei der Mutter bemerkbar machen und durchsetzen – mit Ted und Kate mit dem London Eye, dem großen Riesenrad (ungefähr doppelt so hoch wie das Wiener) zu fahren. Dann kommt ein Typ und bietet seine Karte an, er hätte Platzangst – sie würden sich das lange Schlangestehen ersparen, die beiden Londoner Kids verzichten. Und erleben eine böse Überraschung – Salim steigt scheinbar nicht mehr aus seiner Gondel aus. Verschwunden. Große Aufregung. Chaos, Durcheinander – vor allem gefühlsmäßig. Ted wächst – im Bestreben, bei der Suchen nach Salim, den er schätzen gelernt hat – nicht zuletzt, weil ihm der davon erzählt in seiner Schule in Manchester Shakespeares „Sturm“ gespielt zu haben – zwischendurch werden immer wieder Szenen daraus gespielt von Salim und dem Mitschüler/Freund und gleichfalls Außenseiter Marcus (Daniel Jeroma).
Wie’s ausgeht, sei bewusst nicht verraten, nur höchstens noch, dass Ted beim Verschwinden Salims sechs Theorien aufstellt, mit denen er allen ziemlich auf den Geist geht – einfachen bis schrillen, dass sich Salim in lauter kleinste Teilchen aufgelöst haben könnte oder über eine Zeitschleife in einem Paralleluniversum abgetaucht sein könnte…

Heinz Wagner


Materialien

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