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  • Momo Momo
 

2004/2005

Momo 6 +

von Michael Ende
in einer Bearbeitung des Theaters der Jugend

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 16. Februar 2005 - 15. März 2005
Premiere: 17. Februar 2005
Regie: Ronald Kuste

»Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit …«

Michael Ende

Zeit ist Geld – und beides kann man bekanntlich sparen. Wenn man allerdings zu viel Zeit spart, verliert man so einiges: die Fähigkeit zu leben, zu lieben und zu genießen.

Schauplatz ist ein beschauliches Dörfchen irgendwo in Südeuropa. Nahezu aus dem Nichts taucht eines Tages ein Mädchen auf, das durch seine besondere Gabe bald viele Freunde gewinnen wird: Denn Momo kann, was viele Menschen brauchen: einfach zuhören. – Es ist nur eine Frage der Zeit. Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen, allen voran Beppo, der Straßenkehrer und Gigi, der Fremdenführer sind gerne mit Momo zusammen.

Doch plötzlich gehen seltsame Dinge vor sich: Die Männer der Zeitsparkasse sind unterwegs und erpressen die Bewohner, ihre Zeit nicht mehr zu vergeuden, sondern in die Sparkasse einzuzahlen. Und tatsächlich: Die Menschen in Momos Umgebung beginnen sich zu verändern: keine Zeit für eine Umarmung, keine Zeit, Blumen zu verschenken, denn das kann man sich ja alles sparen. Nur dann muss man sich nicht wundern, dass die Welt ganz plötzlich grau geworden ist.

Nein, Momo will nicht einfach so hinnehmen, wie die einst so beschauliche Welt zu einer Wüste der Ordnung umgebaut wird. Denn: »Man verliert die meiste Zeit damit, dass man Zeit gewinnen will«, meinte einmal ein berühmter Dichter.

Ob es Momo mit Hilfe der Schildkröte Kassiopeia, die ein wenig in die Zukunft blicken kann, gelingen wird, die grauen Männer der Zeitsparkasse zu besiegen?

Eine Geschichte für all jene, die noch nicht verlernt haben, über das scheinbar Selbstverständliche zu staunen, zudem eine Verneigung vor dem großen Schriftsteller Michael Ende, dessen Todestag sich zum zehnten Mal jährt.


Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf, Hamburg

Besetzung

Momo Silvia Meisterle
Gigi Fremdenführer Uwe Achilles
Beppo Straßenkehrer Johannes Kaiser
Meister Hora Johannes Kaiser
Kassiopeia Barbara Spitz
Maurer Nicola Peter Steiner
Gastwirt Nino Johannes Zeiler
Liliana, seine Frau Regina Schweighofer
Bibigirl, eine Puppe Ildiko Babos
Friseur Fusi Herbert Pendl
Maria Ildiko Babos
Paolo Sebastian Pass
Pierro Matthias Mamedof
Claudio Simon Jaritz
Tourist Klaus Rott
Touristin Barbara Spitz
Polizist Herbert Pendl
Managerin Regina Schweighofer
2 Pfleger Simon Jaritz, Matthias Mamedof
1. Grauer Herr Klaus Rott
2. Grauer Herr Simon Jaritz
3. Grauer Herr Johannes Zeiler
4. Grauer Herr Matthias Mamedof
5. Grauer Herr Peter Steiner
6. Grauer Herr Herbert Pendl
7. Grauer Herr Sebastian Pass
1. Arbeiter Johannes Zeiler
2. Arbeiter Matthias Mamedof
Kunden bei "Pizza Nino" Uwe Achilles, Ildiko Babos, Simon Jaritz, Johannes Kaiser, Matthias Mamedof, Regina Schweighofer, Sebastian Pass, Herbert Pendl, Klaus Rott, Peter Steiner
Regie Ronald Kuste
Bühnenbild Vanessa Achilles-Broutin
Kostüme Polly Matthies
Musik Klaus Erharter
Lichtgestaltung Stefan Pfeistlinger
Dramaturgie Marlene Schneider
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Hospitanz Barbara Hamp

Kritiken

Wiener Zeitung – 19.02.2005

Es lebe die Lebensqualität

Die Zeit ist ein kostbares Gut, das man nicht verschwenden darf. Doch, wie nützt man sie richtig? In einer hervorragenden Inszenierung von Ronald Kuste für das Theater der Jugend feierte jetzt »Momo«, Michael Endes Geschichte von Zeitraub und Lebenszeit voll Genuss, im Renaissancetheater Premiere.

Es ist eine Produktion für Kinder ab sechs Jahren und – siehe da – sie scheinen die schwierige Parabel um die richtige Nutzung der Zeit zu verstehen, das beweisen Zwischenrufe. Dies liegt wohl nicht zuletzt an der herrlich farbigen, sehr klaren Inszenierung: Einem Hymnus auf die Lebensfreude steht ein schriller Abgesang auf die Karrieristen gegenüber. Und dazwischen die Weisheit der personifizierten Zeit und die Selbstverständlichkeit eines kleinen Mädchens, für das »die Zeit nützen« einfach leben und lieben heißt. Dazu kommen die grauen Gestalten: »Böse Geister«, welche die Menschen dazu verführen, auf Kosten des Guten und Schönen »Zeit zu sparen«. Alles hat hier seinen Platz, und das junge Publikum geht begeistert mit.

Prächtige Darsteller, komischer Genuss.

Bühnenbild (Vanessa Achilles-Broutin) und Kostüme (Polly Matthies) sind fantasievoll, das Darstellerteam ist eine wahre Pracht. Allen voran Silvia Meisterle als Momo, die zwar um einiges zu groß für die Rolle ist, diese aber schauspielerisch wunderbar ausfüllt. Dazu kommen die köstliche Barbara Spitz als Schildkröte Kassiopeia, Johannes Kaiser als weiser Hora, Uwe Achilles als schwungvoller Geschichtenerzähler, Klaus Rott als eiskalter Anführer der Bösen und viele mehr.
Genussvolles komödiantisches Theater für die Kinder und ihre Begleitung.

Lona Chernel


Kronen Zeitung – 19.02.2005

Nette Typen aus dem Bilderbuch

Sie sind längst unter uns, die grauen Herren der Zeitsparkasse – es bleibt keine Zeit mehr zum Innehalten! Michael Endes »Momo«, einst Lese- und Filmhit, hat nichts an Sinn verloren. Und lässt im Renaissancetheater staunen: Kleine Leute können sehr wohl ruhig zuhören.

Schauspieler inszenieren! Ronald Kuste liegt da voll im Trend, versuchte sich bei Endes unendlicher Erfolgsgeschichte von Momo als Regisseur. Er erzählt die Geschichte vom seltsamen Mädchen, das die Zeit und die Menschen rettet, mit einiger Phantasie, aber theatralisch äußerst einfach. Zeit ist ja bekanntlich Geld. Gilt auch für das Theater!

Schönes Licht und rasche Verwandlung (Stefan Pfeistlinger und Vanessa Achilles-Broutin) kennzeichnen die Aufführung der Fassung für das Theater der Jugend. In 100 Minuten mit Pause geriet Kuste die Sache kurzweilig. Leere genügt ihm für die kalte Welt im Zigarrenqualm der grauen Männer.

Und er kann natürlich auch all die netten Bilderbuch-Typen aufbieten, die im Theater der Jugend zuhause sind und die Kinderherzen erfreuen: Silvia Meisterle als scheue Momo, Uwe Achilles als flunkernder Fremdenführer, Johannes Kaiser als Beppo Straßenkehrer oder Barbara Spitz als skurrile Schildkröte Kassiopeia …

Thomas Gabler