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  • Die zauberhaften Jollies Die zauberhaften Jollies
 

2003/2004

Die zauberhaften Jollies 6 +

von Alan Ayckbourn
Deutsch von Inge Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting


Deutschsprachige Erstaufführung

Stückinfo

Ort: Renaissancetheater, Neubaugasse 36, 1070 Wien
Zeitraum: 02. Juni 2004 - 30. Juni 2004
Premiere: 04. Juni 2004
Regie: Folke Braband

»Meine Damen und Herren, liebe Kinder!
Es ist uns eine große Ehre, Ihnen heute Nachmittag den wunderbaren, unglaublichen, sensationellen Mann vorzustellen – den Mann, der den Naturgesetzen trotzt – Applaus für den Großen Magicoooooooooo!!!«

Alan Ayckbourn. Die zauberhaften Jollies

Was machst du, wenn deine Mutter plötzlich jünger ist als du und dein siebenjähriger Bruder auf einmal ein erwachsener Lackel von fast zwei Metern? – Richtig! Du gerätst in Panik … Und zwar ziemlich heftig …

So ergeht es auch Polly. Denn als sie zusammen mit ihrer Mutter beschließt, den Geburtstag ihres kleinen Bruders Billy in der Zaubershow von Mister Magico zu verbringen, ahnt sie nicht, wie sehr der Besuch ihrer aller Leben verändern wird.

Ach, wären ihre Mutter und der süße kleine Billy doch nie in den mysteriösen Zauberkasten des ebenso mysteriösen Mister Magico gestiegen! Denn irgendwas ist schief gelaufen, und Polly hat es plötzlich mit einer ganz verdrehten Welt zu tun. Richtig konfus wird die Sache schließlich, als ein Polizeiwachtmeister und eine etwas verschrobene Sozialarbeiterin auf die eigentümliche Familie aufmerksam werden und überzeugt sind, sie müssten für Recht und Ordnung sorgen.

An der einen Hand ihre achtjährige Mutter, an der anderen den greinenden XL-Bruder, stolpert Polly in dieser turbulenten Komödie von einem Abenteuer in das nächste …

Der englische Erfolgsdramatiker Alan Ayckbourn hat ein neues Stück geschrieben, speziell für Kinder und solche, die es werden wollen.

Das Theater der Jugend präsentiert die deutschsprachige Erstaufführung des Bühnenhits, der im Stephen Joseph Theatre in Scarborough uraufgeführt wurde.


Aufführungsrechte: Rowohlt Theaterverlag, Reinbek bei Hamburg.

Besetzung

Polly Jolly Silvia Meisterle
Jilly Jolly, 8-jährig Susanna Schaefer
Billy Jolly, 35-jährig Alexander Braunshör
Jilly Jolly, 35-jährig Monika-Margret Steger
Billy Jolly, 8-jährig Franziska King
Mr. Magico Johannes Kaiser
Mdlle. Deliciosa Barbara Spitz
PC Butts Peter Steiner
Mrs. Millstone Monika-Margret Steger
Bostock Horst Eder
Mrs. Amplespoon Barbara Spitz
Rambo Josef J. Borbely
Reisender Uwe Achilles
Regie Folke Braband
Ausstattung und Lichtkonzept Stephan Dietrich
Dramaturgie Marlene Schneider
Assistenz und Inspizienz Eva Maria Gsöllpointner
Regiehospitanz Barbara Hamp

Kritiken

Kronen Zeitung – 06.06.2004

Ein Mädel im Dilemma

Alan Ayckbourn ist der Emsige unter den Komödiantenschreibern auf den britischen Eilanden. Und er schreibt für Groß und Klein! Das Theater der Jugend hat nun für seine letzte Premiere der Saison im Renaissancetheater die deutschsprachige Erstaufführung von »Die zauberhaften Jollies« ergattert.

Ein pfiffiges Mädel gerät in ein arges Schlamassel: In einer dilettantischen Vorstellung des Zauberers Magico (Johannes Kaiser) bekommt der kleine Bruder Körperdimensionen eines Erwachsenen und wird auch noch die Mutter auf ein achtjähriges Mädchen geschrumpft. Prompt treten die Behörden in Form eines Polizisten und einer »Dame« vom Jugendamt auf den Plan – da bleibt ja nur eins übrig: die Flucht! Und so eilen sie von Szene zu Szene, geduldig ertragen sie jedes Dilemma, sogar die menschlichen Gemeinheiten einer drallen Haushälterin mit Namen Amplespoon (Barbara Spitz).

Polly Jolly heißt dieses Mädchen, das Ayckbourn auf eine abenteuerliche Reise schickt. Die Suche nach der Ursprungsform ihrer Lieben ist von einem einfachen Lehrsatz geprägt: Auch Kinder können Verantwortung tragen. Was sich ganz unterhaltsam anhört – etwa wenn Polly ihre Mama ins Bett schickt –, aber durch die etwas bieder-behäbige Übersetzung (Inge Greiffenhagen, Bettina von Leoprechting) beim Witz gebremst wird.

Große Sorgen und neue Freundschaft zu einem possierlichen schwarzen Hund mit Namen Rambo (Josef J. Borbely) hat Silvia Meisterle als Polly mit verlängerter Nase und rotem Haar: Mit Mama Jilly (Susanna Schaefer) und Bruder Billy (Alexander Braunshör) im Schlepptau gefällt sie als gewitzte Problemlöserin mit Herz und Seele.

Regisseur Folke Braband erzählt ihre etwas komplizierte Geschichte in einfachster Theaterart, ohne aber auf Bühnenmagie und Verwandlung zu verzichten (Bühne und Licht: Stephan Dietrich). Einfach nett!

Thomas Gabler


Der Standard – 08.06.2004

Wir sind in uns selbst verschieden alt

Eine Geschichte über das Bewusstsein des eigenen Alters – das ist das jüngste Kinderstück Alan Ayckbourns. Im einem von ihm bewohnten alten Pfarrhof in einem gottverlassenen alten englischen Seebad erdachte sich der Erfolgsautor eine völlig verrückte Familienkonstellation: Durch einen nicht patentierten Trick in einer Zaubershow wird aus dem achtjährigen Sohnemann Billy ein Zweimeterbursche und aus dessen Mutter (eigentlich 35, Susanna Schaefer) ein kleines Mädchen. Bloß eine Tochter bleibt, was sie war: elf und ziemlich tapfer (Silvia Meisterle).

Die witzigen Momente dieses ungewöhnlichen Märchen-Road-Movies ergeben sich fortan alle aus dem Widerspruch zwischen Alter und Aussehen. Billy (Alexander Braunshör) wird in der Not zum »Vater« und kotzt der Dame vom Jugendamt ein Häufchen unverdauter Süßigkeiten ins Handtäschchen.

Regisseur Folke Braband findet für die solide Inszenierung der Zauberhaften Jollies ein schönes Schlussbild: Hinter transparenten Leinwänden, auf die die Figuren in verschiedenen Altersstufen projiziert wandeln, finden die richtigen dann zueinander.

afze


Wiener Zeitung – 09.06.2004

Gemeinsam geht's leichter

Was tut eine Elfjährige, deren jüngerer Bruder plötzlich aussieht wie ein Erwachsener und deren Mutter von einer Sekunde auf die andere für ihre kleine Schwester gehalten wird?

Im Fall von Polly Jolly, der Hauptfigur aus Alan Ayckbourns Kinderstück »Die zauberhaften Jollies«, das jetzt vom Theater der Jugend im Renaissancetheater zur deutschsprachigen Erstaufführung gebracht wurde, tut sie das einzig Richtige: Sie versucht ihrer Familie zu helfen so gut sie kann, denn gemeinsam geht alles leichter.

Was war geschehen? Mrs. Jolly ging mit ihren beiden Kindern in den Zirkus. Ein Magier lud ein, einen magischen Raum zu betreten. Der achtjährige Billy folgte der Einladung und kam als dreißigjähriger Mann heraus. Die Mutter, die glaubte, ihr Sohn befände sich noch immer hinter dem Vorhang, ging ebenfalls hinein und heraus kam eine Achtjährige. Dass dies zu unendlichen Problemen führt, noch dazu, da die beiden ihre ursprüngliche Wesensart behielten, kann sich wohl jeder denken.

Folke Braband inszenierte voll Schwung und tollen Einfällen mit exzellenten Darstellern. Die anderen mögen verzeihen, aber am längsten in Erinnerung bleiben wird einem wohl der riesige tolpatschige Hund (Josef J. Borbely). Schauspielerisch ausgezeichnet sind Silvia Meisterle und Susanna Schaefer, beeindruckend Johannes Kaiser und Uwe Achilles. Ihnen zur Seite: Monika-Margret Steger, Franziska King, Barbara Spitz, Alexander Braunshör, Horst Eder, Peter Steiner. Sehr hübsch die Ausstattung und das Licht von Stephan Dietrich.

Lona Chernel


Kurier – 09.06.2004

Falscher Geist in falschem Körper

So eine Zaubershow kann unerwünschte Folgen haben. Vor allem dann, wenn ein dilettantischer Magier Pollys Mutter in den Körper einer Achtjährigen und dafür Pollys kleinen Bruder in den Körper eines erwachsenen Mannes steckt. Doch in Alan Ayckbourns »Die zauberhaften Jollies« nimmt die elfjährige Polly alle Herausforderungen an und besteht mit ihrer Familie so manches Abenteuer.

Für das Theater der Jugend hat Regisseur Folke Braband die österreichische Erstaufführung von Ayckbourns Komödie sicher in Szene gesetzt; gegen die Schwächen des Stückes (und der etwas trägen Übersetzung) kämpft Braband im Renaissancetheater mit wechselndem Erfolg an. Die Grundidee – falscher Geist in falschem Körper – ist gut. Doch der britische Vielschreiber Ayckbourn schöpft nicht alle Möglichkeiten aus. Zwar darf Polly ihre Mutter kommandieren, zwar halten Text und Regie einige Spitzen gegen die geistig gar nicht so elitären Erwachsenen bereit – mehr Biss wäre aber schön gewesen.

Umso engagierter ist dafür das Spiel von Silvia Meisterle, die als resolute Polly auch böse Verwalterinnen (Barbara Spitz) und riesige Hunde (Josef J. Borbely) bändigt. Dazu bewähren sich Susanna Schaefer als »geschrumpfte« Mutter und Alexander Braunshör als Riesenbaby. Nett.

Peter Jarolin